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Chinesische Investoren übernehmen Lexmark für 3,6 Milliarden Dollar

Apex Technology, PAG Asia Capital und Legend Capital kaufen Lexmark für insgesamt rund 3,6 Milliarden Dollar in bar. Die chinesischen Finanzinvestoren zahlen somit 40,50 Dollar je Aktie. Das entspricht einem Aufschlag von 30 Prozent auf den Aktienkurs an dem Tag, bevor das US-Unternehmen im Oktober 2015 angekündigt hatte, sich “nach strategischen Alternativen umzusehen”. Die scheint es nun gefunden zu haben, denn das Board of Directors von Lexmark hat dem Verkauf bereits zugestimmt.

Wie Lexmark in einer Pressemitteilung erklärt, wird dem mit den Investoren aufgesetztem Vertrag zufolge der bisherige CEO Paule Rooke das Unternehmen auch nach der Übernahme noch leiten. Auch der zum Namensbestandteil gewordene Hauptsitz in Lexington im US-Bundesstaat Kentucky soll beibehalten werden. Nach dem für Ende des Jahres geplanten Abschluss der Transaktion wird Lexmarks Stammaktie nicht mehr an der New Yorker Börse gehandelt werden.

Lexmark sucht schon lange nach der passenden Nische. Zuerst hatte sich das Unternehmen aus dem zwar für die Marktanteile dienlichen, aber wenig profitablen Geschäft mit Laserdruckern für Consumer, zurückgezogen und nach einem Zukauf stärker im Bereich Managed Print Services positioniert. 2013 gab es dann den Vertrieb von Druckgeräten mit Tintenstrahltechnik auf.Der Bereich wurde an ein japanisches Unternehmen verkauft. Begründet wurde das auch damit, dass im Business-Umfeld, auf das man sich konzentrieren wollte, Laserdruck die Technologie der Wahl sei. Das war möglicherweise eine Fehleinschätzung: Zumindest Epson und seit kurzem auch HP Inc. setzten nach Verbesserungen an den zugrundeliegenden Komponenten derzeit verstärkt auf “Business-Ink”-Geräte.

Druckgeräte wurden für Lexmark schon seit Jahren zunehemend unwichtiger. Durch den Umbau des Unternehmens und zahlreiche Zukäufe rückte Software in den Mittelpunkt, die Prozesse organisiert, die hinter dem Multifunktionsgerät anfangen (Bild: Lexmark).

Bei Lexmark ging man aber ohnehin davon aus, dass sich mit Druckern langfristig kein ausreichend margenträchtiges Geschäft mehr aufrechterhalten lässt. Das Unternehmen reduzierte daher seine Palette bei Lasergeräten und konzentrierte sich auf den Lösungsverkauf an größere Kunden. Im Zuge dieser Strategie begann es auch durch zahlreiche Zukäufe Know-how und Produkte im Bereich Dokumentenmanagement und Enterprise Content Management zu erwerben. Die Multifunktionsgeräte dienten dabei zunehmen lediglich als Eintrittspunkte für die – aus Sicht von Lexmark – immer weniger verbleibenden Papierdokumente in die digitale Welt der Dokumentenverarbeitung.

Andere Anbieter haben diesen Weg inzwischen auch eingeschlagen, etwa Kyocera mit dem Kauf des deutschen Spezialisten Ceyoniq, gehen aber wohl davon aus, dass die Transformation länger dauert, als das Lexmark-Management das angenommen hatte. Auftakt der Neuausrichtung bei Lexmark war der Kauf von Perceptive Software. Im Bemühen, Lösungen zu erarbeiten, die Firmen helfen, auf dem Weg zum Büro mit weniger Papier unstrukturierte Inhalte schnell zu erfassen und in die Geschäftsprozesse zu integrieren, folgten die Übernahme der auf Teilgebiete der Erfassung spezialisierten Firmen Brainware und ReadSoft.

Höhepunkt war der Kauf von Kofax im vergangenen Jahr für rund eine Milliarde Dollar, mit dem Lexmark auch das Angebot für Business Process Management ausbaute. In dieses Segment hatte sich Lexmark bereits 2013 mit der Übernahme des deutschen Anbieters Saperion eingekauft.

Der Umbau bei Lexmark kann aktuell noch nicht als abgeschlossen betrachtet werden. Im vierten Quartal 2015 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 969 Millionen Dollar und einen Verlust von 0,17 Dollar pro Aktie. Die neuen Besitzer werden voraussichtlich nicht nur die aufgekauften Unternehmensbestandteile durchforsten und nach Möglichkeiten zur Kosteneinsparung suchen, sondern wahrscheinlich auch nochmal Geld für weiter Übernahmen zur Verfügung stellen. Denn offenbar glauben sie, dass die Firma zwar auf dem richtigen Weg ist, auf dem aber nicht schnell genug vorankommt. Ob sie dabei dann irgendwann die Herstellung und den Vertrieb von Druckern ganz aufgeben, ist derzeit nicht bekannt. Denkbar wäre es aber, sofern sich ein Käufer dafür findet. Lexmark selbst könnte dann als herstellerunabhängiger Softwarelieferant auftreten.

[mit Material von Björn Greif, ZDNet.com]

Redaktion

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