Categories: CloudManagement

Cloud Computing wird verschwinden, die Idee nicht

So setzen bislang nur wenige Unternehmen tatsächlich voll auf Cloud Computing. Sicherlich leidet das Thema derzeit unter den aus Marketing-Gründen oft geschürten überzogenen Erwartungen. Dennoch wird sich die grundsätzliche Idee des Cloud Computing mittelfristig bei den Unternehmen durchsetzen.

Was unter Cloud Computing tatsächlich zu verstehen ist, wird oft künstlich weit gefasst und bleibt daher im weiten Feld zwischen der flexiblen Bereitstellung von IT-Software und -Kapazitäten bis hin zu Internet-Applikationen, Collaboration-Software und Video Conferencing häufig übermäßig wolkig. Zusammenhängend mit dieser sehr weiten Abgrenzung des Cloud Computing werden oft überzogene wirtschaftliche Erwartungen geschürt. So sollen die Unternehmen mit Cloud Computing beispielsweise knapp 80 Prozent ihrer IT-Energiekosten einsparen können.

Bei all den positiven Erwartungen geht jedoch die eigentliche Idee hinter dem Modewort oft verloren. So ist das Cloud Computing grundsätzlich eine Spielart des Outsourcings. Dabei geht es darum, dass sich der Anwender auf seine Kernkompetenz konzentriert und andere Geschäftsbereiche an spezialisierte Dienstleister auslagern kann. Demnach werben die Cloud-Anbieter damit, Speicherkapazität und Software über das Web orts- und geräteunabhängig anzubieten und diese bedarfsgerecht schnell anpassen zu können. So kann der Cloud-Anwender insbesondere die allein für die wenigen Momente der Spitzenlast ausgelegten IT-Kapazitäten abbauen und Großteile dieses Fixkostenblocks in variable Kosten umwandeln. Dieses Geschäftsmodell scheint insbesondere Chancen für neugegründete Unternehmen, die noch keine eigene Infrastruktur aufgebaut haben, und mittelständige Unternehmen, für die es eine Herausforderung darstellt, ihre IT auf dem neuesten Stand zu halten, zu eröffnen.

Entgegen dieses ersten Anscheins verweisen empirische Untersuchungen allerdings auf eine durchaus überraschende Zurückhaltung gegenüber Cloud Computing – die je nach Größe und Branchenzugehörigkeit des Unternehmens nochmals deutlich variiert. So spricht in einer Befragung des Marktforschungsinstituts techconsult lediglich jedes zehnte deutsche mittelständische Unternehmen davon, Cloud Computing bereits zu nutzen.

Diese deutliche Zurückhaltung der Mittelständler geht sicherlich auch auf die mit überzogenen Erwartungen verbundenen Enttäuschungen bei der Evaluierung von Cloud-Computing-Projekten zurück. So sagen mehr als die Hälfte der vom Forschungsinstitut Deloitte befragten Unternehmen, dass sie vom Cloud Computing enttäuscht sind (s. Grafiken). Dazu passend verweist das Forschungsinstitut Aberdeen Research darauf, dass die von den Unternehmen erzielten Kosteneinsparungen in vielen Fällen vernachlässigbar klein sind; die Gesamtkosten für die Unternehmen zuweilen sogar insgesamt steigen.

Im Gegensatz zu den Mittelständlern befassen sich Großunternehmen zumeist wesentlich konkreter mit den Vorteilen des Cloud Computing und testen die Möglichkeiten in beschränkten Geschäftsbereichen. Gleichwohl hegen etliche Unternehmen wesentliche Sicherheitsbedenken gegenüber dem Ansatz, vertrauliche Daten außerhalb des eigenen Unternehmens auf physischen Laufwerken vorzuhalten, die weltweit verteilt sein können und auch von anderen Cloud-Anwendern genutzt werden. Darum tendieren die Großunternehmen dazu, speziell zugeschnittene Cloud-Computing-Lösungen (Private Cloud) umzusetzen, die den eigenen Anforderungen wesentlich näherkommen – nicht zuletzt auch gefühlt.

Abschließend ist festzuhalten, dass Cloud Computing derzeit sicherlich unter den aus Marketing-Gründen oft geschürten überzogenen Erwartungen leidet. Daher ist es gut möglich, dass nach dem Hype in wenigen Jahren keiner mehr den Begriff Cloud Computing verwenden wird. Gleichwohl hat die hinter dem Modewort stehende grundsätzliche Idee der Spezialisierung und Konzentration auf das Kerngeschäft aber mittelfristig gute Aussichten, in einer Welt mit global organisierten Wertschöpfungsketten umgesetzt zu werden – unabhängig von dem dann verwendeten Begriff.

Silicon-Redaktion

View Comments

  • Artikel "Cloud-Computing wird verschwinden"
    Die Überschrift dieses Artikels ist ziemlich irreführend. Wie jede neue Technologie unterliegt auch Cloud-Computing erst einmal einem "Hype", der alle eventuellen Vorteile hochjubelt. Man denke nur an die Anfangszeiten von UNIX, dem PC oder dem Internet. Schaut man sich die Grafik von DB Research an, so wird deutlich, dass die erhofften Vorteile zwar nicht in der erwarteten Größenordnung eingetroffen sind, dennoch aber durchaus im signifikanten Bereich liegen. Wenn man den "Hype-Malus" abzieht, sehen die Umfrageergebnisse eigentlich recht positiv aus, da sie alle deutlich über "Null" liegen.

    Frank Raudszus

Recent Posts

EM 2024: Fußballfest für Cyberangriffe

Kurz vor der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland nehmen die Cyberbedrohungen für Sportfans zu, warnt Marco Eggerling…

6 Stunden ago

CRM: Die Qual der Wahl

Software für das Customer Relationship Management muss passgenau ausgewählt und im Praxistest an das einzelne…

7 Stunden ago

Kubernetes in Cloud-Umgebungen

Ein elementarer Bestandteil einer effektiven Cloud-Strategie ist nach erfolgter Implementierung die künftige Verwaltung des Dienstes.

3 Tagen ago

Aras erweitert seine PLM-Plattform

Die Neuerungen sollen den Digital Thread, die Low-Code-Entwicklung, die Visualisierung komplexer Baugruppen und das Lieferantenmanagement…

3 Tagen ago

Manufacturing-X: Zurückhaltung überwiegt

Eine Bitkom-Umfrage attestiert der Datenraum-Initiative des Bundes hohe Bekanntheit in der Industrie. Doch noch ist…

3 Tagen ago

Ransomware „Marke Eigenbau“

Ransomware-as-a-Service ist ein lukratives Geschäft und in den Händen professionell organisierter Gruppen. Jetzt können Kriminelle…

4 Tagen ago