Das denken Anwender über SAPs Pläne bei Cloud und HANA

Die Deutschsprachige SAP Anwendergruppe (DSAG) stellt auf dem 15. Jahreskongress auch die Ergebnisse einer Mitgliederbefragung vor, die im Sommer durchgeführt wurde. Das wichtigste Ergebnis: In den nächsten fünf Jahren wird es auf ERP-Seite bei deutschen Unternehmen so gut wie keine reinen Cloud-Installationen geben.

So herrsche zwar Interesse an neuen Funktionen wie Cloud oder HANA, doch die Mehrzahl der 524 befragten Mitglieder stehen neuen Entwicklungen eher skeptisch gegenüber. Die Business Suite on HANA ist damit lediglich für 16 Prozent der Anwender ein Thema. Für mehr als 80 Prozent der Anwender ist hingegen das Innovationspotential im Unternehmen noch nicht erkennbar. Daher fordert die DSAG den Hersteller ein weiteres Mal auf, anhand von Beispiel zu zeigen, wie HANA betriebswirtschaftliche Standardprozesse verbessern kann.

Software-as-a-Service ist in den DSAG-Mitgliedsunternehmen für gut ein Drittel Realität. Das ergab die sich auf den allgemeinen Einsatz von Software-Lösungen in der Cloud bezogene DSAG-Investitionsumfrage 2014 vom Januar.

Was die Verlagerung von kompletten ERP-Systemen in die Cloud betrifft, zeichnet die aktuelle Umfrage ein anderes Bild. Lediglich fünf Prozent der Befragten in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) halten ERP in der Cloud in den nächsten fünf Jahren für ein realistisches Szenario. Wie sich zeigt, ist man hybriden Modellen jedoch etwas aufgeschlossener gegenüber: 18 Prozent der befragten CIOs erwägen, hybride Teil-Modelle einzusetzen.

“ERP-Systeme zählen in den meisten Unternehmen zu den komplexesten IT-Lösungen. Veränderungen in diesem Umfeld werden daher nur sehr vorsichtig vorgenommen”, erklärt Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der DSAG.

Im Hinblick auf ERP-Systeme in der Cloud sehen die Befragten Vorteile wie sinkende Total-Cost-of-Ownership. Positive Effekte sind laut Umfrage auch bei der Internationalisierung und der schnelleren Nutzung von neuen Funktionen zu erwarten.

Allerdings sehen die Anwender auch Probleme bei Eigenentwicklungen, notwendigen Schnittstellen und in der verstärkten Abhängigkeit von Dienstleistern.

Der Schutz von Unternehmens-Know-how ist für die Anwender ebenfalls diskussionswürdig. Lenk: “Bei der Transformation von kritischen Geschäftsprozessen in die Cloud müssen die Rahmenparameter stimmen. Solange die Risiken die Chancen übersteigen, werden SAP-Kunden nur unkritische Teilprozesse verlagern.”

Die Befragten sehen bei der Anwenderfreundlichkeit, bei der Abbildung neuer Prozesse oder beim Test- und Schulungsaufwand von Updates nur wenig Veränderung. Dennoch bleibe zu klären, wie SAP mit Anpassungen und Eigenentwicklungen umgeht und welche Möglichkeiten bei der Integration von Schnittstellen angeboten werden.

Ein eher untergeordnete Stellung nimmt derzeit unter SAP-Anwendern die Frage nach der Business-Suite on HANA ein. Obwohl sich SAP bei Lizenzfragen auf die Anwender zubewegt habe, sind Anwenderunternehmen mit Investitionen in dieses Produkt zurückhaltend. Statt dessen priorisieren Konsolidierungs- und Rollout-Projekte als wichtiger ein. Immerhin stellen derzeit rund fünf Prozent der Befragten ihre Landschaft auf die Business Suite on HANA um oder haben diese bereits abgeschlossen. Weitere elf Prozent planen laut DSAG-Umfrage deren Einsatz.

Mehr als 80 Prozent der Umfrageteilnehmer erklären aber auch, dass sie sich mit der Business Suite on HANA nicht beschäftigen. Warum? Lenk fasst die Antworten zusammen: “Es sind nicht primär die Kosten oder das technische Verständnis. Das Grundproblem besteht darin, dass für viele Kunden kein Business Case zu erkennen ist. Viele Unternehmen sehen zurzeit kein Innovationspotenzial für ihre Geschäftsprozesse.”

Auch die amerikanische SAP-Anwendergruppe ASUG kam in einer Umfrage im Sommer 2014 zu ähnlichen Ergebnissen. Etwa 75 Prozent derjenigen US-Unternehmen, die bislang noch keine HANA-Produkte gekauft hatten erklärten, dass sie keinen Business-Case ausmachen könnten, der die Investition in HANA rechtfertigen würde. Für die Studien-Teilnehmer aus den USA bedeuten auch Zeitpläne, Upgrade-Zyklen und ein Mangel an Fachpersonal Hemmnisse bei der Einführung von HANA. Jedoch in niedrigeren Prozentzahlen.

“Bei der Business Suite on HANA muss SAP an der Nutzendarstellung arbeiten. Es gilt, Beispiele zu liefern, wie HANA es ermöglicht, betriebswirtschaftliche Standardprozesse innovativ zu verbessern oder wie HANA hilft, durch einfachere IT-Strukturen Kosten zu sparen. Daran werden wir gemeinsam mit SAP arbeiten”, so Lenck. Darüber hinaus fordert die DSAG eine stärkere fokussierung auf den Kunden und die Schaffung einer echten User Experience.

Redaktion

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