Der prüfende Blick auf das Display – verpasste Anrufe, eine neue SMS? Im Gebrauch als mobiles Telefon scheint es dann endgültig alle verfügbaren kognitiven Ressourcen der Benutzer einzufordern, die die gegenwärtige Umwelt dann nur noch sehr eingeschränkt wahrnehmen, nicht nur bei Autofahrern. Zumindest ist dies das Ergebnis einer Feldstudie innerhalb des Magister-Programms der Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt.
In dieser Studie wurden Handy-Nutzer im öffentlichen Raum mit einem ungewöhnlichen optischen Reiz konfrontiert. Ein Einrad fahrender Clown drehte entlang des Weges auf dem Uni-Campus seine Runden. Im Rahmen einer zweiten Anlage des qualitativen Feldexperiments auf dem Willy-Brandt-Platz in Erfurt wurden die Ergebnisse der ersten Studie kurze Zeit später überprüft. Das Forschungsdesign war dabei die Replikation einer Studie, die Ende 2009 an der Western Washington University durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der amerikanischen Studie konnten von den Erfurtern sowohl auf dem Campus als auch auf dem Willy-Brandt-Platz bestätigt werden.
“Alle, die vermeintlich zwanglos zum Handy greifen, sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie sich damit immer auch ein Stück von der direkten Umgebung verabschieden”, kommentiert Professor Joachim Höflich, unter dessen Leitung die Studie durchgeführt wurde. Der Wissenschaftler gilt als Pionier der deutschen Handy-Forschung und hat in zahlreichen Studien Interaktionen, Nutzungsweisen und soziale Auswirkungen der Mobiltelefonie untersucht. Die aktuelle qualitative Untersuchung führt er im Rahmen der Methodenausbildung mit Master-Studenten seines Seminars durch.
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