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Microsoft Marketplace: Konkurrenz muss draußen bleiben

Microsoft will Support, Sales, Marketing und Services besser machen. Für Reseller hat das Unternehmen das Projekt ‘Marketplace’ gestartet. Angebunden werden soll der Marktplatz für Microsoft-geeignete Produkte über einen Button im Startmenü von Windows XP. Mit einer weiteren Finanzspritze wollen die Redmonder mehr Unternehmen davon überzeugen, auf neue Versionen zu migrieren und – vor allem – keine Linux-Produkte zu installieren. Außerdem will das Unternehmen die Investitionen in Partnerprogramme auf 1,7 Milliarden Dollar erhöhen. Auch ein Drittel der Gelder aus der Direktwerbung soll in Marketing-Programme mit Partnern fließen.
Besonders im Vertrieb will Redmond mehr Spezialwissen sehen. Derzeit sei das Wissen zu allgemein und nicht in die Tiefe reichend. “Zu einem großen Teil, würde ich sagen, dass sich unsere Partner nicht spezialisiert haben”, erklärte Orlando Ayala, Senior Vice President von Microsoft gegenüber US-Medien. Vertriebspartner können sich jetzt für ein Spezialgebiet, wie etwa Sicherheit, Business Intelligence oder Netzwerk-Infrastruktur, zertifizieren lassen und bekommen dafür Punkte.

Diese kann der Partner dann für Hilfe beim Marketing oder zusätzlichen Support eintauschen. Ayala merkte an, dass sich Reseller mit zusätzlichen Lösungen und Services für kleine und mittelständische Unternehmen ein weiteres Standbein schaffen könnten. Jedem Dollar für Software würden nach Ansicht des Microsoft-President potentiell sieben weitere für Services folgen.

Um daneben auch den Vertrieb von Hard- und Software weiter anzukurbeln, will Microsoft den ‘Windows Marketplace’ ins Leben rufen. Hier sollen über Wiederverkäufer Produkte rund um Windows verkauft werden. Der Acess-Button wird an prominenter Stelle seinen Platz finden, und zwar im Startmenü des Betriebssystems, wo jetzt auch der Windows-Katalog ist. Die Zwischenhändler sollten aber nach Angaben von Microsoft keine Einflussmöglichkeiten auf den Marktplatz haben, der “transaktionsneutral” sein soll.

Der Markt soll ab diesem Herbst teilweise an den Start gehen. Wirklich weltweit abheben soll der Dienst dann mit Longhorn, der nächsten Version von Windows. In dem Marktplatz sollen aber nicht nur Produkte angeboten werden, Microsoft wünscht sich auch eine Art Community. Dort sollen sich Kunden über Produkte austauschen und diese auch bewerten können. Das Ganze natürlich in Diskussionsforen mit Moderation.

Auch der Internet Explorer, der marktdominierende Browser aus dem Hause Microsoft, sowie die Seiten von Partnern will Redmond mit einem Start-Button für den Marktplatz ausrüsten. Angeboten werden dort aber laut Plan nur Produkte mit dem Windows-Logo. Diese sortiert ein Filter aus, die dann nach verschiedenen Verträglichkeitsprüfungen in das Angebot mit rund 100.000 Produkten aufgenommen werden.

Nicht nur im Vertrieb und Marketing und bei Services rüstet Redmond jetzt auf. Über ein 50-Millionen-Dollar-Programm namens ‘Desktop Deployment Initiative’ soll Partnerunternehmen geholfen werden, Firmen dazu zu bewegen, sich die aktuelle Microsoft-Versionen aufzuspielen. In erster Linie werden aus diesen Geldern 57 Mitarbeiter bezahlt, die sich auf Desktop-Software spezialisiert haben. 24 werden alleine in den USA erst einmal Unternehmen überzeugen, die zwar ein Upgrade gekauft haben, aber immer noch die alten Versionen nutzen.

Derzeit habe nur ein Drittel der Windows-User das drei Jahre alte Windows XP installiert. Bei Office 2003 ist der Prozentsatz bei weitem geringer. Office XP findet sich auf etwa dreißig Prozent der installierten Windows-Basis. Mit so genannten ‘Sub-Competencies’ wie automatisierten Vereinfachungen bei der Installation will Microsoft technische und finanzielle Hürden für ein Upgrade einebnen. Tools mit Namen wie ‘Zero Touch’ sorgen für eine schmerzfreie Installation, heißt es aus Redmond. Der Kunde soll keine manuellen Einstellungen mehr vornehmen müssen.

All diese Bemühungen zeigen, dass Microsoft sich vermehrt gegen die Konkurrenz rüstet. Indem die Vertriebspartner zu besseren Dienstleistern getrimmt werden sollen, Hard- und Software über das Betriebssystem verkauft wird, und das Unternehmen anfängt, sich um die installierte Basis zu sorgen, zeigt Microsoft auch, aus welchem Lager dem Unternehmen in Zukunft der Wind entgegenblasen könnte: Von der GNU Economy, also von Unternehmen die nicht mit Softwarelizenzen für ein Linux-Derivat ihr Geld verdienen, sondern mit Services und Supportverträgen.

Und obwohl der Anteil an der installierten Basis von Linux-Systemen immer noch verschwindend gering ist, zeigt doch die Tatsache, dass sich der Software-Gigant bewegt oder zumindest hinterm Ohr kratzt, dass das Open-Source-Betriebssystem mehr und mehr Gewicht am Markt gewinnt.

Silicon-Redaktion

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