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Doch kein Linux auf allen IBM-Desktops

“No comment” heißt es derzeit bei IBM-Deutschland. Die Rede ist von einem Memo, das kürzlich im Internet kursierte und in dem der Leiter der IBM-Technologieabteilung, Robert Greenberg, seine Mitarbeiter dazu aufgerufen habe, Microsoft-Betriebssysteme von ihren Arbeitsplätzen zu verbannen und durch das Open-Source-Betriebssystem Linux zu ersetzen.
Der CIO erklärte demnach in dem Schreiben, dass IBM-Chef Samuel Palmisano höchstpersönlich aufgefordert habe, neben der IT-Abteilung auch alle anderen IBM Geschäftsbereiche auf Linux umzustellen. Daraus folge, so Greenberg, dass alle Programme durch entsprechende Software mit offenen Standards zu ersetzen seien, und das bis Ende 2005.

“In Deutschland haben wir das Memo nicht bekommen”, daher könne man den Vorfall auch nicht kommentieren, erklärte Hans-Jürgen Rehm, Unternehmenssprecher bei IBM Deutschland, gegenüber silicon.de. Jenseits des Großen Teiches rudert IBM aber schon wieder zurück.

“IBM hat keine Pläne, alle Mitarbeiter bis 2005 auf Linux umstellen”, dementierte Unternehmenssprecher Trink Guarino in einem amerikanischen Magazin. Vielmehr habe IBM ein Projekt begonnen, in dem man sehr genau den Nutzen von Linux für Desktop-Computer evaluieren wolle.

Man sehe sich immer nach Alternativen um, erklärt dazu Hans-Jürgen Rehm, vor allem wenn Investitionen und Release-Wechsel anstünden. “Doch es ist klar, dass bei einer Zahl von mindesten 250.000 Arbeitsplätzen sehr intensiv getestet und sehr genau nachgerechnet wird.” Und das Projekt befinde sich wohl noch in einer sehr frühen Planungsphase.

Wenn aber die Funktionalitäten abgedeckt seien, und ohnehin eine Entscheidung anstehe, sei ein Umstieg von Microsoft-Desktops auf Linux durchaus denkbar. Es gebe einige Argumente, die dafür sprächen, so Rehm. “Der Anwender ist in der Entscheidung für Release-Wechsel freier.” Und natürlich seien auch Lizenzgebühren eine Rechengröße. So sei auch eine ganze Reihe von so genannten Weich-Faktoren in die Kalkulation mit einzubeziehen.

Dazu gehörten zum Beispiel eventuell entstehende Kosten für Mitarbeiter-Schulungen, aber auch Know-how sei ein Faktor. Beachtenswert sei zudem, inwieweit bestehende Formatierungen bei Dokumenten und Anwendungen umgestrickt werden müssten.

Aber auf jeden Fall steht fest, dass Big Blue dem Open Source-Standard sehr offen gegenübersteht. “Wo immer Linux sinnvoll einsetzbar ist, wird es eingesetzt”, sagt Rehm. “Denn was IBM predigt, versucht es auch zu leben”. So komme das offene Betriebssystem schon an vielen Stellen im Unternehmen zum Einsatz, wie etwa bei großen Web- oder Intranet-Servern.

Besonders großen Wert legt das amerikanischen Unternehmen aber auf offene Standards. “Linux soll kein zweites Unix werden. Unix ist der Balkan der Software”, erklärt Rehm mit einem Zitat weiter. Und er zieht damit eine Parallele zu dem reichen und vielfältigen Mit- und Gegeneinander verschiedener Dialekte und Sprachen, das auf dem Balkan herrscht. Ähnlich verhalte es sich auch bei Unix-Betriebssystemen. Auch hier gebe es ein Fülle von verschiedenen Sprachen und Dialekten, was meist auf Kosten der Kompatibilität der einzelnen Server und Systeme untereinander gehe.

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Silicon-Redaktion

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