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LBS: Mauerblümchen mit Zeug zum Superstar

Location Based Services (LBS) – so heißt der neue Traum der Mobilfunkbetreiber von der eierlegenden Wollmilchsau. Die Idee, den Standort eines Handynutzers zu bestimmen und ihm standortbezogene Dienste anzubieten, ist zwar nicht neu. WAP-basierte LBS sind längst im Angebot – und werden kaum genutzt. Dennoch kommen die LBS jetzt wieder aufs Tapet.

Ein Grund dafür ist UMTS. Zum einen, weil dieser Dienst hohe Übertragungsraten ermöglicht. Zum anderen aufgrund der hohen Kosten der UMTS-Einführung. Auf denen bleiben die Mobilfunkbetreiber bislang sitzen. LBS könnten sich jedoch als eine Anwendung erweisen, die Unternehmen und Privatleute dazu animiert, UMTS stärker nachzufragen – hoffen die Betreiber.

Ein weiterer Pluspunkt für die LBS: Europas Satellitennavigations-System Galileo geht ab 2008 in Betrieb. Galileo ortet Objekte auf 7 Meter genau. Zusammen mit den Satelliten des US-amerikanischen Global Positioning System (GPS) ist sogar eine Genauigkeit von 5 Metern erreichbar, versprechen die Ingenieure.

Neues Leben haucht den LBS auch der Wettlauf zwischen Google, Microsoft und Yahoo um die beste lokale Suche ein. Google bietet seine lokale Suche in Kanada und den USA bereits fürs Handy an. Und Ask Jeeves und Yahoo haben angekündigt, bald nachzuziehen.

Zudem stellt die neue Generation der mobilen Geräte die Dienste so dar, dass sie sich ohne Augenschmerzen nutzen lassen. Die Geräte zeigen zum Beispiel eine Umgebungskarte auf einem Farbdisplay in hoher Auflösung an.

Megatrend LBS?

Der Verband der deutschen Internetwirtschaft (Eco) hatte bereits im Jahr 2003 Fachleute in Sachen LBS befragt. Drei Viertel sahen in den standortbezogenen Diensten den Schlüsselfaktor für das ‘Mobile Business’. Zwar seien die LBS noch kein Megatrend, hieß es von 63 Prozent. 83 Prozent meinten jedoch, dass sich das bald ändern werde.

Zwei Jahre später haben alle Mobilfunkbetreiber LBS im Angebot. E-Plus liefert einem Logistik-Unternehmer den Standort eines Mitarbeiters aufs Handy. O2-Kunden können eine Umgebungskarte aufrufen. Die Telekom-Tochter T-Info zeigt auf dem Handy-Display nahe gelegene Internet-Cafés und WLAN-Hotspots an. Und Vodafone präsentiert in der Nähe gelegene Geldautomaten, Restaurants und Tankstellen.

Jedoch: Von einem Megatrend kann man immer noch nicht sprechen. Die Mobilfunkbetreiber erzielen derzeit nur im Bereich Logistik – etwa mit Lösungen für das Management von Fahrzeugparks – nennenswerte Umsätze. Von den Privatleuten werden die LBS bislang weitgehend ignoriert. Das soll die Fußball WM 2006 ändern.

Leuchtturm Fußball-WM 2006

“Dafür stehen die Chancen jedoch mehr als schlecht”, sagte Michael Sandrock, Vorsitzender des Vereins TelematicsPro, im Gespräch mit silicon.de. Sandrock koordiniert die Telematikinitiative 2006, in der sich 33 Unternehmen zusammengeschlossen haben. Deren Ziel ist es, die regionalen WM-Organisatoren für eine gemeinsame LBS-Plattform zu gewinnen.

“Bislang sind die Informations- und Servicedienste der Diensteanbieter und Städte sehr heterogen”, so Sandrock. Die Angebote seien unübersichtlich, die Systeme nicht kompatibel. Und die Chancen, dass sich das Chaos bis zum Sommer 2006 entwirren lasse, seien gering.

Immer mehr Anbieter von Verkehrsinformationen, Hersteller von digitalen Stadtplänen, Mobilfunkbetreiber und Verkehrsunternehmen drängten mit “Insellösungen” auf den Markt. Zudem versuchten Automobilhersteller, sich in diesem Geschäftsbereich zu etablieren – mit nicht kompatiblen Angeboten.

“Auf dem Markt geht es zu wie in einem Sack voller Flöhe”, so Sandrock. Jeder WM-Austragungsort mache “irgendwas”. Ein Jahr vor der WM habe noch keine Stadt mit einem Diensteanbieter einen Vertrag geschlossen. Völlig unklar sei, wie die WM-Besucher überhaupt von den Diensten erfahren sollten. “Distribution war noch nie die Stärke der IT”, stellte Sandrock fest. Zudem würden sich die Entwicklungskosten der verschiedenen Plattformen im Preis der LBS-Dienste niederschlagen.

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Silicon-Redaktion

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