Lücke in Android ermöglicht Ausspähen von Daten

Eine neue Schwachstelle in Android gefährdet die Sicherheit persönlicher Daten. Sicherheitsforscher der University of California Riverside und der University of Michigan haben die Lücke entdeckt. Mithilfe der Anfälligkeit konnten sie unter bestimmte Anwendungen, darunter Googles Gmail-App, in 92 Prozent der Versuche knacken.

Von dem Fehler ist eine Funktion betroffen, die nicht nur in Android, sondern auch in anderen Mobilbetriebssystemen enthalten ist: Sämtliche Anwendungen können auf den gemeinsamen Speicher eines Mobilgeräts zugreifen. Die Sicherheitsforscher haben die Schwachstelle zwar nur unter Android getestet, aber sie glauben, dass auch iOS und Windows Phone betroffen sind.

“Die Annahme war immer, dass diese Apps sich ohne Weiteres nicht gegenseitig behindern können”, sagte Zhiyun Qian, Professor an der University of California Riverside. “Wir zeigen, dass diese Annahme falsch ist und eine App tatsächlich erheblichen Einfluss auf eine andere haben kann, was ernste Konsequenzen für den Nutzer haben kann.”

Anhand einer harmlosen Anwendung wie einem Hintergrundbild haben die Forscher ihren Angriff vorgeführt. Das Bild enthielt einen Schadcode. Sie konnten nach der Installation die App verwenden, um auf die Speicherstatistiken aller Prozesse zuzugreifen. Ihnen zufolge benötigten sie dafür keine besondere Berechtigung.

Anschließend beobachteten sie die Veränderungen im gemeinsamen Speicher. Unterschiedlichen Aktivitäten ordneten sie dann den Änderungen zu. Beispielsweise einer Anmeldung bei Gmail, oder das Fotografieren eines Schecks, um ihn Online bei der US-Bank Chase einzureichen. Das gelang ihnen mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen 82 und 92 Prozent. Sie konnten mit der Technik sogar die Aktivitäten eines Nutzers in Echtzeit überwachen.

Der Angriff auf eine Android-App muss aber zur gleichen Zeit stattfinden, in der der Nutzer eine bestimmte Aktion ausführt. Die Forscher fügten hinzu, dass eine Attacke so durchgeführt werden müsse, dass der Nutzer davon nichts mitbekomme. Beides sei ihnen durch eine sorgfältige Abstimmung gelungen.

“Wir wissen, dass sich der Nutzer in der Banking-App befindet, und wenn er oder sie sich anmeldet, dann fügen wir einen identischen Log-in-Bildschirm ein”, sagte Qi Alfred Chen, Doktorand an der University of Michigan. “Das geschieht nahtlos, da wir den zeitlichen Ablauf genau kennen.”

Um sich vor den Folgen der Schwachstelle zu schützen, rät Qian, nur Anwendungen aus vertrauenswürdigen Quellen zu installieren. Zudem sollten Nutzer die Berechtigungen, die Apps einfordern, genau anschauen.

Weitere Details zu ihrer Untersuchung (PDF) wollen die Forscher morgen auf dem Usenix Security Symposium in San Diego bekannt geben. Die Ausnutzung der Schwachstelle zeigt Qi Alfred Chen zudem anhand mehrerer Videos in seinem Youtube-Channel.

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]

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Andre Borbe

Andre ist Jahrgang 1983 und unterstützte von September 2013 bis September 2015 die Redaktion von silicon.de als Volontär. Erste Erfahrungen sammelte er als Werkstudent in den Redaktionen von GMX und web.de. Anschließend absolvierte er ein redaktionelles Praktikum bei Weka Media Publishing. Andre hat erfolgreich ein Studium in politischen Wissenschaften an der Hochschule für Politik in München abgeschlossen. Privat interessiert er sich für Sport, Filme und Computerspiele. Aber die größte Leidenschaft ist die Fotografie.

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