Fernstudium als Antwort auf den Fachkräftemangel

Elke Zeimetz hatte sich zum Sommersemester 2002 in den Zertifikatstudiengang eingeschrieben. Diese Form ermöglicht eine gezielte wissenschaftliche Weiterbildung in einzelnen Fachgebieten der Informatik, etwa Softwareentwicklung oder IT-Sicherheit. Nach fünf erfolgreich absolvierten Lehreinheiten wird der Titel Fachkraft für Anwendungsentwicklung von Softwaresystemen verliehen. “Seit einem Jahr können sich nun auch Studenten in den Diplom-Studiengang Informatik einschreiben, die noch kein Erststudium abgeschlossen haben”, sagt die 28-Jährige. Zunächst aber musste sie die Eignungsprüfung bestehen, zu der zugelassen wird, wer zum Studium an einer Fachhochschule berechtigt ist und eine mindestens fünfjährige Berufspraxis in der Informatik nachweisen kann. Zeimetz konnte beides und schaffte auch die Aufnahmeprüfung. Demnächst beginnt sie mit der Diplomarbeit, im April oder Mai 2008 will sie das Studium abgeschlossen haben.

“Ich wollte meinen Beruf nicht aufgeben und trotzdem weiterkommen”, begründet sie, warum sie sich für diese Variante entschied. Sie hat eine Lehre als Fachinformatikerin Systemintegration absolviert und arbeitet seit einigen Jahren als Programmiererin. Eine Führungsaufgabe hat ihr der Arbeitgeber nach erfolgreichem Abschluss zwar nicht in Aussicht gestellt. Dafür aber mehr Gehalt. “So zahlt sich der hohe Einsatz zumindest finanziell aus”, sagt sie zufrieden. Sie schätzt ihren Arbeitsaufwand im Fernstudium auf etwa 15 Stunden pro Woche.

“In einem Fernstudium ist erfolgreich, wer ein hohes Durchhaltevermögen hat, eine hohe Eigenmotivation und Unterstützung durch die Angehörigen”, beschreibt Professor Dr. Fritz Nikolai Rudolph, Studiengangsleiter in Trier, den Menschentyp, der es schafft, neben der Arbeit zu studieren. Die Abbrecherquote von Informatik-Studenten liegt um die 50 Prozent im Präsenzstudium. “Bei uns ist das deutlich niedriger, weil jedes einzelne Zertifikat schon einen Abschluss für sich darstellt”, so Rudolph.

Die IT-Branchenriesen IBM und Hewlett-Packard (HP) beschäftigen Absolventen von Informatik-Fernstudiengängen. “Auf welchem Weg ein neuer Mitarbeiter seine fachlichen Fähigkeiten erlernt hat, ist für uns unbedeutet”, sagt Peter Ernst von HP. Er ist verantwortlich für Einstellungen im Unternehmen. Auch Judith Fischer aus dem Personal- und Hochschulmarketing von IBM unterscheidet nicht groß zwischen Präsenz- und Fern-Studiumabsolventen: “Zu einem erfolgreichen Studium braucht es immer Durchhaltevermögen, hohe Leistungsbereitschaft und Engagement.”

Frank Balmes meint allerdings, dass es schon wesentliche Unterschiede gebe. “Ein Fernstudium ist zwar gleichwertig, aber andersartig”, so seine Meinung. Er hatte darauf gehofft, dass es einfacher ist – und sich dabei verspekuliert. Was er sehr schätzt, ist die bunte Mischung an Kommilitonen. Bei ihm im Semester sind Maschinenbau-Ingenieure, Biologen, Juristen und Zertifikatsstudenten. Dadurch lernt er andere Interessen und Meinungen kennen, was in seinem Erststudium in der geballten Form nicht der Fall war.

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Silicon-Redaktion

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