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Gerichtsdokumente: Google erschwert Zugriff auf Standort-Einstellungen

Google soll die Standort-Einstellungen unter Android so gestaltet haben, dass sich von Nutzer nur schwer zu finden sind. Das geht auf Gerichtsunterlagen hervor, die in der vergangenen Woche in den USA freigegeben wurden. Ziel war es demnach zu verhindern, dass Nutzer die Standort-Verfolgung abschalten, wodurch Google wichtige Daten für sein Geschäft mit Online-Werbung fehlen würde.

In den Unterlagen wird behauptet, Google habe bei eigenen Untersuchungen festgestellt, dass die Standortverfolgung bei deutlich mehr Geräten abgestellt wird, wenn diese Option für Nutzer leicht zugänglich ist. Dies habe das Unternehmen als “Problem” eingestuft und infolge auch die Hersteller von Android-Smartphones aufgefordert, die Einstellungen in ihren Menüs zu “verstecken”.

Erhoben wurden diese Vorwürfe im Rahmen einer Verbraucherschutzklage, die der Generalstaatsanwalt von Arizona, Mark Brnovich, im vergangenen Jahr angestoßen hatte. Über die nun freigegeben Gerichtsdokumente hatte zuerst der Arizona Mirror berichtet.

“Im Grunde zielten Googles Bemühungen darauf ab, die Bedeutung der Standorteinstellungen zu vermindern, da Googles eigene Untersuchungen gezeigt haben, dass Nutzer die Standorteinstellungen eher deaktivieren, wenn ihnen eine klare Option dazu angeboten wird”, zitiert die Zeitung aus einer ungeschwärzten Passage der Klage. “Google hat versucht, die Netzbetreiber und Hersteller davon zu überzeugen, die Standorteinstellungen durch aktive Falschdarstellungen und/oder Verschweigen zu verbergen – oder sie weniger hervorzuheben.” Google habe außerdem verfügbare Informationen über die Nutzererfahrungen zurückgehalten, um Datenschutzbedenken zu minimieren.

Ein Hersteller, der sich Googles Vorgaben gebeugt haben soll, ist LG. Den Dokumenten zufolge verschob das Unternehmen die Option für die Standorterfassung auf eine zweite Seite der Einstellungen. Weder Google noch LG wollten sich auf Rückfrage von CNET.com zu den Vorwürfen äußern.

Auslöser der Klage wiederum war eine Untersuchung der Associated Press, wonach Google auch dann noch Standortdaten von Android-Nutzern sammeln soll, wenn diese den Standortverlauf deaktivieren. Das Abschalten des Standortverlaufs soll lediglich dazu führen, dass die Daten nicht mehr in Google Maps auftauchen. Das Tracking selbst muss demnach über die Web- und App-Aktivitäten ausgeschaltet werden.

Standortdaten helfen Google, die Relevanz von Online-Werbung zu verbessern. Was auf den ersten Blick zum Vorteil von Nutzern zu sein scheint, hilft aber auch Google: relevantere beziehungsweise stärker personalisierte Anzeigen bringen Google mehr Geld ein als nicht personalisierte Werbung.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die Redaktionen von Silicon.de und ZDNet.de. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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