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China versinkt in IT-Müll aus den USA

“Der Export von Elektronikschrott ist das schmutzigste Geheimnis der Hightech-Revolution. Technologiebranche und Regierungen schauen weg, während Schrotthändler, die das Zeug in die dritte Welt verschieben, sich auch noch das schöne Etikett ‘Recycling’ geben.” Die US-Organisation Silicon Valley Toxics Coalition ist empört über den Umgang der USA mit Elektronikschrott. 90 Prozent des elektronischen Mülls des Landes landen in China. Gleichzeitig wird in der EU derzeit an einem millionenschweren Rücknahmesystem gefeilt.
Während der Absatz von PCs und Notebooks weltweit steigt, wachsen auch die Berge mit giftigem Elektronikschrott. Der Transfer gefährlicher Abfälle wurde bereits 1989 durch die Basler Konvention verboten. 15 Jahre später haben die USA das Vertragswerk als einziges Erste-Welt-Land noch nicht ratifiziert. Stattdessen wird der IT-Schrott zum Großteil in China meist von Gastarbeitern zu einem Hungerlohn recycelt. In der Praxis bedeutet das, dass die Computerteile oft über offenem Feuer verbrannt und mit Säuren behandelt werden, um Kupfer und andere Metalle zu extrahieren.

Der Schaden für Mensch  und Umwelt ist kaum abzuschätzen. Denn Monitore enthalten zum Beispiel Cadmium und Blei, in Leiterplatten kommen Arsen und Brom vor, in Batterien schlummert Quecksilber. “Man könnte diese Angelegenheit viel einfacher kontrollieren, aber die USA handeln einfach nur verantwortungslos”, sagt Jim Bucket, der das ‘Basel Action Network’ koordiniert. Die Organisation hat bereits vor zwei Jahren über die US-Praktiken aufgeklärt.

Unterdessen will die EU Hersteller ab August 2005 zwingen, ausgemusterte Geräte umweltfreundlich zu entsorgen. Damit fangen die Probleme jedoch erst an. Umweltministerium, Hersteller und Kommunen feilschen um die Umsetzung der Richtlinie und schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu. Wie meist geht es um die Kosten. Experten schätzen, das ein Rücknahmesystem die ITK-Branche jährlich rund 100 Millionen Euro kosten wird.

Während Politik und Industrie streiten, wächst der IT-Müllberg ungehindert weiter. Jährlich werden derzeit rund 130 Millionen PCs verkauft. Über eine Milliarde sind im Einsatz. Die Hälfte davon wird nach Experteneinschätzungen in drei Jahren wieder ausgemustert sein. Um der Flut Herr zu werden, hat China die Notbremse gezogen. Schiffe, die mit illegalem IT-Schrott an Bord chinesische Häfen anlaufen, werden seit Anfang dieses Jahres kurzerhand wieder zurückgeschickt. Wo dieser Müll dann landet, kann niemand so genau sagen.

Silicon-Redaktion

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