Das Magazin Slate, das mit spitzer Feder immer wieder über die Programme der eigenen Mutter Microsoft herzog, ist verkauft und rutscht unter das Dach der Washington Post. Damit verabschiedet sich das Fachmagazin endgültig davon, ein Medienexperiment aus der Mitte der Neunziger Jahre zu sein. Was als “Hauszeitung” anfing, wird damit zu einem Technik-Online-Magazin einer der renommiertesten Zeitungen der USA.
Analystenschätzungen zufolge fließt bei dem Verkauf ein Betrag zwischen 15 und 20 Millionen Dollar. Sie sehen in dem Kauf ein Zeichen dafür, dass die etablierten Verlagshäuser mehr als fünf Jahre nach dem Internet-Boom auch begriffen haben, dass mit dem World Wide Web ernsthaft Geld zu verdienen ist.
Bereits seit Juli 2004 denkt Microsoft laut darüber nach, auf diese Einnahmen zu verzichten. Mit der sichtbar unabhängigen Redaktion, die sich ausführlich mit Politik, Gesellschaft, Kultur und Technik auseinander setzte, wusste der Softwaregigant schon länger nichts mehr anzufangen.
Das Magazin, das stiefmütterlich behandelt das Dasein eines Feigenblattes geführt haben mag, half als Pionier der Online-Magazine anderen Publikationen auf den Weg. Der Gebrauch von Hyper-Links und Web Logs geht in ganz entscheidendem Masse mit auf Slate zurück. Die 30 Redakteure, die für ihre selbst recherchierten Nachrichten schon Preise bekamen, können jetzt in die Fußstapfen der durch den den Watergate-Skandal berühmten Enthüllungsredakteure Bernstein und Woodward treten.
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