Microsofts Strategie für Anti-Spyware

Vor der Veröffentlichung des neuen Anti-Spyware-Produktes hat Hersteller Microsoft jetzt seine Pläne in einem detaillierten Whitepaper vorgelegt. Das kommende Produkt wird auf eine Bibliothek mit über 100.000 Bedrohungen zugreifen, um den Nutzer vor bösen Überraschungen auf dem PC zu bewahren. Gerade von Microsoft erwarten sich viele Anwender ein entsprechendes Produkt, denn die meisten virtuellen Bedrohungen richten sich gegen das Betriebssystem aus Redmond.

Doch so umfassend der Schutz auch sei, den Microsoft mit ‘Windows AntiSpyware’ vorlege, “die letzte Entscheidung, ob eine Software beibehalten oder entfernt werde, trifft immer der Nutzer”, heißt es in dem Paper. So wolle sich Microsoft darauf beschränken, den Anwendern Vorschläge und Empfehlungen zu geben, anstatt ‘böswillige’ Software einfach zu deinstallieren – aber auch das sicherlich nicht ohne guten Grund.

“Mircosoft schreitet hier auf einem schmalen Grat”, erklärt Carsten Casper, Senior Research Analyst bei der Meta Group, gegenüber silicon.de. Denn auf der einen Seite unterscheide der Nutzer nicht und nehme viele Programme, von denen er nicht wisse, wie sie auf seinen Rechner gelangt sind, schlicht als Bedrohung wahr. “Auf der anderen Seite stehen die Partner von Microsoft, die sich auf die Windows-Plattform stützten.” Dieses Whitepaper analysiere nicht nur die verschiedenen Graubereiche von ‘Spyware’, sondern sei für das Unternehmen auch ein proaktiver Schritt nach vorn.

Vor allem seit der Verurteilung durch die europäische Wettbewerbskommission könnten für Microsoft aus dem Spyware-Blocker rechtliche Probleme erwachsen. Denn schließlich verhindert das Unternehmen mit Windows-AntiSpyware eventuell Produkte von anderen Herstellern oder der Konkurrenz. “Und damit muss Microsoft rechnen, wieder vor Gericht gezogen zu werden”, so Casper. Für ihn ist das Paper ein “sinnvoller Angriff nach vorne”. Zudem bewertet er den Schritt zu mehr Transparenz und vor allem Microsofts “vergleichsweise schnelle” Reaktion auf das Problem als sehr positiv. “Die Frage ist, was flogt dem Papier und wie sieht die Realität aus”, merkt der Analyst an.

So heikel das Problem scheint, so differenziert legt auch Microsoft  seine Strategie in dem Schreiben dar. Demnach sprechen einige Tatsachen gegen einen vereinheitlichten Ansatz, das Problem in den Griff zu bekommen. Demnach kursierten verschiedene Definitionen und Kriterien, um “Spyware und andere potentiell ungewünschte Software zu kategorisieren und zu identifizieren”. Zudem will Microsoft auch mit anderen Herstellern und Industriemitgliedern zusammenarbeiten, um einheitliche Definitionen aufzustellen. “Das Problem kann nicht weltweit einheitlich gelöst werden”, ergänzt Casper. Allein die Rechtsprechung in den einzelnen Ländern mache das unmöglich.

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Silicon-Redaktion

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