IPCom mahnt deutsche HTC-Händler ab

Von der Abmahnwelle des Patentverwertes IPCom sind neben Mobilfunkanbietern auch Handelsketten wie Media-Saturn betroffen. Bislang gilt eine einstweilige Verfügung gegen HTC; ein Gerichtsentscheid, der Händlern den Vertrieb von HTC-Geräten untersagt, liegt bislang jedoch nicht vor.

“Es ist bedauerlich, dass IPCom bereit ist, alles nur Erdenkliche zu tun und auch unsere Kunden zu kontaktieren, um die unserer Ansicht nach unverhältnismäßigen und ungerechtfertigten Ansprüche durchzusetzen”, teilt der taiwanische Handyhersteller HTC mit.

HTC hat den Partnern Hilfe zugesagt und erklärt, das in den Abmahnungen genannte Patent werde wahrscheinlich schon bald für ungültig erklärt. “Wir werden unsere geschäftlichen Interessen weiter energisch verteidigen – und auch die unserer Kunden und Partner.”

Vor drei Jahren hatte IPCom eine Patentklage gegen HTC gewonnen. HTC soll das Schutzrecht EP 1.186.189 verletzen. Es beschreibt ein “Verfahren zur Vergabe von Zugriffsrechten auf mindestens einen von mehreren Teilnehmerstationen gemeinsam nutzbaren Telekommunikationskanal eines Telekommunikationsnetzes an mindestens eine Teilnehmerstation”.

HTC reichte Berufung ein, zog diese aber Ende November überraschend zurück. IPCom forderte HTC daraufhin auf (PDF), den Vertrieb aller UMTS-fähigen Geräte umgehend einzustellen.


Bernhard Frohwitter, Geschäftsführer IPCom.

Allerdings beziehen sich die Abmahnungen von IPCom nicht auf das Patent 1.186.189, sondern auf ein #100a genanntes Schutzrecht, bei dem es sich um eine sogenannte Teilanmeldung handelt, die wiederum das ursprüngliche Patent ergänzen soll. Bisher gibt es jedoch kein Gerichtsurteil, das HTC Verstöße gegen die Ergänzung vorwirft.

In einer Pressemitteilung von HTC heißt es, derzeit laufe ein Einspruchsverfahren gegen das Patent und es gebe Anzeichen dafür, dass es bei einer Anhörung am 24. April 2012 widerrufen werde.

IPCom beruft sich jedoch darauf, dass es in Deutschland und Großbritannien in Bezug auf das Schutzrecht #100a Urteile gegen Nokia gibt. Die Finnen seien zwar in Berufung gegangen, IPCom könne aber trotzdem verlangen, dass der Verkauf von HTC-Handys eingestellt werde. “Wir gehen nicht gegen konkrete Geräte wie das HTC ChaCha oder das Nokia E60 vor”, sagte Bernhard Frohwitter, Chef von IPCom. Ziel sei vielmehr ein Standard, dessen Bedeutung jeder kennen sollte. Rechtliche Grundlage für die Abmahnungen sei, dass sich Einzelhändler auch ohne Gerichtsurteil an Patente halten müssten.

HTC argumentiert wiederum, dass das in Deutschland ergangene Urteil nur für ein hierzulande nicht mehr angebotenes Smartphone gelte. Alle anderen Geräte seien nun so gestaltet, dass sie das Patent 1.186.189 nicht mehr verletzten. IPCom behauptet aber, dass sich das Urteil auf alle 3G-Mobiltelefone von HTC bezieht, also auch auf die, die sich derzeit im Markt befinden.

Silicon-Redaktion

View Comments

  • Patente usw.
    Es ist schon erstaunlich was sich Alles patentieren lässt und wieviel Geld Anwälte mit Klagen verdienen können.
    Wen vertritt eigentlich IPCom? Ist es auch wieder nur einer von den Rechteverwertern?
    So werden gute Ideen nicht bis zum Ende gedacht.

Recent Posts

EM 2024: Fußballfest für Cyberangriffe

Kurz vor der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland nehmen die Cyberbedrohungen für Sportfans zu, warnt Marco Eggerling…

2 Tagen ago

CRM: Die Qual der Wahl

Software für das Customer Relationship Management muss passgenau ausgewählt und im Praxistest an das einzelne…

2 Tagen ago

Kubernetes in Cloud-Umgebungen

Ein elementarer Bestandteil einer effektiven Cloud-Strategie ist nach erfolgter Implementierung die künftige Verwaltung des Dienstes.

5 Tagen ago

Aras erweitert seine PLM-Plattform

Die Neuerungen sollen den Digital Thread, die Low-Code-Entwicklung, die Visualisierung komplexer Baugruppen und das Lieferantenmanagement…

5 Tagen ago

Manufacturing-X: Zurückhaltung überwiegt

Eine Bitkom-Umfrage attestiert der Datenraum-Initiative des Bundes hohe Bekanntheit in der Industrie. Doch noch ist…

5 Tagen ago

Ransomware „Marke Eigenbau“

Ransomware-as-a-Service ist ein lukratives Geschäft und in den Händen professionell organisierter Gruppen. Jetzt können Kriminelle…

6 Tagen ago