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Zurück ins eigene Rechenzentrum – wenn Outsourcing nicht funktioniert

Wie flexibel ist ein Dienstleister?

“Trotz zahlreicher Angebote hatten wir aber für den Rechenzentrumsbetrieb nicht den Eindruck, der für uns passende Anbieter sei darunter”, so Kreil. Die entscheidende Frage sei immer gewesen: Ist die DVB für diesen Anbieter ein strategischer Kunde, und wie flexibel ist der Dienstleister? Kein Anbieter konnte hier überzeugen, so dass schließlich die Entscheidung für das Insourcing getroffen wurde. Also machte sich das Team um Kreil daran, das Insourcing in die Wege zu leiten. Sebastian Asendorf von Helbling organisierte und steuerte die operative Umsetzung. “Wir wollten hier natürlich die Chance ergreifen, neben dem Insourcing wesentliche strategische Verbesserungen zu erreichen”, sagt Kreil.

Die notwendige Transition war die passende Gelegenheit, sowohl die Server als auch die Clients auf eine State-of-the-Art-Plattform zu bringen und die Serverlandschaft zu konsolidieren. Das war eine Voraussetzung, um mit einem kleinen Team den wirtschaftlichen Betrieb sicherstellen zu können. Zusätzlich wurde auch die Anwendungslandschaft neuen Erfordernissen angepasst, etwa durch eine Ablösung des alten E-Mail-Systems und die Einführung neuer Dienste.

Zwingende Voraussetzung für ein erfolgreiches Insourcing aber war das Commitment des Managements und der IT-Mitarbeiter. “Auf das Team kam eine wahnsinnig anstrengende Phase zu”, war Sebastian Asendorf klar. Auch der frühere Dienstleister wurde mit ins Boot geholt. Dem fiel die Unterstützung eines Insourcings natürlich leichter, als wenn ein Wechsel zum Wettbewerb erfolgt wäre. Großen Wert legte das Team auf das Thema Dokumentation, um eine Grundlage für einen sauberen und professionellen Betrieb zu schaffen.

“Keine Lieferzeit, die sich nicht verdoppeln kann”

“Wir haben realistisch geplant, denn zum Ende hin wurde es recht knapp”, so Asendorf. Durch den fixen Endtermin gab es beispielsweise bei der Beschaffung von Storage- und Back-up-Systemen massive Zeitprobleme. Weil die Hardware auf den Bedarf der DVB-Bank ausgelegt und nicht überdimensioniert sein sollte, gab es mit einigen Herstellern teilweise langwierige Abstimmungsprozesse und lange Lieferzeiten. “Es gibt keine Lieferzeit, die sich nicht verdoppeln kann”, meint Asendorf. Die Bereitstellung eines Internet-Zugangs hat sich aufgrund interner Probleme bei den Providern als außerordentlich langwierig erwiesen. Sehr gute Erfahrungen hat das Unternehmen allerdings mit einem Netzwerk von Freelancern gemacht, die wirtschaftlich und hochflexibel einsetzbar waren.

Am 30.11.2004 um 23:45 Uhr, 15 Minuten vor Vertragsende, wurden der Leitung zum früheren Outsourcer abgeschaltet. Die DVB-Bank hatte den Rechenzentrumsbetrieb zurückgeholt. Seitdem laufen die Anwendungen wieder im eigenen Rechenzentrum der Bank. Unangetastet blieb der SAP-Betrieb mit seinen unternehmenskritischen Anwendungen.

“Das Re-Sourcing und In-Sourcing hat sich gelohnt”, stellt Kreil fest. Mehr als ein Viertel der früheren IT-Kosten spart das Unternehmen ein. Das Rechenzentrum der DVB ist umgezogen, der Zeitplan wurde eingehalten. Durch die Zusammenfassung von Diensten und den Abbau von Redundanzen konnte die Serverzahl um die Hälfte reduziert werden. Die Konsolidierung auf eine einheitliche Plattform ist abgeschlossen.

Jetzt geht es darum, vom Projekt in den Regelbetrieb zu kommen. Dazu werden unter anderem Verantwortlichkeiten und Prozesse für das Monitoring festgelegt, Disaster-Recovery-Prozeduren detailliert und praktisch geübt. “Eigene Ressourcen sind flexibler als Verträge”, ist eine wesentliche Erkenntnis von Kreil aus dem Projekt. Die Bank kann nun wesentlich schneller und flexibler auf Marktanforderungen reagieren. Das Standing der IT im Hause hat sich dadurch deutlich verbessert.

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Silicon-Redaktion

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