Profitiert die IT-Branche von der Krise?

Eher pessimistische Beobachter verweisen darauf, dass sich eine Rezession in den Auftragsbüchern der IT-Firmen und auf dem IT-Arbeitsmarkt niederschlagen dürfte. So habe mit SAP bereits ein Branchenschwergewicht Sparmaßnahmen verhängt.

Auch IDS Scheer schockte am 10. Oktober mit einer Gewinnwarnung. Wie bei SAP ist auch bei IDS Scheer das Geschäft mit den Software-Lizenzen im September eingebrochen. “Die Geschäftszahlen wurden in den letzten Wochen von den unerwartet starken Marktunsicherheiten belastet”, hieß es. Man plane einen weiteren Umbau des Unternehmens. Auch ein Stellenabbau werde geprüft.

Der Marktforscher Forrester sieht auch IT-Dienstleister wie Accenture, HP und IBM unter steigendem Druck. Nach einer Forrester-Studie vom 8. Oktober sind die IT-Dienstleister von der Krise unmittelbar betroffen – etwa, wenn ein Kunde aus der Finanzwirtschaft durch eine Pleite über Nacht vom Markt verschwindet.

Die Kunden der IT-Dienstleister beginnen laut Forrester, vereinbarte Projekte zu verzögern. Derzeit würden die Projekte zwar nicht völlig abgebrochen, jedoch um drei bis sechs Monate verschoben. Zudem arbeiteten die Kunden mit weniger IT-Dienstleistern zusammen und versuchten, die Preise neu zu verhandeln.

Die IT-Dienstleister seien zunächst davon ausgegangen, die Service-Gebühren in diesem Jahr um 10 bis 15 Prozent steigern zu können. Daraus dürfte jedoch nichts werden. Vielmehr sei ein Rückgang um 2 bis 5 Prozent wahrscheinlich.

Wie SAP-Chef Henning Kagermann in einem Interview mit der Bild-Zeitung, so warnt auch Forrester vor Panik. Die IT-Dienstleister sollten behutsam vorgehen und sich auf ihre Stärken besinnen. Die Dienstleister sollten die weltweite Präsenz ausbauen, flexible Preismodelle anbieten und den Wert von IT-Services für den Geschäftserfolg der Kunden betonen.

Andere Branchenbeobachter meinen, dass es nicht nur keinen Anlass zur Panik gibt, sondern dass die IT-Branche unter dem Strich von der Finanzkrise profitieren könnte. Schicken sich die westlichen Staaten doch gerade an, die Finanzwirtschaft zu regulieren – etwa damit, dass Banken teilweise in Staatsbesitz gelangen. Das bedeute: einer Masse neuer Geschäftsvorfälle und Bestimmungen, die mit IT-Systemen dokumentiert und abgesichert werden müssen.

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Silicon-Redaktion

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