Krankenkasse verschreibt sich Heilmittel gegen Chipkarten-Missbrauch

Die Berliner Krankenkasse BKK Verkehrsbau will jetzt dem Missbrauch von Versicherten-Chipkarten einen Riegel vorschieben. “Wir führen im ersten Quartal ein Pilotprojekt mit 400 Berliner und 100 Brandenburger Praxen durch”, so Aurica Krause, Pressereferentin der BKK Verkehrsbau, gegenüber silicon.de. Neu sei, dass in die Praxis-Software der Ärzte eine Zusatzfunktion eingebaut sei, die die Versicherten-Chipkarten auf ihre Gültigkeit teste.
Die aufgepeppte Software stamme vom Koblenzer Softwareunternehmen CompuGroup. “Wir haben unsere Software ‘Albis’ mit der neuen Funktion ausgerüstet”, sagt Matthias Leu, Direktor der Abteilung Gesetzliche Krankenversicherung bei CompuGroup. Die Software übermittle jetzt die verschlüsselten Daten über die Gültigkeit der Versicherten-Chipkarten an den Hamburger IT-Dienstleister HABA Computer, der als zentrales  Rechenzentrum fungiere.

HABA Computer fasse die Daten dann zur so genannten “Verax-Liste”, einer Liste aller gesperrten Chipkarten, zusammen. “Diese Liste stellen wir den Berliner und Brandenburger Praxen mehrmals im Jahr per CD-ROM zur Verfügung”, so Torsten Buhl, Vorstand von HABA Computer. Wenn die Ärzte ihre Praxis-Software updaten, könnten sie gleichzeitig die neueste Liste der gesperrten Versicherten-Chipkarten auf ihre Rechner laden. Ungültige Karten würden dann per Warnmeldung angezeigt.

“Das Problem mit den Chipkarten ist, dass sie ein Blankoscheck sind”, sagt Buhl. Die Karten würden von den Krankenkassen fünf oder zehn Jahre im voraus ausgestellt und wären somit auch dann gültig, wenn der Versicherte die Kasse wechselt. Nach Schätzungen weise jede zweite Chipkarte eine Befreiung von Zuzahlungen aus, obwohl höchstens ein Viertel der Deutschen dazu berechtigt sei, so Buhl.

Nach Angaben des Verbandes Deutscher Arztpraxis-Softwarehersteller (VDAP) könnten die Krankenkassen durch eine Unterstützung der Verax-Liste Millionen einsparen. “Unsere Vorschläge dazu liegen bei allen großen Krankenkassen auf dem Tisch”, so Matthias Leu von CompuGroup. CompuGroup ist Mitglied des VDAP. Schätzungen gingen von einem Schaden durch Chipkarten-Betrugsfälle von 20 Euro pro Jahr und pro Versichertem aus, so Leu.

Silicon-Redaktion

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