Kleine und mittlere Unternehmen als Turbo für die ITK

Die Berliner Interop kümmert sich um ihn, noch viel mehr die Systems in München und selbstverständlich auch die CeBIT in Hannover: Der Mittelstand wird von den ITK-Anbietern umworben wie nie.

Im Bereich Anwendungssoftware steht die Optimierung der Logistik im Vordergrund, was zum einen das Thema SCM vorantreibt, zum anderen RFID. Von RFID versprechen sich im Handel und der Fertigungsindustrie aktive KMUs kürzere Durchlaufzeiten und eine geringere Fehlerquote, wie die Vermeidung von Fehl- oder Spätlieferungen oder Warenverluste.

Außerdem nimmt die Nachfrage nach mobilen Lösungen zu, die zum Beispiel zur Anbindung des Außendienstes genutzt werden oder zur vertikalen Integration technischer und kommerzieller IT-Systeme. Schließlich erlebt auch im Mittelstand das Thema CRM einen Aufschwung. Auf die Bedeutung der Globalisierung für das Projektgeschäft wurde oben schon hingewiesen. Gleichzeitig vergrößert die zunehmende Zusammenarbeit im Rahmen von Partnerschaften den Integrationsbedarf. In der Automobilbranche beispielsweise arbeiten die Großkonzerne immer enger mit ihren meist mittelständischen Zulieferern zusammen, die mehr und mehr den Status von Systempartnern erlangen. Ihr Anteil an der Wertschöpfung wird kontinuierlich wachsen. Außerdem werden viele Projekte rund um die Ablösung von Altsystemen und individuellen Software-Lösungen – gerade auch im Handelssektor – entstehen.

Fällt in mittelständischen Unternehmen die Entscheidung für neue Technologien, etwa die Einführung eines neuen ERP-Systems, ziehen sie in der Regel die Zusammenarbeit mit einem externen Anbieter vor, statt die nötigen Kompetenzen intern aufzubauen. Daher kommt der Outsourcing-Markt im Mittelstand langsam in Schwung. Externe IT-Anbieter sollen KMUs zunehmend auch dabei helfen, die Internationalisierung besser zu bewältigen, ihnen eine höhere Verfügbarkeit zu gewährleisten oder den Rücken freizuhalten, sodass sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können. Häufig werden SAP-Funktionalitäten oder IT-Infrastrukturen ausgelagert.

Bei der Auswahl eines IT-Anbieters kommt das Prinzip der gleichen Augenhöhe zum Tragen: Am liebsten arbeiten Mittelständler mit Mittelständlern zusammen, umso mehr, wenn sie in derselben Region ansässig sind. Kleinere IT-Anbieter gehen in der Regel flexibler auf Kundenwünsche ein und bieten ihre Leistungen zu geringeren Tagessätzen an. Außerdem ist Vertrauen der Schlüssel für das Zustandekommen einer Zusammenarbeit: Dies wird zum einen durch Referenzen, zum anderen aber auch durch die finanzielle Stabilität eines IT-Partners vermittelt. Nach wie vor tun sich große IT-Anbieter in diesem auch für sie interessanten Markt schwer. Um auf gleiche Augenhöhe zu kommen, sind einige Konzerne dazu übergegangen, eine eigene Geschäftseinheit mit dem Mittelstandsgeschäft zu betrauen (etwa T-Systems), oder dieses Segment zusätzlich auch mit eigenen Mittelstandstöchtern anzugehen (beispielsweise IBM).

Insgesamt wird auf diesem IT-Marktsegment mit harten Bandagen gekämpft. Gerade im Bereich ERP hat eine starke Konsolidierungswelle die Anbieter erfasst. Denn die neue SOA-basierte Software-Generation erfordert sehr hohe Investitionen, die Mittelständler allein nicht tragen können. Dies begünstigt Zusammenschlüsse, wie die Übernahme von SSA Global durch Infor Global Solutions oder der Bäurer GmbH durch Sage, sowie Partnerschaften, wie zum Beispiel die Kooperationen zwischen Softm und Bison.

Last but not least schielen Mittelständler mit größtem Interesse auf die jüngsten Entwicklungen im Open-Source-Umfeld. Mit kostenloser Software hoffen sie ihre TCO zu deckeln – ob das immer der richtige Weg ist, bleibt zu diskutieren.