EMC – der Open Source Allround-Anbieter

Das Image des Speicherherstellers wird dem inzwischen sehr breit aufgestelltem EMC nicht mehr gerecht. Nun will der Anbieter als ein Allrounder wahrgenommen werden. EMC unterstreicht das mit zahlreichen Ankündigungen EMC World 2015 in Las Vegas. Zu der Veranstaltung kamen 14.000 Kunden und Partner aus aller Welt. Zudem geht EMC weiter auf die Open Source Community zu: Cloud Foundry war nur der Anfang.

“Die technologische Revolution, die wir aktuell durchlaufen, ist möglicherweise größer als die industrielle Revolution war”, ist Joe Tucci, CEO von EMC, überzeugt. Wer als Hersteller oder Anwender nicht auf die Veränderungen reagiere, laufe Gefahr, von der Firmenlandkarte zu verschwinden. Daher will EMC, wenn es um die Bedürfnisse der “Information Generation” geht, ganz vorn mitspielen.

EMC will sich in Zukunft mit den Größten der Branche, zuvorderst HP, IBM und Dell, messen. Anders als mit einem Rundum-Angebot wird aber ein Hersteller heute, so ist zu vermuten, kaum von der obersten Ebene der IT- und Firmenlenker in den internationalen Großunternehmen ernst genommen. Sie treffen die Infrastrukturentscheidungen der Zukunft. Also hat sich EMC in den letzten Jahren bereits ein Firmenkonglomerat zusammengekauft oder ausgegründet, das inzwischen große Teile des IT-Infrastrukturmarktes abdeckt. Dazu gehören neben der Speicherschmiede EMC als Kern (heute vom Hersteller selbst als EMC II bezeichnet) der Virtualisierungweltmarktführer VMware, der Softwarespezialist Pivotal, das ehemalige Joint Venture VCE als Anbieter konvergenter Infrastrukturlösungen und für die IT-Sicherheit RSA. Weiter Zukäufe schließt das Management in Las Vegas nicht aus.

Im Herzen der derzeitigen Revolution gehe es um eine veränderte Rolle von Software, was EMC in dem Motto seiner Jahrestagung, “Redefine.next“, zum Ausdruck brachte. Sie werde heute nicht mehr in geschlossenen Firmenwelten proprietär entwickelt, sondern immer öfter mit agilen, kurzen Entwicklungszyklen in schrittweise Funktion für Funktion ausgebauten Varianten von offenen Gemeinschaften. “Die Software von morgen wird verteilt gebaut und ist hochskalierbar. Die Entwickler gewinnen Macht, kaufen aber keine Software mehr”, beschrieb Jeremy Burton, Präsident Produktentwicklung und Marketing bei EMC, die Lage.

Guy Churchward und Jeremy Burton, beide EMC, präsentieren das kapazitätsverdoppelte All-Fhash-Array XtremIO (Bild: Ariane Rüdiger)
Guy Churchward und Jeremy Burton, beide EMC, präsentieren das kapazitätsverdoppelte All-Fhash-Array XtremIO. (Bild: Ariane Rüdiger)

Dem passt sich EMC nun an: Der Hersteller verkündete in Las Vegas, man werde Schritt für Schritt die Teile der Softwarepalette, die für Infrastrukturen der dritten Generation, also für Cloud-Umgebungen, gedacht ist, der Open-Community übergeben und dann eigene Distributionen anfertigen. Für Test, Entwicklung und gemeinnützige Zwecke sollen viele Produkte in den nächsten 12 bis 18 Monaten kostenlos verfügbar werden. Nur mit der Produktivnutzung will EMC bei diesen Produkten noch Geld verdienen. Zudem wird viel Software, die bisher nur zusammen mit den entsprechenden Hardwareprodukten verfügbar war, von ihrer bisherigen Plattform gelöst und unabhängig angeboten.

Als erstes erscheint der Software-Speichercontroller ViPR unter der Marke CoprHD in einer Open-Source-Variante. Die kommerzielle Version bleibt aber unter altem Namen verfügbar. Zweite Initiative: Bereits jetzt entwickelt ein Konsortium von rund 40 Firmen an Cloud Foundry von Pivotal, das in eine Stiftung eingebracht wurde. Ziel: ein Betriebssystem für die Cloud, das maßgeschneidert ist für die verteilten Apps der Zukunft. Zu den Mitspielern in diesem Bereich gehören Intel und IBM. Später will Pivotal eine eigene Distribution dieses Produkts auf Basis des zertifizierten und öffentlich zugänglichen Betriebssystemkerns herausbringen – das Modell ähnelt hier also dem von Linux.

ScaleIO, eine Software, mit der sich softwaregesteuerte, serverbasierende SANs aus direkt am Server hängenden Speicherressourcen aufbauen lassen, können Anwender demnächst für die oben oben genannten Zwecke kostenlos herunterladen. Unabhängig von der Hardware sind irgendwann die Speicherservices der VMAX3 und der Data-Domain-Deduplizierungsmaschinen verfügbar. Den Anfang macht aktuell Fast.X, ein Dienst, mit dem an der VMAX3 hängende Systeme in die Definition von Speicherschichten einbezogen werden können. Später im Jahr soll er über CloudArray, einen weiteren Dienst von EMC, auch Software in exterenn Public Clouds einbeziehen. Derzeit funktioniert das übergreifende Tiering bereits mit dem All-Flash-Array XtremIO (siehe unten), später sollen weitere Systeme auch von Drittherstellern folgen.

Hyperkonvergente Infrastrukturlösung von VCE/EMC

Doch auch bei der Hardware gab es jede Menge Neuigkeiten: EMC bewies durch ein neues datenzentrumstaugliches, extrem skalierbares hyperkonvergentes System, VxRack, dass man mit dem Einkauf von VCE zum ernstzunehmenden Infrastrukturanbieter auch auf Serverseite werden will.

Denn wie schon in der konvergenten Appliance VSPEX Blue für Niederlassungen und kleinere Unternehmen sind die auf dem Haswell-Prozessor basierenden Recheneinheiten eine Eigenentwicklung und nicht etwa Ciscos UCS-Servern entlehnt. VxRack skaliert von drei bis Tausende Knoten, ist also RZ- und Provider-tauglich. Das System besteht aus nahezu beliebig kombinierbaren Speicher- und Rechenknoten, die in einem vorvernetzten Rack geliefert werden. Mehrere Racks werden über ein 40-GBit/s-Backbone verbunden, wofür sich in jedem Rack zwei Cisco-Switche befinden. Rack-intern ist jeder Knoten mit 2*10 GBit/s angebunden.

Die Data-Domain-Serie hat mit dem Modell DD9500 ein neues Flaggschiff, das die bisherige DD9900 ablöst. Die Speicherkapazität steigt auf über 1,7 TByte und die Deduplizierungs-Leistung auf mehr als 58 GByte pro Stunde.

Mit besonderem Theaterdonner präsentierten Technologiechef Guy Chirchward und Burton die neue Variante des All-Flash-Arrays XtremIO, von Burton liebevoll “The Beast” genannt. Das XtremIO-Chassis fasst maximal acht in ihrer Kapazität verdoppelte Speichermodule, sogenannte X-Bricks. Jeder X-Brick speichert jetzt 40 GByte Daten (früher 20). Die Gesamtkapazität steigt damit auf 320 GByte Daten.

Da Kompression und Defragmentierung zu den Diensten des All-Flash-Geräts gehören, können laut EMC mehr als 1 TByte bearbeitet Rohdaten auf dem Array untergebracht werden. Eine erhebliche Leistungssteigerung ergibt sich, so der Hersteller, auch durch die verbesserte Betriebssystemsoftware XtremIO 4.0, die nun für alle Kunden des Geräts frei verfügbar ist. EMC erwägt, eine Kombination aus der VMAX3 und einem XtremIO-Array gemeinsam anzubieten, so das mit Hilfe von Fast.X (siehe oben) das Flash-Array als schnelle zweite Speicherschicht für die VMAX3 fungieren könnte.

Schließlich gab es noch einen interessanten Prototypen zu sehen. Das Gerät soll Analysen von massiv parallelen Echtzeitdatenströmen beschleunigen. Bill Moore, Präsident des Aufkaufs DSSD, präsentierte einen Aufbau, bei dem 36 proprietär entwickelte Speicherkarten mit jeweils zwei PCIe-Ports an eine Matrix aus 48 PCIe-Switches im hinteren Teil des Geräts angebunden sind. Über diese Matrix können Server parallel auf mehrere Speicherkarten gleichzeitig zugreifen. Die PCIe-Matrix sorgt dafür, dass es dabei nicht zu Engpässen auf der Transportebene kommt. Wann allerdings das DSSD-Gerät auf den Markt kommt, wollte EMC noch nicht sagen.

David Goulden, CEO EMC Information Infrastructure. (Bild: Ariane Rüdiger)
“Wir alle sind die Information Generation”, davon ist David Goulden, CEO EMC Information Infrastructure, überzeugt. (Bild: Ariane Rüdiger)