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EU ist im Streit mit Microsoft auf sich gestellt

Im Kartellstreit mit Microsoft brechen der EU-Kommission immer mehr Mitstreiter aus der Industrie weg. Anders als zuvor berichtet, will Symantec nicht gegen Microsofts Sicherheitsstrategie klagen. Und Real Networks hat sich jetzt mit Microsoft außergerichtlich geeinigt. 761 Millionen Dollar bekommen die Spezialisten für Multimedia vom Redmonder Softwerker. Real war einer der Kläger im Kartellverfahren der EU-Kommission gegen Microsoft, das schließlich zu dem Rekordbußgeld von knapp 500 Millionen Dollar wegen unlauteren Wettbewerbs führte.

Auf Microsofts Ankündigung hin, in den Sicherheitsmarkt einsteigen zu wollen, ist berichtet worden, dass der Chef von Symantec John Thompson Rechtsmittel bei der EU-Wettbewerbskommission einlegen wollte. Diese Berichte rückte der CEO jedoch ins richtige Licht. Symantec habe lediglich auf Anfragen der EU hin die Rolle Symantecs und den Markt für Sicherheit erläutert.

“Wir planen nicht die EU oder das Justizministerium in irgend einem Fall anzurufen”, so Thompson vor Reportern. Sein Unternehmen sei nicht an Schritten der EU beteiligt. “Wir brauchen keinen Wettbewerb im Gerichtssaal” – den Wettbewerb wolle das Unternehmen auf dem Markt mit seinen Produkten austragen.

Nachdem Sicherheit einer der am schnellsten wachsenden Märkte und eines der wichtigsten Investitionsfelder der Anwender ist, sei es nicht verwunderlich, dass Microsoft hier ebenfalls ein Stück des Kuchens abhaben möchte: “Es ist unvermeidbar, dass Microsoft in diesen Markt eintritt. Aber ich glaube nicht, dass uns das automatisch aus dem Geschäft drängt”, so Thompson. Zudem sei auch der Erfolg Microsofts hier nicht vorprogrammiert. Denn nur wenige Unternehmen hätten – wie Symantec – einen umfassenden Sicherheitsansatz.

Die beiden Unternehmen würden sich viele Kunden teilen, so Thompson: “Wir machen Windows sicher.” Daher gebe es auch eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen den beiden Herstellern. “Deshalb haben sie nicht nur ein Interesse am Sicherheitsmarkt, sondern auch an unserem Erfolg.”

Nach Microsofts Einigung mit Real und der Ankündigung von Symantec steht die EU ohne größeren kampfbereiten und vor allem finanzkräftigen Partner im Streit mit Redmond da. Mit großzügigen Abfindungen hatte Microsoft auch Sun und Novell von der EU entzweit. So wurde die Kommission auch von dem Hersteller des ‘Real Players’ in Rechts- und Technikfragen unterstützt. Dem Streit entzieht Microsoft nun den Boden, indem es den Real Player leichter zugänglich machen will.

Die Kommission hingegen zeigt sich unbeeindruckt. In einer Stellungnahme erklärte die Behörde, dass die Einigung für den weiteren Verlauf des Kartellverfahrens gegen Microsoft “komplett irrelevant” sei. Nach wie vor könnten die Richter das Material, das von Real eingegeben wurde, verwenden. Zudem gelte es, die Einhaltung der Wettbewerbsregeln in der EU sicherzustellen.

Silicon-Redaktion

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