In der Adoleszenz, in der Zeit des Erwachsen-Werdens, also so im Alter zwischen 15 und 50, da hat man für Gewöhnlich nur Zweierlei im Sinn: das Eine und das Andere. Beides birgt Gefahren wie das Leben ja überhaupt.

Das Eine ist schön. – Das Andere ist: wer zu sein.

Dass das einmal klappen könnte, glaubt man Anfangs selbst nicht so recht und will es deshalb ersatzweise der Welt zeigen. Deswegen randalieren Youngsters manchmal. Sie brechen etwa Kioske auf und klauen Bier.

Als Krücke fürs fragile Ego kann auch dienen, wenn man sich politisch so richtig gefährlich gibt. Die spätere Gesundheitsministerin Ulla Schmidt beispielsweise war in ihrer Jugend beim KBW. Joseph Martin Fischer machte auf Revolutionären Kampf. Der etwas matte IG-Metall-Chef Berthold Huber war beim KABD. Otto Schily sympathisierte mit dem SDS. Und der Alt-Bundeskanzler und Pipeline-Aufsichtsrat Gerhard Schröder war ein anti-revisionistischer JuSo – was ganz was Exquisites.

So spielt das Leben: Erst waren sie rot, dann wurden sie blass.

Die gegenwärtig nachwachsende Politikergeneration muss sich da nicht so dramatisch wandeln. Wenn man etwa die beiden süddeutschen SPD-Vorsitzenden Nils Schmid (38) und Florian Pronold (38) anschaut – zwei Namen, die man sich nun wirklich nicht zu merken braucht – dann weiß man: Solche Leute müssen nicht erst blass werden.

Und dann ist da noch die heutige Jugend! Der wurde ja nun wirklich alles in die Wiege gelegt: Die brauchen in keinen Kiosk einzubrechen, sondern nur in eine Datenbank bei REWE, und schon stehen sie ganz groß in der Zeitung, obwohl’s da nicht einmal Bier gibt, sondern bloß Fußballbildchen.

Aber wirklich gut zu geraten, scheinen sie ja: Sie engagieren sich gegen die Schmuddelpresse, gegen Krieg und die Macht der Konzerne. Wie früher! Und jeder kauft es ihnen ab, dass sie richtig gefährlich sind und irgendwie auch politisch.

Diese Woche beispielsweise hat Lulzsec die Site von The Sun gehackt und dort einen getürkten Artikel platziert. Rupert Murdoch habe eine Überdosis Drogen zu sich genommen und sei daran verstorben. Fritz Teufel, selig, hätte nicht vermocht, sich so was auszudenken.

Und nachdem die von Anonymous mittlerweile nun wirklich alle Schwarzen Sheriffs des Internet veräppelt haben, wollen sie jetzt Anon+ aufmachen. Ein Ort der Begegnung im Cyberspace quasi. Als Alternative zu Facebook und Google+.

Das ist doch wertvolle Kinder- und Jugendarbeit, wie Kirchen sie nicht besser leisten könnten – selbst die etwas unverdächtigere evangelische. Heranwachsende haben sich für sowas immer schon engagiert.

Und verantwortungsbewusste Eltern sollten ihnen dafür dankbar sein. Denn ihnen muss daran gelegen sein, dass ihre Kinder auch in ihrer Freizeit etwas lernen. Etwas, das sie für’s Leben in der Informationsgesellschaft brauchen.

Schließlich kommen Kinder schnell auf die schiefe Bahn, wenn sie die falschen Freunde haben. Und dass man an die bei Facebook leicht gerät, das zeigen die vielen Unternehmensauftritte dort.

Gut, die hackenden Youngsters sind noch nicht so recht gefestigt. Erst wollte Lulzsec sich auflösen. Und dann hat die Gruppe sich doch wieder eines Besseren und auf Murdoch besonnen.

Aber die Begründung für ihre Aktivitäten war doch klasse: “just because we could”. Weil wir’s konnten. – Das sagen junge Menschen, die sich prächtig entwickeln.

Natürlich ist es gefährlich, was sie treiben. – Man stelle sich nur vor, ihnen geht es einmal wie den Rebellen von früher und aus ihnen werden lauter Gerds und Ullas.

Oder noch schlimmer: Einige von denen machen den Otto und sorgen für Law and Order im Cyberspace. Nicht auszudenken bei dem, was die so draufhaben. Den nachkommenden Generationen wäre jedweder Spaß im Netz verwehrt.

Hey, ihr Lulzer, ihr Anonymen und No-Names, macht’s besser als die im vergangenen Jahrhundert. Bleibt wie ihr seid. For ever young, halt. Und das am besten bis ins hohe Alter.

Lesen Sie auch : Spionage im Cloud-Zeitalter
Silicon-Redaktion

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