Categories: Management

Deutsche Bank warnt vor missverständlicher “Lex Monopolium” für die Telekom

Die volkswirtschaftliche Abteilung der Deutschen Bank, DB Research, hat vor einer Fehlinterpretation des Koalitionsvertrags in Sachen Deutsche Telekom gewarnt. Der Vertrag streicht die Bedeutung der Breitband-Förderung heraus und schlägt vor, die Telekom während des Ausbaus des neuen Glasfasernetzes von der Regulierung auszunehmen. Da der Vertrag aber nicht auf Voraussetzungen und Einschränkungen dieser Ausnahme eingeht, könne er leicht als eine “Lex Monopolium” pro Deutsche Telekom interpretiert werden.

In der Argumentation haben die Analysten zunächst festgestellt, dass Deutschland jetzt schon weit hinter der Weltspitze herhinkt. Die Breitband-Penetration in Japan liegt doppelt so hoch, die in Korea gar dreimal höher als hierzulande, haben sie beobachtet. Selbst im Vergleich zu den europäischen Nachbarn sei Deutschland allenfalls Mittelmaß.

Diesen Mangel betrachten die Marktforscher als besonders bedenklich, weil die breitbandigen Festnetztechnologien, wie das TV-Kabel-Modem, Powerline, ADSL (Asymmetric Digital Subscriber Line) oder die noch schnellere Variante VDSL (Very High Data Rate Digital Subscriber Line; Übertragungsgeschwindigkeit bis zu 50 Mbit/s) das Fundament des aussichtsreichen E-Business bilden, so DB Research.

Der Vertrag zwischen CDU, CSU und SPD sieht vor, dass “die Koalitionsparteien zur Sicherung der Zukunft des Industrie- und Forschungsstandorts Deutschland Anreize für den Aufbau oder Ausbau moderner und breitbandiger Telekommunikationsnetze schaffen. Dazu sind die durch entsprechende Investitionen entstehenden neuen Märkte für einen gewissen Zeitraum von Regulierungseingriffen freizustellen.”

Dieser Passus hatte in den letzten Wochen einen Proteststurm der privaten Carrier ausgelöst. “Sie interpretieren den Koalitionsvertrag dahingehend, dass die Politik beim schnellen VDSL die marktbeherrschende Stellung des ehemaligen Monopolisten zementieren will”, heißt es in der Untersuchung.

Wenn dieses Instrument eingesetzt wird, dann “mit großer Vorsicht”, mahnen jetzt die Analysten. Die Regierung könnte sonst in den Verdacht willkürlicher Wettbewerbsverzerrung geraten. Für sie sei Grundvoraussetzung für den temporären Regulierungsverzicht, dass den Mitbewerbern die Möglichkeiten, die sie im alten Regime nutzten, auch im neuen Regime barrierefrei offen stünden.

“Daneben ist zu klären, ob sich das VDSL-Segment mit seinen Diensten hinreichend unterscheidet, um die Behandlung als eigenen Markt zu rechtfertigen”, so der Bericht. Außerdem müsse die Frist der “Regulatory Holidays” sehr genau spezifiziert und der gesamte Entscheidungsprozess hinreichend transparent gestaltet werden. Alle diese fundamentalen Punkte seien bislang noch offen.

Grundsätzlich ablehnen wollen die Banker allerdings die Maßnahme nicht. Ihrer Meinung nach spreche einiges für dieses Vorgehen: Länder wie die USA, die sich dieses Instruments bedienten, könnten auf eine wesentlich modernere Infrastruktur verweisen als Deutschland. Erfahrungsgemäß könne der temporäre Regulierungsverzicht tatsächlich zu tragendem Wettbewerb zwischen Netzen und Technologien führen und schaffe “zweifelsohne einen Anreiz für Investitionen”.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

Podcast: Zero Trust zum Schutz von IT- und OT-Infrastruktur

"Das Grundprinzip der Zero Trust Architektur hat sich bis heute nicht geändert, ist aber relevanter…

2 Tagen ago

Malware April 2024: Aufstieg des Multi-Plattform-Trojaners „Androxgh0st“

Androxgh0st zielt auf Windows-, Mac- und Linux-Plattformen ab und breitet sich rasant aus. In Deutschland…

3 Tagen ago

Selbstangriff ist die beste Verteidigung

Mit autonomen Pentests aus der Cloud lassen sich eigene Schwachstelle identifizieren.

3 Tagen ago

Prozessautomatisierung im Distributionslager

Die Drogeriekette Rossmann wird ihr neues Zentrallager in Ungarn mit Software von PSI steuern.

4 Tagen ago

Wie autonome Fahrzeuge durch Quantencomputing sicherer werden können

Automobilhersteller planen, Quantentechnologie zunehmend auch bei fortschrittlichen Fahrerassistenzsystemen (ADAS) einzusetzen.

4 Tagen ago

Heineken plant Bedarfe mit KI-Lösung von Blue Yonder

Blue Yonder soll mehr Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette der internationale Brauerei ermöglichen.

4 Tagen ago