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Forscher entwickeln batterieloses Mobiltelefon

Wissenschaftlern der Universität Washington ist es gelungen, ein auf das Minimum reduziertes Mobiltelefon herzustellen, das ohne Batterie auskommt. Möglich ist das vor allem deshalb, weil die Leistungsaufnahme auf lediglich 3,5 Mikrowatt reduziert werden konnte. Die kann es aus den von einer Basisstation gesendeten Radiowellen selbst generieren.

Bemerkenswert ist nicht in erster Linie die Möglichkeit, dass es so ohne eigene Stromquelle Signale empfangen kann. Derartige Systeme sind schon länger bekannt. Neu ist vielmehr, dass es aufgrund des geringen Energiebedarfs auch ohne eigene Batterie Signale senden kann.

Dieses auf das Minimum reduzierte Mobiltelefon kommt ohne Batterie aus (Bild: University of Washington)

Das batterielose Mobiltelefon der US-Forscher funktioniert derzeit allerdings in diesem Modus nur in einem Radius von maximal 9,4 Metern um die Sendestation herum. Allerdings reicht aufgrund des geringen Energiebedarfs eine lediglich reiskorngroße Photodiode, um die Reichweite auf rund 15 Meter zu steigern.

Das von den Forschern auch in einem Video vorgestellte Mobiltelefon wurde für die Vorführung – und um den Begriff “batterielos” verwenden zu können -, natürlich auf die Minimalausstattung reduziert. Beispielsweise ist zum Sprechen ein Headset erforderlich. Außerdem ist es lediglich ein mobiles Telefon – außer Anrufe entgegenzunehmen und Anrufe zu tätigen (via Skype), beherrscht es keine der heute von einem Mobiltelefon oder Smartphone verlangten Funktionen.

Nichtsdestotrotz zeigt das aus handelsüblichen Komponenten gebaute, batterielose Telefon auf, wo es in Zukunft hingehen könnte. Nach dem Prinzip arbeitende Smartphone s für Verbraucher sind sich noch in weiter Ferne, wenn überhaupt jemals möglich. Interessante Einsatzszenarien könnten sich jedoch schon bald im Bereich Internet der Dinge (IoT) ergeben. Hier bedarf es nur wenig Fantasie, um sich in bestimmten Umgebungen den Nutzen zahlreicher vernetzter aber ohne Batterie auskommender und dennoch selbst sendefähiger Objekte ausmalen zu können.


[mit Material von David Feugey, silicon.fr]

Redaktion

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  • Völlig neue Idee? Als Kind habe ich mit dem Detektor Empfänger unter der Bettdecke gelegen und Radio (Deutschlandfunk) gehört. Etwas älter habe ich dann die Energie genutzt um UKW zu empfangen. Rechtlich erfüllt das den Tatbestand des Energiediebstahls. Das ist auch ein Grund, warum es noch keine enocean IoT-Controller gibt, die Energieharvesting aus Radiowellen machen.

    • Hallo,
      wie im Beitrag auch erwähnt, ist unserer Ansicht nach der interessante Aspekt an der Forschung vor allem die Reduktion des Energiebedarfs, so dass nicht nur der Empfang, sondern ohne weitere Energiequelle auch das Senden (zumindest in gewissem Umkreis) möglich sind. Bis zur praktischen Anwendung ist es sicher noch ein weiter Weg. Und dass gewisse technische Entwicklungen regulatorische Hürden zu nehmen haben, ist ja nicht ganz ungewöhnlich. Dennoch finden wir, dass der Prototyp der US-Wissenschaftler gerade für IoT-Szenarien vielversprechende Möglichkeiten bietet und daher berichtenswert ist.

      Peter Marwan
      Redaktion silicon.de

    • >>>
      Rechtlich erfüllt das den Tatbestand des Energiediebstahls
      <<<

      ... ernsthaft? Wie ist das zu begründen?

  • - Irgendwie funktioniert das Antworten nicht, darum so -
    Es ist mir schon klar, das es der geringe Energiebedarf ist, der so verlockend ist. In der Regel benötigt ein Empfänger jedoch mehr Energie, als ein Sender für kurze Reichweite. Immerhin muss er dauerhaft auf Empfang sein. Anderes als ein analoger Empfänger, der nur gut abgestimmt sein sollte um bei bei passender Frequenz in Resonanz zu gehen, benötigt ein digitaler Empfänger dauerhaft Energie, um das Signal aus den Signalgemisch herauszurechnen. Der Sender benötigt nur Energie, wenn er etwas zu sagen hat. In der Zwischenzeit kann geerntet werden und die Ernte in der Scheune (Goldkap) für spätere Vernutzung gelagert werden.

    • Hallo,
      zu Ihrer Anmerkung zur Antwortfunktion: Das war tatsächlich ein technischer Fehler, der sich offenbar vor kurzem eingeschlichen hat. Er wurde inzwischen behoben.
      Danke für den Hinweis.

      Peter Marwan
      Redaktion silicon.de

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