Ein Ajax-Betriebssystem soll Windows entthronen

Michael Robertson, der Gründer des Linux-Distributors Linspire, hat sich dem Kampf gegen Microsoft verschrieben. Ajax OS, ein Ajax-Betriebssystem, soll Redmond Marktanteile abnehmen.

Von den Anwendern wird die Idee eines Ajax OS bislang eher zurückhaltend aufgenommen. “Warum eigentlich ein neues Betriebssystem, wenn sich diese Funktionalität mit ein paar Dashboard- oder Konfabulator-Widgets erschlagen ließe?”, hieß es von Jörg Kantel, Betreiber des Blogs Schockwellenreiter.

Laut Oliver Wrede, Professor am Institut für Informatik der FH Köln, ist Microsoft durchaus schlagbar, wenn mehr Software als Service geliefert wird. Ajax spiele dabei jedoch nur eine geringe Rolle, meinte Wrede in seinem Blog.

IBM, Microsoft und Oracle zu Ajax OS

IBM könne zu Ajax OS noch nicht viel sagen, sagte Joe Becker, Mitarbeiter der IBM Software and Systems Group, gegenüber silicon.de. Dazu sei das Konzept noch zu neu.

Eigentlich seien alle modernen Betriebssysteme Ajax-Betriebssysteme, da alle modernen Browser Ajax-Anwendungen ausführen könnten, betonte Daniel Walzenbach, Developer Evangelist bei der Developer Platform and Strategy Group Microsoft Deutschland. Ajax beruhe auf dem asynchronen Austausch von Daten über das XML-http-Request-Objekt. Diese habe ursprünglich Microsoft entwickelt. Mittlerweile sei das XML-http-Request-Objekt in die gängigen Browser implementiert.

Die Integration von Web-Inhalten in ein Betriebssystem könne in bestimmten Situationen durchaus leistungsfähig sein. Dabei sei jedoch eine bestehende Anbindung ans Web notwendig, so Walzenbach.

Wenn diese Technik so ausgereift sei, um einen echten Desktop zu emulieren, könne sie viel Geld sparen, sagte Frank Nimphius, Oracle Principal Product Manager. “Insbesondere in der Ablösung von Terminal-Anwendungen.”

Vorerst sei es jedoch ausreichend, eine selbstinstallierende Ajax-Runtime-Umgebung auf dem Desktop zur Verfügung zu stellen, so Nimphius. Das reiche aus, um Browser-Einschränkungen wie Sprach-Inkompatibilitäten, die Sicherheit und den ‘Zurück’-Button in den Griff zu bekommen. “Als einen weiteren Schritt könnte ich mir durchaus ein Ajax OS vorstellen.”

IBM, Microsoft und Oracle haben eigene Ajax-Projekte

Derweil verfolgen IBM, Oracle und Microsoft eigene Ajax-Projekte. IBM hat Code zum Projekt ‘Ajax Toolkit Framework’ der Eclipse Foundation beigesteuert. Das Unternehmen gilt zudem als eine treibende Kraft der OpenAjax-Allianz.

Microsoft verfügt über eigenes Ajax-Framework, das bislang unter dem Codenamen ‘Atlas’ bekannt war. Im September wurden die Server-seitigen Atlas-Funktionen in ‘ASP.Net 2.0 AJAX Extensions’ umbenannt. Die Client-seitigen Atlas-Funktionen heißen nun ‘Microsoft Ajax Library’. Das Unternehmen koordiniert zudem die Entwicklung des freien ‘ASP.Net Ajax Control Toolkit‘.

“Oracle hat schon früh auf Webtechnologien als Plattform für zentral verwaltete und gehostete Business Tools gesetzt”, so Nimphius. Die Oracle-Lösungen ADF Face und UIX verwendeten bereits das Ajax-Prinzip, Webseiten nur partiell neu aufzubauen. “Neue Versionen von Oracle ADF Faces werden Ajax in Kombination mit dem JavaServer Faces Framework einsetzen.” Oracle setze Ajax-Techniken zudem für die eigene Software-Entwicklung ein.

Die Business Software ‘Oracle Applications’ werde im Rahmen von Projekt Fusion Ajax-basiert sein, sagte Nimphius. “Darüber hinaus werden die Anwender mit den Entwicklungsumgebungen Oracle JDeveloper, ADF Faces und dem Oracle Application Development Framework in die Lage versetzt, selbst Ajax-Anwendungen zu schreiben.” Diese könnten dann als Services zur Verfügung gestellt und innerhalb von J2EE-Architekturen (Java 2 Platform Enterprise Edition) integriert werden.