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Schwache Ankläger geben Microsoft eine gute Position

Im Wettbewerbsstreit zwischen der Europäischen Kommission (EU) und dem Software-Konzern Microsoft zeichnet sich – wieder einmal – ein gutes Ende für das Redmonder Unternehmen ab. Nach der Anhörung der Kritiker im Verfahren um eine mögliche Ausnutzung der Monopolstellung ist Microsoft optimistisch, dass man um eine Geldstrafe herumkommen wird und sich höchstens auf eine Vergleichssumme einigen muss.
Der Grund für die positive Ausgangsposition für den Gates-Konzern ist indes nicht so klar. Denn die Vorwürfe sind alles andere als Peanuts, von unfairen Wettbewerbsmethoden ist da die Rede und dass Microsoft seine Rivalen durch das Ausnutzen seiner marktbeherrschenden Stellung regelrecht unterbuttert und aus dem Wettbewerb werfen wolle. Immerhin war schon von einer Strafe die Rede, die so hoch ist, dass Microsoft zehn Prozent seines Umsatzes zahlen müsste.

Die Anhörung in der vergangenen Woche aber war aus der Sicht der Kartellwächter nicht so erfolgreich wie erwartet. Das liegt unter anderem daran, dass viele, die das Verfahren auf den Weg gebracht haben, anonym bleiben dürfen und nicht direkt mit den Redmondern konfrontiert werden müssen. So besagt es europäisches Recht. Die Anonymität der Gegner gibt Microsoft Oberwasser: Wer nicht öffentlich anklagt, der habe entweder selbst etwas zu verbergen, oder für ihn könne das Problem nicht so schlimm sein, als dass man es nicht mit einem Kompromiss lösen könnte – so die Argumentation.

In der Tat stehen dem obersten Kartellwächter Mario Monti nicht nur große Helfer im Kampf gegen nicht duldbare Praktiken von Microsoft zur Seite. Häufig sind es einzelne Beschwerdeführer wie ‘Entity T31’, von dem das Wall Street Journal weiß, dass er ein Software-Entwickler ist. Der Name ist aber nur der Kommission bekannt. Er ist letztlich nichts mehr als ein Informant, der die EU mit möglichen Vorwürfen versorgt. Dass das keine wirklich brauchbare Basis ist, dürfte verständlich sein, so wie ein Indizienprozess, der hinterlässt auch oft mehr Fragen als er aufklärt.

Microsoft kann also guter Dinge sein, was einen Vergleich angeht. In einem Statement ließ der Konzern wissen, dass die Aussprache Anlass gebe zur Hoffnung, zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen. Mit diesem Erfolg ließe sich in Redmond gut leben. Das würde nämlich bedeuten, dass die Softwerker keine nachweisbaren Fehler gemacht haben und nichts an ihrer Geschäftsstrategie ändern müssten. Es sei denn, sie wären die nervigen Gerichtsschlachten leid.

Silicon-Redaktion

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