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Oracles Ellison predigt die Linux-Revolution

Oracle-Chef Larry Ellison schwingt sich zum Linux-Propheten auf. Vor den versammelten Software-Partnern des Datenbankkonzerns in New York sagte der Manager, die Vorherrschaft von Windows auf dem PC stehe vor ihrem Ende. Linux werde den Platz des Softwaremonopolisten auf dem Desktop einnehmen.

Schließlich sei es nicht Windows, von dem die Anwender abhängig seien, sondern Microsofts Office Suite. Die Alternative Star Office sei inzwischen aber schon “fast brauchbar”. “Ich verwende es hin und wieder und es ist gar nicht so furchtbar” – ein verkapptes Kompliment an Sun Microsystems. “So bald es eine vernünftige Alternative zu Office gibt”, so Ellison, “geht die Hölle los und alle werden sich darauf stürzen.”

Daneben gebe es eine Reihe von Anwendungen wie beispielsweise den Open-Source-Browser Mozilla, eine Weiterentwicklung des Netscape Navigators, die Linux zu einer brauchbaren Plattform machten.

Eine Meldung aus Japan scheint dem Oracle-Chef, der sich selbst gern als Visionär darstellt, recht zu geben. Demnach hat Microsoft im asiatischen Inselreich im zweiten Halbjahr 2002 ein Fünftel seiner Umsätze mit Betriebssystemen, Groupware und anderen Server-Produkten eingebüßt.

Einer der Gründe sei der Zuspruch zu Linux in Japan, meinen Beobachter vor Ort. Die Regierung in Tokio hat sich die Förderung von Open Source auf die Fahnen geschrieben und will allein im laufenden Jahr umgerechnet 7,8 Millionen Euro für Linux investieren. Wichtigstes Argument: Open Source sei langfristig kostengünstiger zu betreiben als kommerzielle Software.

Als Beispiel für die Verdrängung von Microsoft-Produkten nannte Ellison den Open-Source-Webserver Apache. Noch vor wenigen Jahren konnte Microsoft hier auf 80 Prozent Marktanteil verweisen, jetzt seien es nur noch 20 Prozent, so der Oracle-Boss. “Wer heute noch Microsofts Internet Information Server verwendet, der weiß gar nicht mal, dass er sowas besitzt. Linux ist auf Standard-Intel-Hardware einfach schneller und zuverlässiger als Windows.”

Auch Microsofts SQL Server 2000 und das anstehende Release von Windows Server 2003 würden daran nichts ändern, meint Ellison. Microsoft habe seinen Platz im Rechenzentrum schon so gut wie verloren, weil sich an der verteilten Struktur des OS nichts verändert habe.

Erst in der vergangenen Woche hatte Oracle angekündigt, bis zum Jahresende 150 Millionen Dollar in Entwicklung, Marketing und Vertrieb von Applikationen für die Open-Source-Plattform zu investieren – und das vor allem bei Partnerunternehmen.

Silicon meint: Vielleicht geht es langsamer als viele zu Beginn des Linux-Hypes in den Unternehmen dachten. Aber es geht voran. Nur leider bleibt dabei ein Entwurf für eine wünschenswerte Struktur der weltweiten Softwareindustrie auf der Strecke: Wie schlägt sich das Konzept von Open Source und Public License in der Wirtschaft nieder? Gerade Ellison könnte hier neue Wege weisen.

Silicon-Redaktion

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