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Apple, Google und SAP kritisieren Trump

Am Einreiseverbot für Menschen aus sieben muslimisch geprägten Ländern entzündet sich in der amerikanischen IT-Branche breite Kritik gegen US-Präsident Donald Trump. CEOs, Manager und Investoren spenden außerdem für die Bürgerrechtsorganisation ACLU. ACLU geht juristisch gegen das verfassnungsrechtlich bedenkliche Dekret vor. Neben Google und Apples CEO Tim Cook spricht sich auch SAP-CEO Bill McDermott in einem internen Memo für die “Vielfalt der Gesellschaft” aus, die die USA groß gemacht habe.

“Wir sind über die Auswirkungen dieses Erlassses und jeglicher Vorschläge besorgt, die Googlern und ihren Familien Einschränkungen auferlegen oder verhindern könnten, begabte Experten in die Vereinigten Staaten zu bringen”, zitiert The Hill einen Google-Sprecher. “Wir werden die Spitzenpolitiker in Washington und anderswo weiterhin unsere Ansichten dazu wissen lassen.”

In letzter Zeit fiel der Internetkonzern durch verstärkte Lobby-Ausgaben für die Republikanische Partei auf, die Trump nominiert hatte. Zudem rief Google Mitarbeiter aus einigen Staaten zurück. Diese sollten “so schnell wie möglich” in die Staaten zurückkehren, da nicht gewährleistet sei, dass sie anschließend noch einreisen können.

“Es ist keine Politik, die wir befürworten”, nahm Apple-CEO Tim Cook in einer internen E-Mail an Mitarbeiter zu Trumps ersten Amtstagen Stellung. “Apple ist grundlegend von der Bedeutung der Einwanderung überzeugt – sowohl für unser Unternehmen als auch für die Zukunft des Landes.” Zuvor hatte sich Cook bei einem Abendessen mit Trumps Tochter Ivanka sowie dessen Schwiegersohn Jared Kushner getroffen.

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“Als Einwanderer und CEO habe ich die positive Auswirkung sowohl erlebt als auch beobachtet, die Einwanderung auf unser Unternehmen, das Land und die Welt hat”, kommentiert auch Microsoft-Chef Satya Nadella in einem LinkedIn-Eintrag. Der Adobe-CEO Shantanu Narayen äußert in einem Blog die Befürchtung, dass sich das Einreiseverbot negativ auf die Innovationskraft des Landes auswirken könnte: “Menschen aus allen Ländern, Religionen und Kulturen willkommen zu heißen ist nicht nur ein Zeichen für Amerikas Werte, sondern es ist auch entscheidend für künftige Innovationen und wirtschaftlichen Erfolg.”

Nicht entgangen ist Beobachtern, dass von dem Einreiseverbot keine muslimischen Länder mit geschäftlichen Verbindungen zu Trumps Wirtschaftsimperium betroffen sind. Dabei gingen gerade von einigen dieser Länder folgenreiche terroristische Bedrohungen aus, mit denen Trump seine Anordnung begründete.

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Wie andere Technikfirmen ist auch Apple sehr an einer Rückführung im Ausland geparkter Milliardenbeträge zu einem stark herabgesetzten Steuersatz interessiert, die Trump in Aussicht gestellt hat. Vielleicht nicht zuletzt aus solchen Gründen schienen die Chefs einiger Technikfirmen eine auffällige Nähe zur Trump-Regierung zu suchen, obwohl sie seine Kandidatur zuvor lautstark kritisiert hatten. Tesla-CEO Elon Musk und Uber-CEO Travis Kalanick reihten sich sogar als Trump-Berater ein.

Der Technologie-Sektor ist wie keine andere US-Branche auf die Hilfe ausländischer Fachkräfte angewiesen. (Grafik: Statista)

Dennoch scheinen gerade auch Technologieunternehmen auf die Freizügigkeit und Verfügbarkeit von Experten aus dem Ausland angewiesen zu sein. Schon 2006 hatte der SAS-CEO Jim Goodnight die USA und Großbritannien dafür kritisiert, dass deren Einwanderungspolitik Innovationen behindere.

Facebook-CEO Mark Zuckerberg macht sich jetzt in einem Post ebenfalls für eine pluralistische Gesellschaft stark: “Wir sind eine Nation von Immigranten und wir alle profitieren, wenn die Besten und Klügsten aus der ganzen Welt hier leben und ihren Beitrag leisten können.”

Tim Cook und Bill McDermott kritiseren beide das Einreiseverbot, das Donald Trump für Menschen aus sieben muslimisch geprägten Länder  verhängt hat. Für den SAP-CEO bedeutet das eine deutliche Abkehr von seinem bisherigen, eher Trump-freundlichen Kurs. (Bild: Apple)

Aktuell mischt sich auch SAP-CEO Bill McDermott in die Debatte ein. Auch er kritisiert, ohne den Namen Trump zu erwähnen, die aktuellen Entwicklungen, wie das Handelsblatt aus einem internen Memo zitiert. “Ich bin stolz auf die Vielfalt, die unsere Gesellschaft besonders auszeichnet und zu der Menschen aus der ganzen Welt beigetragen haben”, so McDermott. “Amerika wird die eigene Identität wiedererlangen – diesen Traum, der allen gleiche Chancen bietet.”

Zwischen 2000 und 2010 haben über 190.000 Immigranten in den USA Patente angemeldet, wie das Onlineportal Quartz ermittelt hat. Für die Erhebung wurden alle Einwanderer gezählt, die einen Patentantrag eingereicht haben. “Die USA profitieren enorm von den Innovationen der ausländischen Spitzentalente”, so das Fazit des Portals (Grafik: Statista)

Bislang hatte sich McDermott eher für die Trump-Administration ausgesprochen und erklärt, dass SAP den neuen Präsidenten unterstützen werde. McDermott hatte sich vor dem Amtsantritt offenbar noch positive Impulse erhofft. Nun spricht er davon, dass die SAP-Mitarbeiter “stark bleiben” und “nicht aufgeben” sollen. In einer Executive Order kommt auch von IBM so etwas wie Kritik. Darin spricht sich das Unternehmen ebenfalls für eine offene Gesellschaft aus.

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Warnungen gibt es auch von BDI-Präsident Dieter Kempf, der gegenüber der Süddeutschen Zeitung äußert: “Ich rate meinen Unternehmenskollegen: Seid aufmerksam besorgt. Die Politik Trumps ist unkalkulierbar, daher besteht die große Gefahr, dass sich Investoren massiv zurückhalten, weil die Unsicherheit steig.t”

Den Initiatoren einer Petition gehen diese Aussagen aber nicht weit genug. Sie nennen Unternehmensleiter, die sich in deren Augen nicht deutlich genug von Trumps Politik distanzieren.

[mit Material von Bernd Kling, ZDNet.de]

Redaktion

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  • Da bin Ich ja einmal gespannt, ob sich die Herren CEO's auf die Seite ihrer muslimischen Mitarbeiter stellen. Gerade bei SAP sind es bestimmt tausende , welche für den Konzern arbeiten. Auch hier sehen wir wieder, wie ist erst einmal versucht wurde wie bei apple, Vorteile aus der Beziehung zur Politik (hier Donald T.) zu erschleichen. Die Vorstände sollten für ihre Kunden und Mitarbeiter sorgen und nicht mit betrügerischen Deals a la Trump aufwarten!

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