Netflix: Cloud-Migration ist abgeschlossen

(Bild: Netflix)

Netflix hat seine Cloud-Migration abgeschlossen. Insgesamt dauerte die Umstellung auf die bei Amazon Web Services gehosteten Microservices sieben Jahre. Das Unternehmen betreibt sein Content Delivery Network selbst weiter.

Wie Yury Izrailevsky, Vice President für Cloud and Platform Engineering, jetzt in einem Blogbeitrag berichtet, ist die Cloud-Migration von Netflix abgeschlossen. Das Unternehmen hat im Januar das letzte eigene Rechenzentrum abgeschaltet. Somit wird Netflix nun komplett von Amazon Web Services (AWS) gehostet. Die Umstellung dauerte insgesamt sieben Jahre.

(Bild: Netflix)
(Bild: Netflix)

Die Abrechnung und die Verwaltung von Mitarbeiter – wie auch Kundendaten sind die letzten Elemente, die vom Rechenzentrum in die Public Cloud umgezogen wurden waren . Netflix hofft, sich so das Wachstum erleichtern zu können. Heute hat es schon achtmal so viele Kunden wie 2008, als es erstmals AWS nutzte. “Wir hätten die Server gar nicht so schnell hochziehen können”, schreibt Izrailevsky.

Statt aber die bestehenden Anwendungen auf AWS zu replizieren, stellte sich Netflix im Lauf des Prozesses komplett auf unabhängige und leicht modifizierbare Microservices um. “Seitdem sind Budgetgenehmigungs-, zentralisierte Releasekoordinierungs- und mehrwöchige Prozesse zur Bereitstellung der Hardware einer ununterbrochenen Ressourcenverfügbarkeit und der Möglichkeit unabhängiger Entscheidungen seitens der IT-Entwicklungsteams gewichen, die mithilfe von Selfservice-Tools in einer lose verkoppelten DevOps-Umgebung möglich sind, was wiederum Innovationen ankurbelt”, heißt es im Blog.

Netflix beobachtete auch sinkende Kosten, obwohl das nicht der Hauptgrund für den Wechsel in die Cloud war. Während sonst gern behauptet wird, ab einer gewissen Größe sei das eigene Rechenzentrum rentabler als die Public Cloud, trifft dies auf Netflix laut Izrailevsky nicht zu. Vielmehr habe sich die konstante Anpassungsmöglichkeit der verwendeten Cloud-Instanzen als äußerst kostensparend und flexibel erwiesen.

Netflix hatte zum Jahresanfang 130 weitere Länder auf einen Schlag erschlossen und ist seither in 160 Ländern empfangbar – auch wenn mit China die größte Nation noch fehlt. Einschränkend können die im Katalog angebotenen Filme in vielen Ländern nur auf Englisch abgerufen werden. Und dass die Zusammenarbeit mit lokalen Behören nicht immer so reibungslos läuft wie die globale Auslieferung durch Amazon, zeigt das Beispiel Indonesiens, das Netflix Ende Januar sperrte. Der staatliche Provider Telkom beanstandet Netflix’ Inhalte und fehlende Zulassung. Laut dem zuständigen Minister gibt es noch keine exakt passenden Gesetze, er erwartet aber vorauseilende Selbstzensur.

Amazon ist mit Prime Video ein direkter Konkurrent von Netflix. Eine Einflussnahme auf die Cloudsparte AWS scheint Netflix aber nicht zu fürchten. Und ein Stück Unabhängigkeit hat es sich bewahrt: Von Amazons globalen Rechenzentren aus streamt es die Inhalte über ein noch in eigener Hand befindliches Content Delivery Network namens Netflix Open Connect, statt AWS’ CloudFront in Anspruch zu nehmen.

[Mit Material von Florian Kalenda, ZDNet.de]

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