Supercomputing: Schlägt Jaguar Roadrunner?

Das Oak Ridge National Laboratory (ORNL) des US-Energieministeriums hat vermeldet, dass der dort betriebene Supercomputer ‘Jaguar’ nunmehr eine andauernden Rechenleistung von 1,3 Petaflops – also 1,3 Billarden Gleitkommaoperationen pro Sekunde – erreicht. Damit greift das Cray-System rund eine Woche vor Erscheinen der 32. Top500, der Liste mit den schnellsten Rechner der Welt, nach der Supercomputer-Krone. Die wurden bislang traditionell von IBM-Systemen gehalten. Der von der Superrechner-Liste genutzte Benchmarktest ‘Linpack’ stößt dabei langsam aber sicher an seine Grenzen, da die Abwicklung des Tests sehr zeitaufwändig wird.

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Mit einer vom ORNL kolportierten Spitzenleistung von 1,64 Petaflops und der gemeldeten andauernden Rechenleistung greift der Jaguar nach dem Thron des im Juni stärksten Rechners ‘Roadrunner’. Damit könnten Jahre der IBM-Dominanz durch den aktuellen Spitzenreiter und davor den BlueGene-Rechner am Lawrence Livermore National Laboratory zu Ende gehen. Ob am 18. November tatsächlich die Cray-Raubkatze den Roadrunner schlägt, bleibt aber noch abzuwarten. “Die Leistungsfähigkeit der Systeme liegt etwa im gleichen Bereich”, bestätigt zwar Hans-Werner Meuer von der Universität Mannheim und Mitherausgeber der Top500-Liste. Wer allerdings bei der Präsentation der neuen Liste auf der Supercomputing Conference in Austin wirklich vorne liegen wird, möchte der Computerwissenschaftler noch nicht verraten.

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Dass Supercomputer mittlerweile die Petaflop-Marke knacken, entwickelt sich langsam zum Problem für den Linpack-Benchmarktest, der auf das Lösen linearer Gleichungssysteme setzt. Er kommt seit der ersten Top500-Liste im Jahr 1993 zum Einsatz, da er für alle getesteten Systeme verfügbar ist und elegant in einer Zahl Leistungstrends widerspiegelt. Über 15 Jahre konnte Linpack auch mit einer guten Skalierbarkeit für immer stärkere Superrechner punkten, doch hier stößt der Benchmarktest langsam an seine Grenzen. “Beim Jaguar muss über 24 Stunden durchgehend gerechnet werden”, erklärt Meuer.

Teilausfälle am System in dieser Zeit können das Ergebnis verfälschen und der Supercomputer steht solange nicht für andere Aufgaben zur Verfügung. Der Zeitaufwand für Linpack wird mit zukünftigen Systemen weiter steigen. “Bei zehn Petaflops kommt die Benchmark-Dauer in die Größenordnung einer Woche”, sagt Meuer. Daher wird es in absehbarer Zeit notwendig werden, für die Top500-Liste eine Alternative zu Linpack zu finden.

Grundsätzlich ist Linpack zum Aufzeigen von Trends in kompakter Form, aber nicht als Entscheidungsbasis bei der Suche nach einem Superrechner gedacht. “Für die Auswahl eines Systems sind andere, umfangreichere Benchmark-Suiten besser geeignet”, betont Meuer.

Silicon-Redaktion

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