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Deutsche Verleger bitten Steve Jobs zum Zensur-Gespräch

“Jeder Verleger sollte sich einmal am Tag hinsetzen, beten und Steve Jobs dafür danken, dass er mit diesem Gerät die Verlagsindustrie rettet”, hatte Springer-Chef Mathias Döpfner Anfang April in einer US-Talkshow gejubelt und im selben Atemzug Verbesserungsvorschläge angebracht. 30 Prozent Umsatzbeteiligung für Apple bei Verkäufen aus dem App Store seien zu viel. “Da müssen wir uns mit den Vertretern von Apple noch einmal zusammensetzen.”

Zudem kritisieren die Verleger immer wieder, dass sei in den meisten Fällen keinen Zugriff auf die Nutzungsdaten ihrer Apps haben. Hinzu kommen die starren Regeln bei der Zulassung von Applikationen. Die – nebenbei bemerkt – die Entwickler nicht abzuschrecken scheinen.

Das iPad sei “zweischneidig”, sagt VDZ-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Fürstner. Solche mobilen Geräte seien zwar gut für Bezahlinhalte. Anbieter von Technologieplattformen könnten aber in Inhalte eingreifen und die Rolle von Medienhäusern übernehmen. Dadurch bestehe die Gefahr, “die Verlage auf bloße Inhalte-Lieferanten zu reduzieren”. Das klingt vor allem nach Selbstmitleid anstatt nach konstruktiver Kritik. Zu lange haben viele Verlage mit Zähnen und Klauen an alten Geschäftsmodellen festgehalten, der Sprung ins Internetzeitalter ist ihnen so mehr schlecht als recht gelungen. Jetzt darüber zu jammern, dass jemand anders schneller und vor allem kreativer war…naja.

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Silicon-Redaktion

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  • Der Köhler-Effekt
    Job´s Geheimnis ist die Geschwindigkeit. Apple redet nicht, sondern hendelt. Baut gute Produkte und Geschäftsmodelle und platziert sie perfekt am Markt. Genau das sollten die Verleger auch tun. Eines der Grundprobleme des Verlagswesens ist es, dass es kaum noch Verleger gibt, nur noch Geschäftsführer. Und dass Verlage damit auf Feldern agieren, auf denen sie sich wenig auskennen. Das führt führt zu den bekannten Problemen. Genau wie in der Politik. Unserem politischen Personal fehlt immer deutlicher die Kompetenz für den Umgang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise. Auch hier geben andere die Richtung vor. Was, wenn Köhler hiervor intern gewarnt hat, abgewatscht wurde und deshalb hingeworfen hat?

  • Qualität statt Rumgejammere
    Ein sehr guter Beitrag. Wer zwingt die Verleger, die längst nur noch Kostenoptimierer sind, auf das iPad? Nennenswerte Nutzerzahlen sind damit kaum zu generieren, zumal in aller Regel noch die identischen Beiträge ja auch mit jedem Browser kostenlos abrufbar sind. Oder bei anderen Medien im Netz zu finden sind, die ebenso nur noch Pressemitteilungen und Agenturtexte veröffentlichen. Oder jeden Furz von Google (z.B. in der FAZ) oder jedes Apple-Gerücht willig veröffentlichen und sich dabei als digital naives (ohne T!) zum Handlanger der Industrie machen.
    Journalistische Qualität statt politische Kampagnen und den PR-Müll der INSM und Bertelsmann-Stiftung (wo Köhler ja schön mitgemacht hat als Schirmherr) sind gefragt und Beiträge abseits des Mainstream. Dazu bräuchte man mehr und bessere Journalisten und an der Verlagsspitze verlegerisch denkende Menschen und nicht austauschbare "CEOs", denen jede Branche fremd ist, aber kein Mittel, die Kosten zu drücken und herumzujammern über andere, die Erfolg haben. Jobs beherrscht seinen Job wie kein anderer. Die Verantwortlichen der großen Verlage sind durchweg Nieten und nur auf Gewinne fixiert. Ihre Leser (und Abonnenten!) interessieren sie nicht.

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