Inder sollen bei T-Systems groß einsteigen

Als weiteren Schritt nach den personellen Abbauwellen der vergangenen Jahre erfindet sich die Deutsche Telekom auch bei ihrer Services-Sparte neu: T-Systems soll in “Teilen” an den indischen Beratungs- und Dienstleistungskonzern Tata “gebunden werden”, berichtete das Handelsblatt unter Berufung auf das deutsche Konzernumfeld.

Dafür muss die gewachsene und unter großen Schwierigkeiten mit anderen Systemhäusern wie der Debis fusionierte Firma aber zunächst einmal wieder zerschlagen werden. Vorstandssprecher Rene Obermann von der Deutschen Telekom AG (DTAG) soll aber bereits von konkreten Fortschritten bei der Partnersuche gesprochen haben. Allerdings noch nichts davon, wie und wann T-Systems in welche Teile geteilt werden könnte.

Das könnte auch noch einige Jahre so weitergehen: Obermann sicherte sich demnach durch den Ausdruck die “Komplexität der Transaktion” werde einen Vertragsabschluss aber noch einige Zeit verzögern, vor jeglicher Festlegung ab. Sicher ist einstweilen, dass die Globalisierung nicht vor der Services-Branche halt machen wird. Das betonte erst kürzlich Thomas Reuner, Research Director bei IDC Europe, gegenüber silicon.de.

Er zeigte sich beim Thema Outsourcing und Globalisierung in der deutschen IT-Services-Branche sicher, dass eine Partnerschaft der großen Inder mit T-Systems eine Türöffnerfunktion haben würde. Sie könnte gar den stark fragmentierten deutschen IT-Dienstleistungsmarkt ein bisschen konsolidieren. Jedoch verwies er auf die Erfahrungen der “schwer verdaulichen Integrationen von Debis, Systematics oder Ploenzke”. Diese Beispiele sollten nicht vergessen werden. “Aus Sicht von IDC sind in dem Themenkomplex Globalisierung und Offshoring weitere Aspekte entscheidend: Die Reduzierung der Debatte auf das Thema Kosten-Arbitrage vernachlässigt die wirkliche Dynamik im IT-Services Markt. Anbieter aus Niedriglohnländern werden zunehmend signifikante Verträge gewinnen, die verstärkt auch Transformationsprojekte miteinbeziehen werden.”

In nicht allzu ferner Zukunft könnte sich zeigen, ob Reuner recht hatte mit seiner Einschätzung. Schließlich sprachen nicht näher benannte konzernnahe Kreise gegenüber dem Handelsblatt davon, dass ein Vertragsabschluss mit den neuen Partnern in den nächsten Tagen schon zu vermelden sein dürfte. Es gebe aber noch einige offene Punkte zu klären. Tata sei für T-Systems ein idealer Partner, da die Gesellschaft über viele Mitarbeiter in Niedriglohnländern verfüge. Die Telekom-Tochter könnte darüber ihre im Vergleich zu Wettbewerbern vergleichsweise hohen Lohnkosten in den Griff bekommen, hieß es.

Für die DTAG scheint dabei im Mittelpunkt zu stehen, wie der Bonner Konzern schnell und einfach in ferne Länder expandieren kann, vor allem im Großkundengeschäft. Dazu könnte der Bereich Systems Integration mit rund 18.000 der insgesamt 56.000 Beschäftigten in die Partnerschaft eingebracht werden, spann die Zeitung den Gedanken weiter. Geplant sei nach Angaben aus Konzernkreisen zudem eine Verschlankung der Einheit. Allerdings ist T-Systems heute schon ein konzerninternes Schwergewicht und bringt mit einem jährlichen Umsatz von zuletzt 13 Milliarden Euro rund ein Fünftel der Konzernerlöse herbei. T-Systems gilt dennoch als problembelastet – die Margen sollen hinter denen der anderen Bereiche bleiben. Für Obermann war der nächste Schritt logisch: die Suche nach einem finanzstarken Partner.

Silicon-Redaktion

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