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SAP wegen Hyperion-Kauf in Zugzwang

Dass Oracle seinen schätzungsweise 27. Kauf in den vergangenen Jahren tätigen konnte, könnte den kalifornischen Konzern gegenüber anderen Anwendungsherstellern, vor allem gegen SAP, in eine gute Position bringen. John Van Decker, Analyst bei Gartner, sprach gegenüber US-Medien davon, dass Oracle seine Strategie “um SAP herum” so weiter führe. SAP befinde sich nunmehr trotz ihrer Strategie, nicht Milliarden Dollar in strategische Käufe zu stecken, in einem Zugzwang.

Immerhin, so geben auch die Analysten Rick Sherlund und Christopher Sailer von Goldman Sachs in einem Statement zu bedenken, haben viele SAP-Kunden Hyperion-Lösungen im Haus. Sie werfen auch die Möglichkeit auf, dass SAP sich um die Firma beworben haben könnte. Sinn würde dies insofern machen, als SAP-Kunden vielfach für sensible Bereiche wie Finanzen und Forecasts sowie für Konsolidierungsaufgaben seit Jahren auf Hyperion setzen würden. Die technische Einpassung wäre bei einem so engen Partner einfach. Nicht ohne Häme sagte Charles Philips, Oracles Co-President, dass nunmehr Tausende der wichtigsten SAP-Kunden ihre darunter liegenden SAP-ERP-Daten durch die Brille von Oracles Hyperion betrachten und analysieren müssten – wovon Oracle profitieren will.

Allerdings habe SAP gegenüber den Analysten geäußert, vorrangig organisch wachsen zu wollen, also nicht durch eine aggressive Einkaufsstrategie. Für SAP blieben jetzt nur die bereits seit einiger Zeit als Objekte gehandelten BI-Spezialisten Business Objects und Cognos als mögliche Kandidaten, tief in den Finanzen ihrer Kunden mit eigenen Lösungen präsent zu sein.

Doch diese hätten aber durch den Hyperion-Kauf an Attraktivität für den Oracle-Gegner SAP verloren, da Oracle nunmehr mit mehr Gewicht zum BI-Kraftpaket auswachsen wolle. Immerhin hatte SAP vor kurzem mit Pilot Software einen interessanten, kleinen Spezialisten für Geschäftsanalyse gekauft. Als zweiter denselben Schritt zu machen scheint wenig verlockend. Möglicherweise, so spekulieren die beiden Analysten, würde sich in IBM oder Microsoft ein möglicher Interessent finden.

Im deutschen Markt reagierte auch BI-Platzhirsch SAS auf den Kauf. “Aus Sicht von Oracle ist die Übernahme von Hyperion nur konsequent”, sagte Jost Dörken, General Manager von SAS Deutschland. “Strategisch-analytische Softwarelösungen werden zum zentralen Instrument der modernen Unternehmenssteuerung, der Markt boomt. Da es Oracle jedoch bislang aus eigener Kraft nicht geschafft hat, von dieser Entwicklung zu profitieren, erhoffen sie sich, mit der Übernahme jetzt Know-how und Marktanteile hinzuzukaufen. Dieses Vorgehen hat bei Oracle Tradition, hat das Unternehmen doch in der Vergangenheit bereits andere Unternehmen aus dem BI-Umfeld übernommen – ohne Erfolg: Der Kauf von Hyperion zeigt, dass es nach wie vor erhebliche Lücken im Produktportfolio gibt.”

Silicon-Redaktion

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