Verlust digitaler Daten kostet Europa Milliarden

Ein “digitales Mittelalter” drohe der Menschheit, wenn nicht mehr in den Support für ältere Dateiformate getan werde, warnt der Chef des britischen Nationalarchives.

Das wachsende Problem des Zugangs zu Informationen, die in älteren Dateiformaten gespeichert sind, sei eine “tickende Zeitbombe”, so Natalie Ceeney, CEO der National Archives im Vereinigten Königreich.

Doch bereits jetzt lasse sich das Problem quantifizieren. Eine Untersuchung der British Library etwa ergab, dass in Europa jährlich etwa 3 Milliarden Euro durch Probleme mit Inkompatibilitäten vernichtet werden. So speichern die National Archives nicht nur Dokumente aus 900 Jahren sondern inzwischen auch mehr als 580 Terabyte Daten in Dateiformaten, die von Herstellern nicht mehr unterstützt werden.

“Wenn man ein Blatt Papier in den Schrank legt, kann man ziemlich sicher sein, dass es in 100 Jahren auch noch da ist”, erklärte Ceeney. Inzwischen sei es jedoch bereits ein Problem mit einem modernen Computer, Daten von einer Floppy Disc zu lesen, die vielleicht drei bis vier Jahre alt ist. Tatsächlich seien digitale Informationen von Natur aus flüchtiger als Papier. Wenn es jedoch darum ginge, die schnelle Entwicklung bei Hard- und Software zu archivieren, bekäme man schnell ein Problem.

Daher müssten diese Informationen genauso haltbar gemacht werden, wie sie es auf Papier geschrieben wären. Inzwischen seien sogar einige Datenbestände für immer verloren, weil schlicht die Programme dafür nicht mehr existieren. Und das sei inzwischen ziemlich häufig der Fall. Daher gelte es, dieses Problem einzudämmen. Die größte Schwierigkeit dabei sei, so berichtet die Archivleiterin gegenüber der BBC, dass in den meisten dieser Fälle, die Formate proprietär sind. So seien einige Microsoft-Dokumente nicht nur mit denen anderer Hersteller inkompatibel, sondern auch mit den verschiedenen Versionen des gleichen Programms.

Von Microsoft heißt es, das Unternehmen habe die Strategie bei den Dateiformaten geändert. Um ein größeres Maß an Kompatibilität gewährleisten zu können, habe man nun Office Open XML entwickelt.

Daneben haben die National Archives und der Hersteller Microsoft nun eine Vereinbarung getroffen. In virtualisierten Umgebungen sollen auf modernen PCs die alten Versionen der Betriebssysteme emuliert werden. In welchen Medien, diese Informationen gespeichert sind, sei hingegen weniger relevant. Die größte Schwierigkeit, sei das Lesen der Daten. “Backup ist wichtig, aber Backup ist keine Archivierung.”

Dieses Problem betrifft jedoch nicht nur große Archive oder Bibliotheken. Auch kleinere Unternehmen, Beratungshäuser, Autoren oder Wissenschaftler sollten sich auf Probleme einstellen. Jeder der Daten länger als 15 Jahre speichert, stehe demnach vor großen Herausforderungen.