Open Source macht Cloud-Nutzer frei

Mit dem letzten Punkt legt Johnston durchaus bewusst den Zünder an seine zweite Cloud-Ausprägung Open Cloud. Denn die reicht ihm und etlichen Cloud-Vordenkern in der Open-Source-Gemeinde ohnehin nicht, wie sich am 6. April 2009 zeigte. An diesem Tag präsentierte Johnston in einem Open Letter to the Community die von ihm ins Leben gerufene ‘Open Cloud Initiative‘ (OC, um Verwechslungen mit der Open Source Initiative, OSI, zu vermeiden).

Sie hat mehrere Ziele: Sie will sicherstellen, dass der Begriff Open Cloud nicht verwässert wird, sondern den Cloud-Anwendern unter diesem Label elementare Freiheiten erhalten bleiben, zum Beispiel das Recht, über die eigenen Daten in offenen Formaten via offener Schnittstellen zu verfügen. Gleichzeitig möchte die OC es dadurch allen Anbietern einfach machen, auf dem Cloud-Markt aktiv zu werden. Schließlich möchte sie darüber wachen, dass unter dem Begriff Open-Source-Cloud die Prinzipien der Open-Source-Definition der OSI beachtet werden.

Dem Insider-Geflüster ist zu entnehmen, dass die Open Cloud Initiative in der bundesdeutschen Open-Source-Gemeinde wohl auf ziemlich fruchtbaren Boden gefallen ist. Anscheinend wird momentan hinter den Kulissen intensiv an einem Referenz-Stack von Open-Source-Lösungen gearbeitet, die verlässlich integriert sind. Es dürfte dabei noch eine Menge technische Probleme zu lösen geben. Aber mit Open-Source-Software haben die Cloud-Engagierten ein paar große Vorteile: Sie arbeiten ohnehin mit offenen Schnittstellen und Standards, mit einsehbarem Sourcecode. Am Ende könnten sie ein Cloud-Angebot auf den Tisch legen, das weit umfangreicher, flexibler und freier ist als das der proprietären Anbieter. Für diese dürfte die Konkurrenz dann Folgen haben.

Wenn das Angebot wahr werden sollte, wäre es außerdem ein Meilenstein in der Open-Source-Bewegung. Denn diese füllte bisher entweder Lücken im proprietären Angebot, oder sie wurde wie OpenOffice erst mit riesigem zeitlichem Abstand gegen ganz bestimmte proprietäre Produkte konkurrenzfähig. Diesmal könnte es ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden.

Der Autor Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in München.

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Silicon-Redaktion

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  • Open Cloud
    Wir werden in unserem Unternehmen sicherlich kein Cloud Computing einsetzen, weder Open, noch Closed. Es ist uns einfach zu gefährlich unsere Daten anderen anzuvertrauen und auch noch darauf zu spekulieren, daß unsere Internetverbindung immer steht.
    Unser Konzept sieht vor in allen Outlets autarke Systeme zu installieren die einen sofortigen Datenabgleich mit der Zentrale vornehmen. Damit ist unsere Datensicherheit und die Ausfallsicherheit auf allerhöchstem Stand.
    Gruß

  • Grundsätzlich sehe ich das auch so ...
    ... wie Herr Wolfgang Grimm, aber vielleicht gibt es ja der eine oder andere unkritische Datendienst einer Firma, der in die Open Cloud verlagert werden kann.
    Zum Beispiel Dienste wie Webportale, Webservices, etc., mit Daten die sowieso für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Die Firmendaten können dann einmal Nachts mit der Open-Cloud-Instanz abgeglichen werden.
    Denn einige Vorteile bietet Open-Cloud schon: z.B. den Kostenvorteil. Durch das flexibel skalierbare Cloud Computing kann der Anbieter einen günstigen Tarif anbieten, der von einer Firma intern selber nicht so realisiert werden kann. Da geht dann sogar auch schon mal Micro-Payment. :) Außerdem kann man selbstständig die Virtual Machinen des Cloud-Computing über Schnittstellen belegen, verschieben und löschen, wie man gerade lustig ist, ohne immer wieder gleich einen neuen Vertrag machen zu müssen. Die internationale Infrastruktur des großen Cloud-Computing-Anbieters, auf der man solche "Puzzle-Verschiebe-Spiele" machen kann, ist für kleiner Firmen intern nicht zu realisieren.

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