Deutsche Börse und Zimory mit Cloud-Marktplatz

Dafür haben die Deutsche Börse und Zimory das Joint Venture “Deutsche Börse Cloud Exchange AG” gegründet. Der Handel auf der Plattform soll ab Februar 2014 starten.

Ziel der Handelsplattform sei, den Kauf und Verkauf von Cloud-Infrastruktur-Kapazitäten einfach, schnell und sicher zu machen. Die beiden Unternehmen haben sich dabei von Plattformen für den Handel von Wertpapieren oder Energie inspirieren lassen. Das heißt: Kauf und Verkauf sollen elektronisch und binnen Sekunden abgewickelt werden. Die Partner hoffen, so einen Cloud-Computing-Marktplatz mit transparenten und vergleichbaren Angeboten zu schaffen.

Die Deutsche Börse und der Berliner Cloud-Management-Spezialist Zimory stellen ihren Cloud-Marktplatz vor. Quelle: Zimory

Technologische Grundlage ist die Software von Zimory. Das Unternehmen ist aus einem Forschungsprojekt der T-Labs, einer Einrichtung der Deutschen Telekom, hervorgegangen. 2007 arbeitete es zunächst an einer Online-Plattform für den internationalen Handel mit IT-Infrastruktur-Ressourcen, mit der es 2009 an den Markt ging.

Das Modell hatte sich 2011 durch die Entwicklung beim Cloud-Computing jedoch überholt. Zimory verlagerte daher seinen Schwerpunkt und rückte ein ursprünglich als Nebenaspekt behandeltes Thema in den Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit, indem es Software für potenzielle IaaS-Anbieter entwickelte. Ihnen hilft es, sauber zwischen Ressourcen, Anbietern und Nutzern zu trennen. Die meisten Kunden sind Provider, die Cloud-Services anbieten.

Dem Joint Venture mit der Deutschen Börse dient Zimorys Cloud-Management-Software als technologische Grundlage. Sie stellt die physische Verbindung zwischen Käufern und Verkäufern her. Die laut Zimory herstellerunabhängige und skalierbare Software zeichnet sich durch offene Schnittstellen und getrennte Architektur sowie die Mehrmandantenfähigkeit aus. Im Rahmen der Plattform Deutsche Börse Cloud Exchange hilft insbesondere, dass sie auch andere Cloud-Management-Stacks und Standards integrieren kann.

“Die Deutsche Börse Cloud Exchange wird den Umgang mit IT-Ressourcen nachhaltig verändern”, erklärt Zimory-Geschäftsführer Rüdiger Baumann in einer Pressemitteilung. “Die Zeiten, in denen monatelang über Cloud-Service-Verträge verhandelt wurde, werden für die meisten Geschäfte vorbei sein.”

Laut Baumann werde die Standardisierung der Cloud-Produkte den Cloud-Computing-Markt genauso verändern wie die Einführung des GSM-Standards den Mobiltelefoniemarkt revolutioniert hat. Cloud Services werden schneller und vielfältiger bereitgestellt werden können. “Neue Cloud-Computing-Industrien, Anwendungsgebiete und Brokerage Services werden entstehen. Wichtige Voraussetzungen hierfür sind Standards und ein neutraler, sicherer Marktplatz, den wir mit der Deutschen Börse zusammen schaffen.”

Stefan Ried, Analyst beim Marktforschungsunternehmens Forrester, bezeichnet die Pläne für einen Marktplatz für Cloud-Ressourcen als “mutigen und kühnen Schritt.” Allerdings sieht er auf Pioniere auch einige Schwierigkeiten zukommen.

Seiner Ansicht nach profitieren Firmen mit langfristigen Verträgen kaum von einem Echtzeitmarktplatz. Die Nachfrage nach Cloud-Ressource komme voraussichtlich fast ausschließlich von Cloud-Providern, nicht jedoch von Firmen. Der Marktplatz sei damit wohl eher als Sourcing-Quelle für Ressourcen zu sehen, statt als Anbieter solcher Ressourcen. Auch der Vorstellung, dass Firmen überschüssige Kapazitäten ihrer Rechenzentren über den Marktplatz zu Geld machen könne, hält er für eine Illusion. Zudem schränkt Ried ein, dass das Modell – so es denn funktioniert – nur für bestimmte Workloads anwendbar ist und sich damit nicht grundsätzlich wird durchsetzen können. Zudem müsse das Joint Venture auch einige Fragen klären, wie etwa einheitliche Verträge für die  Nutzer dieses Dienstes.

Einen ersten Kunden hat Deutsche Börse Cloud Exchange immerhin bereits: T-Systems will über den Marktplatz zum Beispiel SaaS-Anbieter mit standardisierten IaaS-Produkten beliefern. Am Montag, den 9. Juli 2013, von 17.00 bis 17.45 Uhr, wollen die Betreiber die technischen Hintergründe ihrer Plattform in einem Webinar näher erläutern. Um Reservierung wird gebeten.

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[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]

Redaktion

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