Shore: Auf dem Weg zum SAP für Kleinbetriebe

Shore (Grafik: Shore

Mit seiner Software verspricht Shore Kleinunternehmen Unterstützung bei der Digitalisierung. Konkret soll sie Produktivität und Kundenkommunikation verbessern. 2016 dürfte für das deutsche Start-up das bislang erfolgreichste Jahr gewesen sein – nicht nur, weil es sich bei bei einer Finanzierungsrunde 13 Millionen Euro sicherte.

Eine der größten Hürden, vor denen viele Start-ups in ihrer Wachstumsphase stehen, ist es, neue Kapitalgeber zu finden – auch in Zeiten von Crowdfunding. Mit diesem Problem müssen sich die Gründer von Shore erst einmal nicht mehr befassen, denn es konnten neue Investoren bei einer weiteren Finanzierungsrunde im Juli 2016 gewonnen werden. Dem auf Softwarelösungen für lokale Dienstleister spezialisierten Anbieter sicherten die Funke Mediengruppe und Wachstumsfonds Bayern insgesamt 13 Millionen Euro zu, dazu kamen nicht bezifferte Investitionen der Venture-Capital-Firma Otto Capital. Zum Investorenkreis des Start-ups gehören bereits Peer Knauer, ehemaliger Vorstandschef von Versatel, und die drei Gründer von Zalando, Robert Gentz, David Schneider und Rubin Ritter.

Mit dem Umzug in die neue Firmenzentrale Anfang Dezember legt Shore die Basis für die weitere Expansion. Die neuen Büros im Münchner Seidlforum bieten mit einer Fläche von 2200 Quadratmetern nicht nur doppelt so viel Platz die vorherigen Räumlichkeiten, sondern sind auch modern ausgestattet und sollen den aktuell rund 250 Mitarbeitern flexibles Arbeiten ermöglichen.

Alexander Henn, Mitgründer und Geschäftsführer von Shore. (Foto: Shore)
“Nichts ist schlimmer, insbesondere bei einem Software-Abomodell, als die Erwartungen des Kunden nicht zu erfüllen. Zudem sprechen wir von Firmen, die sich durch den Einsatz unserer Software sehr schnell einen Mehrwert versprechen. Unser Anspruch ist es, dass sich spätestens nach sechs Monaten der Anschaffungspreis amortisiert hat”, erklärt Alexander Henn, Mitgründer und Geschäftsführer von Shore. (Foto: Shore)

So sieht Philip Magoulas, Mit-Gründer und Geschäftsführer von Shore, das neue Headquarter auch als Ausweis für den Erfolg: “Dass wir uns in der Fläche mehr als verdoppelt haben, ist nur möglich geworden, weil wir in den letzten Jahren hart für unseren Erfolg gearbeitet haben und alle Zahlen in die richtige Richtung gehen.” Shore, das aktuell in zehn europäischen Ländern vertreten ist und seit 2015 auch ein eigenes Büro in Los Angeles hat, konnte den Gesamtumsatz von Januar bis Oktober 2016 um 195 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern. Im gleichen Zeitraum stieg die Anzahl der Kunden um 60 Prozent, und die der Endkunden, die die Dienstleister mit der Shore-Software verwalten, um 185 Prozent. Außerdem nahm die Anzahl der mit Shore erstellten Kundentermine um gewaltige 223 Prozent zu.

Eine solche Expansion muss natürlich auch professionell gelenkt werden. Daher entschied sich die Geschäftsführung für die Besetzung der Position eines Chief Financial Officer (CFO).
Die Wahl fiel auf Claudia Kock, die seit Dezember neue CFO bei Shore ist. Die Erfahrung für diese Position bringt sie aus ihrer letzten Tätigkeit als Managing Director bei Allianz Global Investors mit, wo sie beim Aufbau des Asset-Management-Geschäftes in Europa mitwirkte.

Claudia Kock, Chief Financial Officer von Shore. (Foto: Shore
“Shore hat sich in den letzten Jahren beeindruckend entwickelt. Dies liegt zum einen daran, dass Shore als Vorreiter im Feld Digitalisierung von SMBs ein starkes Produkt mit bereits guter Marktdurchdringung hat und Digitalisierung letztendlich eines der zentralen Themen für unsere Kundengruppe darstellt”, sagt Claudia Kock, Chief Financial Officer von Shore. (Foto: Shore)

Kock ist von der positiven Entwicklung von Shore in den letzten Jahren beindruckt: “Dies liegt daran, dass der Anbieter als Vorreiter bei der Digitalisierung von SMBs ein starkes Produkt mit bereits guter Marktdurchdringung hat und Digitalisierung letztendlich eines der zentralen Themen für unsere Kundengruppe darstellt. Damit hat Shore ein hervorragendes Wachstumspotential – nicht nur in den jetzigen Kernmärkten, sondern auch darüber hinaus.”

Alexander Henn, Mitgründer und Geschäftsführer von Shore, sieht die Firmenstrategie auf dem richtigen Weg: “Unser Software-Portfolio ist seit Gründung stetig gewachsen, wodurch immer mehr Mitarbeiter und finanzielle Ressourcen benötigt wurden. Aus der ursprünglichen Idee, das Unternehmen mit einer Million Euro zu finanzieren, ist inzwischen ein zweistelliges Millioneninvestment geworden. Inzwischen stehen wir unseres Erachtens in einer Pole-Position, das neue SAP für Kleinunternehmer zu werden.” Einer der Gründe für diese Einschätzung dürfte sein , dass die Software von Shore aus zahlreichen Modulen, wie etwas Mitarbeiterverwaltung oder Kundenmanagement, besteht, die zusammengenommen eine vollwertige All-in-One-Lösung für die Digitalisierung von lokalen Dienstleistern ergibt.

Philip Magoulas, Mitgründer und Geschäftsführer von Shore. (Foto: Shore)
“Wir verstehen das neue Headquarter als Ausweis unseres Erfolgs. Dass wir uns in der Fläche mehr als verdoppelt haben, ist nur möglich geworden, weil wir in den letzten Jahren hart für unseren Erfolg gearbeitet haben und alle Zahlen in die richtige Richtung gehen”, erklärt Philip Magoulas, Mitgründer und Geschäftsführer von Shore. (Foto: Shore)

“In den nächsten Jahren werden weitere Module folgen, etwa zur Lohnsteuerabrechnung oder eine integrierte Voice-over-IP-Funktion”, erklärt Henn. “Unsere Vision ist, dem Dienstleister ein komplettes System anzubieten, über das er mit einem einzigen Login sein gesamtes Geschäft digital steuern kann. Wenn er beispielsweise die Öffnungszeiten über unser System ändert, werden diese automatisch auf der Webseite, der App, den Gelben Seiten usw. aktualisiert.” Die Erwartungen des Kunden, mit der Abo-basierten Software schnell einen Mehrwert zu erzielen, sind entsprechend hoch. “Der Anspruch von Shore ist es, dass sich spätestens nach sechs Monaten der Anschaffungspreis für den Kunden amortisiert hat”, betont Henn.

Die größte Herausforderung für Shore besteht aber darin, dass es keine größere, organische Nachfrage nach einer Software für die Digitalisierung von Seiten der lokalen Dienstleister gibt. Alexander Henn hat hierfür eine einfache Erklärung: “Obwohl ein System wie unseres viele Vorteile mit sich bringt, sind sich Dienstleister derer noch nicht bewusst. Außerdem hören wir immer wieder den Einwand, dass sich beispielsweise der Friseur lieber auf den persönlichen Kundenkontakt konzentrieren möchte. Unser System ist jedoch kein Ersatz für den persönlichen Kontakt, sondern eine Ergänzung und kann diesen deutlich verbessern.”

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Und als weiteren Grund für die schwierige Vermarktung der Software sieht Henn die schlecht funktionierende Mund-zu-Mund-Propaganda bei Kleinbetrieben. Denn häufig würden sich diese in einer Konkurrenzsituation befinden und daher ihr durch die Digitalisierung gewonnenes Alleinstellungsmerkmal für sich behalten wollen.

Shore: leider noch ein Geheimtipp

Dabei ist die Schwelle für den Einsatz der Shore-Lösungen niedrig. Da das System vollständig Cloud-basiert ist, benötigt der Anwender lediglich einen aktuellen Webbrowser. Alternativ stehen mobile Apps zur Verfügung, die weitestgehend auch offline funktionieren. “Vor Ausfällen oder dem Verlust von Daten brauchen unsere Kunden keine Angst zu haben, denn wir haben eine ausgefeilte und ausfallsichere IT-Architektur. Und dem Thema Datenschutz werden wir durch Serverstandorte in Europa gerecht”, sagt Henn.

Ein weiterer Vorteil liege in der eigens entwickelten API (Programmierschnittstelle), wodurch sich der Wartungsaufwand für Software deutlich reduziert. “Durch unsere API sind wir deutlich agiler und können innerhalb kürzester Zeit beispielsweise Fehler beheben”, erklärt Henn.

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Effektive Meeting-und Kollaboration-Lösungen

Mitarbeiter sind heute mit Konnektivität, Mobilität und Video aufgewachsen oder vertraut. Sie nutzen die dazu erforderlichen Technologien privat und auch für die Arbeit bereits jetzt intensiv. Nun gilt es, diese Technologien und ihre Möglichkeiten in Unternehmen strategisch einzusetzen.

Langfristig plant Shore die Bereitstellung einer zentralen Plattform, an die sich spezialisierte Softwareanbieter mit ihren eigenen Programmen andocken können. “Das ist mit dem Salesforce-Marktplatz vergleichbar. Der Kunde entscheidet sich für Shore als zentrales System, kann dieses aber jederzeit durch externe Programme erweitern. Wir befinden uns derzeit inmitten dieses Transformationsprozesses hin zu einem offenen Marktplatz”, erläutert Henn.

Um die Zusammenarbeit mit externen Entwicklern und Partnern zu verbessern, sieht er als eines der nächsten Ziele die Etablierung eines App-Marktplatzes. “Unser Qualitätsanspruch an Drittanbieterlösungen ist allerdings sehr hoch, weshalb ich Ihnen für das nächste Jahr keine Unmengen an neuen Produkten versprechen kann. Unsere Prognose geht aber tatsächlich in die Richtung, dass in den nächsten Jahren immer mehr Geschäfte über unsere Partner zustande kommen werden”, lautet das Fazit von Henn.