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SAP lernt für die Branchen mehr Services

Diese Anforderung konkretisierte Peter Kabuth, Chief Operating Officer für die Handelsindustrie im SAP-Bereich Industry Solution Management, gegenüber silicon.de. “Die Kunden brauchen modulare Ende-zu-Ende-Lösungen”, sagte der Manager. Auf Netweaver aufbauend wurden schließlich die ersten Branchenlösungen entwickelt, die die Kunden selbst mit gebaut haben. Besonders stolz zeigte er sich auf die Lösung für Supply Chain Management, die die SAP gemeinsam mit dem Warenhaus Karstadt/Quelle umgesetzt hatte. Sie soll sogar Funktionen und Ideen für die jetzt verfügbare Lösung ERP 2005 beigetragen haben. Die Schwerpunkte der Lösung seien neue Planungsmöglichkeiten und die Budgetorientierung, sagt Kabuth.

“Wir waren mit der Lösung nicht bei den klassischen Funktionen der Beschaffung stehen geblieben, sondern sind in Richtung kompletter Durchgängigkeit gegangen”, sagte er. Wenn ein Kunde beispielsweise seine Planung und seine Lager- und Regalverwaltung und deren Zusammenspiel (Replenishment) von vier Verkaufs-Saisons auf zwölf steigern müsse, so sollte auch dies einfach und schnell zu machen sein – und durchgängig.

Der Halbwertszeit der Innovation

Dafür habe die SAP sehr eng mit dem erfahrenen Konzern zusammengearbeitet. Herausgekommen sei eine umfassende Lösung, die die Versorgungskette so präzise lenken könne, dass sogar sogenanntes Microforecasting möglich sei. Darunter versteht der Handel die punktgenaue Vorhersage des Kaufverhaltens in Bezug auf verschiedene Faktoren wie Alter und Geschlecht der Kunden, bereits registriertes Kaufverhalten und “alles an berechenbaren Einflüssen, was in einem Laden das Verhalten bestimmen könnte”. Dabei helfen demnach aber auch Partner und kleinere, zugekaufte Firmen.

“Die dreidimensionale Darstellung einer Regalbefüllung machen wir nicht selbst. Da sie aber notwendig ist, um den Anwender bei einer Replenishment-Aufgabe zu unterstützen, stellen unsere Partner solche Lösungen für unsere mySAP-Module her”, so Kabuth. In Deutschland habe die SAP beispielsweise einen festen Partner, der seit Jahren mobile Lösungen für SAP-Anwendungen im Retail-Bereich herstelle. Damit könnten beispielsweise auch komplexe Ergebnisse dargestellt und bearbeitet werden.

Peter Kabuth ging mit CEO Henning Kagermann mit, als dieser in Paris sagte, dass der Wettbewerbsvorteil durch neue Technik zeitlich begrenzt sei und Innovation eine feste Größe im Firmenalltag werden müsse, um dauerhaft zu wirken. Kabuth weiß dies für seinen Bereich genau: “Mit der Lösung, die wir gemeinsam gebaut haben, hat Karstadt/Quelle etwa einen Vorsprung von anderthalb Jahren vor der Konkurrenz”, sagte er. “Die Lösung wird jetzt anderen Kunden, vor allem aus dem Modegeschäft, zur Verfügung gestellt”, so Kabuth.

Auf die Frage, was der fusionierte Handelskonzern dazu sagt, dass die selbst mitentwickelte Lösung nun an Rivalen verkauft wird, sagte er, das sei von dem Konzern auch gewollt. “Der Kunde hat ein Interesse daran, dass die Lösung auch bei anderen Firmen eingesetzt wird. Diese bringen eine neue Sichtweise ein und sparen so letztendlich Support-Kosten, auch für Karstadt/Quelle.” Den Wettbewerb schätzt er derzeit weltweit so ein, dass seine Prognose für einen möglichen Wettbewerbsvorteil ganz praktisch wird. “Länger als ein Jahr”, so lässt der Retail-Fachmann durchblicken, “hält sowieso kein technisch erworbener Vorsprung stand. Dann muss sich der Kunde wieder neu bewegen.”

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Silicon-Redaktion

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