Deutschland stellt nun den schnellsten Rechner Europas

Das geht aus dem aktuellen Ranking hervor, das heute Abend um 20.30 Uhr auf der Supercomputing-Konferenz in Reno, Kalifornien, vorgestellt wird. Ein großer Teil dieses Zuwachses ist auf den neuen IBM-Supercomputer im Forschungszentrum Jülich zurückzuführen. Mit einer Rechenleistung von 167 Billionen Berechnungen pro Sekunde (Teraflop/s) ist der Blue Gene/P Supercomputer derzeit der zweitleistungsstärkste weltweit – sogar der allerschnellste wenn es um die zivile Nutzung geht – und der leistungsstärkste in ganz Europa. Er wird die Forschung in Bereichen wie unter anderem der Teilchenphysik und der Nanotechnologie unterstützten und dabei sehr energieeffizient und stromsparend arbeiten.

Der Superrechner namens JuGene (Jülicher Blue Gene) rechnet mit mehr als 65.000 Prozessoren, die über ein extrem leistungsfähiges Kommunikationsnetz verbunden sind. Er ist in 16 etwa Telefonzellen-großen Schränken in der Rechnerhalle des Forschungszentrums Jülich untergebracht, in der auch seine Vorgänger JUMP und JUBL ihren Platz haben. Die drei Rechner ergänzen sich derart, dass für jede wissenschaftliche Simulationsaufgabe das passende Werkzeug zur Verfügung steht. Auf den Jülicher Supercomputern rechnen rund 200 europäische Forschergruppen.

An der Beschaffung waren neben dem Forschungszentrum Jülich, das Land NRW, das BMBF und die Helmholtz-Gemeinschaft beteiligt. “Zusammen mit unseren Partnern wollen wir nun bis 2009 das GAUSS-Center zum europäischen Supercomputerzentrum ausbauen, welches mit dem europäischen Konsortium PRACE innerhalb des 7. EU-Forschungs-Rahmenprogramms entstehen soll”, sagte Achim Bachem, Vorsitzender des Vorstandes des Forschungszentrums Jülich. GAUSS ist der von Bundesministerin Schavan initiierte Zusammenschluss der deutschen Höchstleistungsrechenzentren in Jülich, München und Stuttgart. PRACE ist das von Jülich geführte europäische Konsortium zum Aufbau einer europäischen Supercomputer-Infrastruktur.

“Das Besondere an unserem JUGENE ist der im Vergleich zu anderen Systemen äußerst geringe Stromverbrauch bei allerhöchster Rechenleistung”, sagte Thomas Lippert, Direktor des Jülich Supercomputing Centre, und wies darauf hin, dass “die Energieeffizienz zukünftig das beherrschende Thema beim Bau von Superrechnern sein wird”.

Bis zur offiziellen Einweihung im Februar nächsten Jahres wollen die Jülicher Experten nun den Supercomputer für die ersten Anwender vorbereiten und alle Prozesse optimieren. Jülich zeichnet sich dadurch aus, dass es neben den Spitzenrechnern auch ein schlagkräftiges Wissenschaftlerteam gibt, das die Forscher aus ganz Europa bei der Nutzung des Supercomputers unterstützt.

Supercomputer sind ein wichtiger Bestandteil der Wettbewerbsfähigkeit einer Nation, da sie Forschungseinrichtungen und Unternehmen helfen können, neue Technologien und Produkte zu entwickeln. Sie können Meteorologen helfen, das Wetter genauer vorherzusagen und befähigen Forscher, komplizierte naturwissenschaftliche Phänomene zu untersuchen. Einige europäische Staaten verstärken ihre Investitionen in Supercomputer nach mehreren Jahren Pause. DEISA, ein EU-Konsortium, das sich mit dem Aufbau einer Europäischen Supercomputing-Infrastruktur befasst, sagt, dass die Nachfrage nach Supercomputing-Leistung und -Einrichtungen die derzeit verfügbaren Ressourcen um den Faktor drei übersteigt.

IBM hat derzeit das leistungsfähigste System auf der Top500-Liste – ein erweiterter Blue Gene/L-Rechner im Lawrence Livermore National Lab mit einer Spitzenleitung von rund 600 Teraflops.

Bilder vom nunmehr nur noch zweitschnellsten Rechner Deutschlands, dem Garchinger Rechnerwürfel, hat silicon.de in der vergangenen Woche veröffentlicht. Die Bildergalerie dazu finden Sie hier.

Silicon-Redaktion

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