Britisches IT-Security-Start-up Darktrace bekommt 65 Millionen Dollar

Das IT-Security-Start-up Darktrace hat eine Finanzierungsrunde über 65 Million Dollar abgeschlossen. In ihr haben sich die Wagniskapitalgeber KKR, TenEleven Ventures und ein VC-Ableger von SoftBank neu beteiligt, der bisher schon daran beteiligte VC Summit Partners hat seine Beteiligung aufgestockt. Die Bewertung des 2013 gegründeten Unternehmens liegt damit nun bei 400 Millionen Dollar.

Bereits seit längerem ist auch Invoke Capital an Darktrace beteiligt. Dahinter steht Mike Lynch, der Gründer von Autonomy, das 2011 für über 11 Milliarden Dollar an HP verkauft wurde. Allerdings schrieb HP bereits gut ein Jahr später 8,8 Milliarden davon als Verlust ab. Es warf Autonomy Tricksereien bei der Buchhaltung vor und klagte sogar gegen die Autonomy-Top-Manager persönlich. Eine Klage von Aktionären legte HP 2015 gegen Zahlung von 100 Millionen Dollar bei.

Ähnlich wie bei Autonomy soll auch bei Darktrace eine neue Methode und ein neues Eisnatzgebiet für die Datenauswertung der Schlüssel zum Erfolg werden. Gegenüber TechCrunch erklärte Mike Lynch jetzt , bei der Darktrace-Finanzierungsrunde habe sich um eine “typische Wachstumsfinanzierung” gehandelt. Ein Verkauf stehe nicht bevor, man wolle vielmehr die Technologie weiterentwickeln und die internationale Expansion vorantreiben.

Bislang kann das Unternehmen eigenen Angaben zufolge rund 1000 Kunden vorweisen, die meisten Referenzkunden stammen allerdings bislang aus Großbritannien, Kanada und den USA. Ausnahmen sind Peugeot, T-Mobile und die Post Luxemburg. Der Schwerpunkt liegt bislang auf dem Finanzsektor, es gibt aber auch Kunden bei Regierungen, etwa der von Schottland, oder im Rechtswesen, etwa die Kanzlei Clifford Chance, sowie in der Fertigungsbranche, etwa den Büromöbelhersteller Steelcase.

Infografik von Darktrace mit Werbung in eigener Sache (Grafik: Darktrace)

Kern des Angebots von Darktrace ist das “Enterprise Immunsystem”. Dabei wird davon ausgegangen, dass Firmen kontinuierliche einem gewisses Maß an Bedrohungen von innen heraus ausgesetzt sind. Ähnlich wie das selbstlernende menschliche Immunsystem soll auch das System von Darktrace – in dem Fall durch Maschinenlernen – hinzulernen und sich an die jeweilige Organisation anpassen. Damit sollen sich dann auch Gefahren erkennen lassen, die anderen Sicherheitsmechanismen entgehen.

Das System basiert auf Arbeiten von Wissenschaftlern der mathematischen Fakultät der Universität Cambridge. Deren Herzstück ist eine als Recursive Bayesian Estimation (RBE) bezeichnete Theorie. Damit lasse sich auch aus großen, viel zu reichhaltigen Datensätzen eine Bedeutung ableiten und die Vorhersage, wann ein bestimmtes Ereignis eintritt, mit später zusätzlich erhaltenen Informationen aktualisieren. Darktrace nimmt für sich zudem in Anspruch, damit Methoden breiter verfügbar zu machen, für die zuvor Supercomputer erforderlich waren.

Konkret lerne das “Enterprise Immune System” nach und nach die Muster und Gewohnheiten in einem Netzwerk, jedes Geräts und jedes Nutzers kennen. Indem neue Ereignisse zu diesen bekannten Parametern in Korrelation gesetzt werden, sollen sich selbst leichte Abweichungen erkennen und daraus Rückschlüsse auf einen gerade vorgetragenen Cyberangriff ziehen lassen. Künftig soll es so auch möglich sein, Angriffe, die nicht mehr von Menschen, sondern von Künstlicher Intelligenz ausgeführt werden, zu erkennen und Abwehrmaßnahmen einzuleiten.

In einem Video bei Vimeo erklärt Darktrace seine Kerntechnologie, die es als “Enterprise Immune System” vermarktet.

Redaktion

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