Microsoft baut europäische Cloud-Infrastruktur aus

Microsoft Zentrale (Bild: Microsoft)

Microsoft reagiert auf das Ende des Safe-Harbor-Abkommens und investiert nun in den Ausbau der europäischen Cloud-Infrastruktur. Microsoft hofft auf diesem Weg auch mehr Anwender gewinnen zu können.

Microsoft will die Cloud-Infrastruktur in Europa weiter ausbauen. Wie CEO Satya Nadella auf der auf der Konferenz Future Decoded in London erklärt, reagiert das Unternehmen damit auch auf die Beendigung des Safe-Harbor-Abkommens zwischen EU und USA, das den Datenaustausch zwischen diesen Regionen regelte. So sollen auch erstmals zwei Rechenzentren in Großbritannien entstehen, die Anfang 2016 den Betrieb aufnehmen werden. Wie das britische Blatt The Guardian berichtet.

In Kürze wolle der Anbieter auch den Ausbau von Rechenzentren in Irland und den Niederlanden abschließen. Dies beiden Rechenzentren sollen als Basis für das Cloud Computing europäischer Kunden des Softwarekonzerns dienen.

“Unsere Mission bei Microsoft ist, jeden Menschen und jede Organisation auf diesem Planeten in die Lage zu versetzen, mehr zu erreichen”, so Nadella in einer Pressemitteilung. “Durch die Ausweitung unserer Data-Center-Regionen in Großbritannien, den Niederlanden und Irland wollen wir Unternehmen und Organisationen aller Größen in der Region die transformative Technologie geben, die sie für ein globales Wachstum brauchen.”

Microsoft zufolge profitieren britische Kunden vor allem davon, dass ihre Cloud-Daten künftig im Vereinigten Königreich für Backup und Wiederherstellung repliziert werden. Das Unternehmen verspricht ihnen zudem geringere Netzwerk-Entfernungen und damit auch niedrigere Latenzen. Unter anderem will Microsoft ab Ende 2016 in Großbritannien Dienste wie Azure, Office 365 und Dynamics CRM Online hosten.

Scott Guthrie, Executive Vice President für Cloud und Enterprise bei Microsoft, hofft auch durch diesen Schritt eine höhere Nachfrage nach Cloud-Diensten erreichen zu können. Lokale Rechenzentren sollen zudem Datenschutzbedenken ausräumen. “Wir können Kunden garantieren, dass ihre Daten stets in Großbritannien bleiben.”

Microsoft-CEO Satya Nadella. (Bild: Microsoft)

Ob Guthrie dies allerdings wirklich garantieren kann, bleibt abzuwarten. Zum einen sind die Verhandlungen über ein neues Abkommen, das den Datenaustausch zwischen der EU und den USA regeln soll, noch nicht abgeschlossen. Zum anderen liegt Microsoft weiterhin ein Durchsuchungsbeschluss vor, mit dem US-Behörden auf in Dublin gespeicherte E-Mails eines Microsoft-Kunden zugreifen wollen. Eine Entscheidung zu Microsofts jüngster Beschwerde gegen den Beschluss wird bis Februar erwartet.

Microsofts Rechenzentrum in Dublin in der Bauphase. Gut zu erkennen ist hier der Modulare Aufbau. (Bild: Microsoft)
Microsofts Rechenzentrum in Dublin in der Bauphase. Gut zu erkennen ist hier der Modulare Aufbau. (Bild: Microsoft)

 

Das Safe-Harbor-Abkommen hatte der Europäische Gerichtshof Anfang Oktober aufgekündigt. Er erklärte die Entscheidung der EU-Kommission für ungültig, mit der sie festgestellt hat, dass die “Vereinigten Staaten von Amerika ein angemessenes Schutzniveau übermittelter personenbezogener Daten gewährleisten”. Der Schutz ist dem Gericht zufolge nicht gegeben, da das Abkommen nur für US-Unternehmen, nicht aber für US-Behörden gilt.

Ob Microsoft auch in Deutschland Rechenzentren plant, ist derzeit noch ungewiss. Vielleicht verrät Microsoft-Chef Satya Nadella hierzu Einzelheiten heute in Berlin, wo er die neue Cloud-Strategie des Konzerns vorstellen will. Das Event können Interessierte ab 9.30 live verfolgen.

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