Feinstaub-Alarm: Niedersachsen mustert 4000 Samsung-Drucker aus

Auf dem Prüfstand: Mono-Laserdrucke vom Typ Samsung ML 3471 ND. Quelle: Samsung.

Eigentlich sollte bei der Überprüfung ermittelt werden, ob die drei schweren Krankheitsfälle im Amtsgericht Burgwedel durch Baumaterialien ausgelöst worden sein könnten. Von den dabei routinemäßig untersuchten 13 Druckern vom Typ Samsung ML 3471 ND überschritten zwölf den Grenzwert für die Emission von Feinstaubpartikeln. Wie Ministeriumssprecher Jörn Westermann gegenüber der HAZ sagte, wird die Austauschaktion runde eine Million Euro kosten.

Das mit der Untersuchung beauftragte Bremer Umweltinstitut konnte zwar keine Hinweise dafür finden, dass die Gesundheit der Justizmitarbeiter durch die Feinstaubpartikel aus den Druckern beeinträchtigen werden könnte, wollte sich aber wohl auch nicht auf das Gegenteil festnageln lassen. Die Justizverwaltung hat sich daher vorsichtshalber zum Austausch der Geräte entschlossen.

Den Herstellern von Laserdruckern wird das gar nicht schmecken: Sie hatten es schließlich erst Anfang 2011 geschafft, die aus ihrer Sicht leidige Diskussion um Emissionen ihrer Geräte zu beenden. Damals hatten sie die Ergebnisse eines im Auftrag des Bitkom vom Fraunhofer Wilhelm-Klauditz-Institut durchgeführten zweijährigen Tests vorgelegt wonach Laserdrucksysteme kaum Feinstaub oder Tonerpartikel aus stoßen. Bei den Emissionen ultrafeiner Partikel (UFP) handelt es sich demnach überwiegend nicht um Feststoffe, sondern um verdampfbare Produkte. Im Rahmen der Studie waren 26 Geräte auf Partikelemissionen untersucht worden.

“Die Ergebnisse widerlegen irreführende Vergleiche von Partikeln aus Laserdrucksystemen mit nachweislich gesundheitsgefährdenden Partikeln aus dem Straßenverkehr und Zigarettenrauch”, sagte Isabel Richter, Umwelt-Expertin beim Bitkom damals. “Die untersuchten UFP aus Laserdrucksystemen haben grundlegend andere physikalische und chemische Eigenschaften.”

Anorganische Verbindungen wie Schwermetalle seien in den Partikelemissionen der Geräte lediglich in vernachlässigbarer Konzentration gefunden worden. Die Menge ultrafeiner Partikel aus Laserdrucksystemen sei vergleichbar mit denen alltäglicher Tätigkeiten – beispielsweise Kochen und Backen. Auf diese Stellungnahme verweist Samsung auch in einer Stellungnahme gegenüber dem IT-Fachhandelsblatt Channelpartner.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) konstatierte 2009 zwar ein Risiko für Krebserkrankungen durch Tonerstaub – allerdings nur bei Personen, die regelmäßig Servicearbeiten durchführen oder die mit dem Recycling von Tonerkartuschen beschäftigt sind. Unabhängig von einem möglichen Gefährdungspotenzial durch Tonerstaub raten die Experten jedoch, die Belastungen durch Laserdrucker zu reduzieren, und bieten eine Broschüre mit möglichen Maßnahmen zum Download an.

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Redaktion

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  • Menschen werden immer hysterischer je mehr Hirnwäsche sie durch die öffentlich-rechtlichen Medien bekommen.
    Feinstäube gibt es und gab es schon immer überall. Tagtäglich in der Natur, wenn es mal nicht gerade regnet. Die Politik würde dafür wohl am liebsten den lieben Gott ausmustern oder verbieten, oder Wüstenstürme per Gesetz untersagen, deren Feinstäube auch im Lande Hystericus Germanicus angelangen. Und die Simulanten hätten einen Grund weniger, sich krank schreiben zu lassen.

    • @Hajo: Das hat was für sich. Wie vor ein paar Monaten zu lesen war, ist in einem Postverteilzentrum in der Schweiz aus einem Briefumschlag weisses Pulver herausgerieselt. Sofort wurde Katastrophenalarm ausgelöst und Polizei, Sanität und Feuerwehr rückten mit einem Grossaufgebot an. Bei 33 Personen (von etwa 200) traten ernsthafte Gesundheitsprobleme auf. Diese Leute mussten unverzüglich ins Spital eingeliefert werden. Wie die anschliessende Untersuchung ergab, handelte es sich bei dem Pulver um Maisstärke (Maizena).

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