QNAP verteilt Zwangsupdate für NAS-Geräte gegen Ransomware DeadBolt

Linuxfähiges NAS: Turbo Station TS-x53A von Qnap (Bild: Qnap)

Cybererpresser kapern möglicherweise tausende QNAP-NAS-Geräte. Nutzer berichten von unerwünschten Nebenwirkungen durch das Update. Das Update an sich ist seit Dezember verfügbar.

QNAP hat offenbar in den vergangenen Tagen ein bereits seit Dezember verfügbares Sicherheitsupdate zwangsweise an seine NAS-Geräte verteilt, um Angriffe mit der Ransomware DeadBolt zu unterbinden. Entsprechende Meldungen von Nutzern bestätigte das Unternehmen gegenüber BleepingComputer. Demnach hatte das Update für einige Anwender auch negative Folgen.

Schon Anfang der Woche hatte QNAP seine Kunden vor Angriffe mit der Ransomware DeadBolt gewarnt. Die Cybererpresser brüsten sich dem Bericht zufolge, über eine Zero-Day-Lücke zu verfügen, die es ihnen offenbar erlaubt, die vollständige Kontrolle über ungepatchte Netzwerkspeicher von QNAP zu erlangen. Anschließend verschlüsseln sie die auf dem Gerät abgelegten Dateien und versehen sie mit der neuen Dateiendung “.deadbolt”. Zudem ersetzen die Hacker die reguläre HTML-Anmeldeseite mit ihrer Lösegeldforderung: Erst nach Zahlung von 0,03 Bitcoins (ungefähr 1100 Dollar) sollen Nutzer einen Entschlüsselungsschlüssel zur Wiederherstellung ihrer Daten erhalten.

Im Forum von BleepingComputer berichten Nutzer auch von einer erfolgreichen Entschlüsselung ihrer Dateien, nachdem das Lösegeld bezahlt wurde. Die Hintermänner sollen QNAP aber auch einen Generalschlüssel zum Kauf angeboten haben, für umgerechnet rund 1,85 Millionen Dollar.

Tags darauf verschärfte QNAP seine Warnung und forderte zur Installation der aktuellen QTS-Software auf. Nutzern sollten zudem das UPnP-Protokoll und Port Forwarding deaktivieren. Etwa seit Donnerstag soll QNAP dann dazu übergegangen sein, die Gerätesoftware der Netzwerkspeicher seiner Kunden zwangsweise auf die Version 5.0.0.1891 umzustellen. Besitzer von QNAP-NAS-Geräten erklärten gegenüber BleepingComputer, das Update werde auch dann installiert, wenn die automatische Updatefunktion deaktiviert sei.

Während das Update vor Angriffen mit DeadBolt und damit auch vor Datenverlusten schützen sollte, hat es offenbar unerwünschte Nebenwirkungen. Unter anderem auf Reddit finden sich Beschwerden von Betroffenen, die die ISCSI-Verbindung zu ihren NAS-Geräten verloren haben. Einem Betroffenen zufolge muss in den Einstellungen des Geräts die ISCSI-Verbindung für den genutzten Netzwerkadapter neu ausgewählt werden, um das Problem zu beheben.

Schwerwiegender trifft es allerdings diejenigen, die bereits Opfer von DeadBolt wurden. Sie verlieren durch das Update offenbar die Möglichkeit, das Lösegeld zu zahlen und ihre Dateien zu entschlüsseln – denn das Update entfernt auch die DeadBolt-Schadsoftware. BleepingComputer liegen zudem Aussagen von Nutzern vor, die das Lösegeld gezahlt haben und bei denen die Entschlüsselung noch nicht abgeschlossen war, als QNAP das Zwangsupdate durchführte. Sie waren demnach nicht in der Lage, das Update zu unterbinden. Nach dem im Rahmen des Updates durchgeführten Neustart des Geräts konnten sie indes die Entschlüsselung nicht fortzsetzen.

“Ich weiß, dass es auf beiden Seiten Argumente dafür gibt, ob wir dies tun sollten oder nicht. Es ist eine schwierige Entscheidung zu treffen. Aber wir haben es wegen DeadBolt und wegen unseres Wunsches getan, diesen Angriff so schnell wie möglich zu stoppen”, erklärte ein QNAP-Sprecher auf Nachfrage von BleepingComputer.

Unklar ist, wie viele QNAP-NAS-Geräte bereits vor dem Zwangsupdate verschlüsselt wurden. Laut Sicherheitsanbieter Curated Intelligence meldete die Gerätesuchmaschine Shodan am Donnerstag rund 1160 betroffene Geräte. Die Suchmaschine Censys fand indes 3687 mutmaßlich mit DeadBolt infizinierte QNAP-NAS.