Tianhe-2: Schnellster Supercomputer steht in China

Tianhe-2 (Bild: Top500.org)

Zum fünften Mal in Folge kann das System des National Supercomputing Center die Spitzenposition in der Top500-Liste erreichen. Das Leistungswachstum im HPC-Bereich steigt weiterhin deutlich langsamer. Europa holt auf China und die USA auf.

Im chinesischen Guangzho steht weiterhin der schnellste Supercomputer der Welt. Das National Supercomputing Center kümmert sich um das System Tianhe-2 – zu Deutsch: Milcstraße 2. Zum fünften Mal in Folge verteidigt der Rechner mit einer gleichbleibenden Leistung von 33,86 Petaflops – Billiarden Fließkomma-Rechenoperationen pro Sekunde – den Spitzenplatz in der halbjährlich aktualisierten Supercomputer-Liste Top500. Auf den weiteren Plätzen folgen das Cray-XK7-System Titan des Oak Ridge National Laboratory mit 17,59 Petaflops und der auf IBMs BlueGene/Q basierende Superrechner Sequoia des Lawrence Livermore National Laboratory mit 17,17 Petaflops.

Nur das Cray-XC40-System Shaheen II der König-Abdullah-Universität für Wissenschaft und Technologie im saudi-arabischen Thuwal konnte neu in die Top Ten aufsteigen. Es belegt Platz sieben in der 45. Ausgabe der Top500-Liste und erreicht eine per Linpack-Benchmark gemessenen Rechenleistung von 5,54 Petaflops. Die restlichen Systeme in der Top Ten sind bereits seit 2011 und 2012 in Betrieb.

Wachstum verlangsamt sich

(Grafik: Top500.org)Das Leistungswachstum der 500 schnellsten Rechensysteme hat sich seit 2008 verlangsamt. Die Gesamtleistung aller 500 Systeme ist zwischen November 2014 und Juni 2015 von 309 auf 363 Petaflops gestiegen. Das sei “eine merkliche Verlangsamung des Wachstums”, schreiben die Herausgeber der seit 1993 geführten Liste.

“Die Leistung des letzten Systems auf der Liste (Nummer 500) ist in den letzten fünf Jahren regelmäßig hinter den historischen Wachstumstrends zurückgeblieben”, heißt es im Kommentar zur Liste. Durchschnittlich wachse die Performance aktuell 55 Prozent im Jahr. Zwischen 1994 und 2008 legte Nummer 500 aber jährlich um 90 Prozent zu.

Der Trend ist also schon etwa fünf Jahre alt, wird aber immer deutlicher spürbar, wie die Forscher schreiben: “Die Inbetriebnahme von sehr großen Systemen bis Juni 2013 hat die reduzierte Wachstumsrate am Ende der Liste kompensiert. Doch durch die wenigen neuen Systeme an der Spitze der vergangenen Listen verlangsamt sich jetzt die allgemeine Wachstumsrate. Das ist ein Hinweis darauf, dass der Markt für die allergrößten Systeme sich derzeit wohl anders verhält als der für kleine bis mittlere Supercomputer.”

68 Systeme mit über 1 Petaflop

Die Top500-Liste enthält insgesamt 68 Supercomputer mit einer Leistung von über 1 Petaflop. Im November lag die Zahl noch bei 50. Auch die Zahl der Systeme die Beschleunigungs- oder Co-Prozessor-Technik einsetzen, hat sich von 75 auf 88 erhöht. Davon verwenden 52 Nvidia-Chips, vier AMDs ATI Radeon und 33 Intels MIC-Technologie (Xeon Phi). Vier HPC-Rechner setzen auf eine Kombination aus Intel Xeon Phi und Nvidia-Beschleunigern.

Obwohl die USA weiterhin die meisten Vertreter in der Top500-Liste stellen, nähern sie sich ihrem historischen Tiefstand. Aktuell stellen sie 233 Systeme, nach 231 vor sechs Monaten und 265 vor einem Jahr. Europa verbessert sich gegenüber November 2014 von 130 auf 141 Systeme. Asien verschlechtert sich hingegen von 120 auf 108. Auf China entfallen nur noch halb so viele Systeme wie vor einem Jahr. Seit November ist ihre Zahl von 61 auf 37 gesunken.

Lenovo mit drei Systemen

Zugleich steigt jedoch der Einfluss Chinas auf die Supercomputer-Industrie durch Lenovo, das in der aktuellen Top500 erstmals mit drei Systemen unter seinem eigenen Markennamen vertreten ist. Zusammen mit IBM stellt nimmt es zudem 20 weitere Plätze ein. HP hält mit 178 Systemen den größten Anteil der Top500-Liste (35,6 Prozent), vor IBM mit 111 (22,2 Prozent) und Cray mit 71 (14,2 Prozent).

An der Prozessor-Front dominiert weiterhin Intel. Es hat für 86 Prozent der 500 Systeme Prozessoren zugeliefert. IBM folgt auch hier mit 8 Prozent auf Rang zwei. Es ist mit seiner Technik Blue Gene/Q, die auf eigenen CPUs aufsetzt, allein viermal in der Top Ten vertreten. Der dritte Platz geht mit 4,4 Prozent an AMD.

[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]