Forscher entwickeln Alternativen zu Kopierschutz

Im Gegensatz zu DRM soll das Anfertigen von Kopien den Nutzern hierbei nicht zusätzlich erschwert und so etwa die Nutzung der digitalen Inhalte auf mehreren Geräten ermöglicht werden. Dass dadurch theoretisch die Weitergabe von Dateien erleichtert wird, sehen die Forscher nicht als wesentliches Problem. “DRM kann Raubkopien ohnehin nicht komplett unterbinden”, meint Thierry Rayna vom Internet Centre am Imperial College London.

DRM stößt wegen Datenschutzbedenken und Problemen bei Kopien für den eigenen, legalen Gebrauch auf Konsumenten-Gegenwind. “Das Filesharing wird aber nicht wirklich unterbunden”, meint Rayna. Geknackte Dateien finden ihren Weg auf entsprechende Plattformen. Das illegale Verteilen von Download-Inhalten will ein Ansatz der britischen Forscher für Nutzer unattraktiv machen. Dieser sieht vor, dass jedes digitale Produkt mit einem speziellen Code geschützt wird. Er verhindert, dass mehrere Kopien der Datei – etwa ein Film oder Buch – auf mehr als einem Gerät gleichzeitig genutzt wird. “Der Nutzer kann die Datei also einfach auf all seine Geräte kopieren und nutzen, wo er gerade will”, sagt Rayna. Sie aber öffentlich zugänglich zu machen, wäre nicht im Sinn des Käufers, da die Datei dann wohl ständig aufgrund versuchter Mehrfachnutzung gesperrt würde. Gleichzeitig ist dieser Schutz völlig anonym, da bei der Prüfung nur der Schutzcode übermittelt wird.

Die zweite Idee der Briten setzt nicht darauf, die Anonymität zu wahren, sondern die Preisgabe persönlicher Daten und des Nutzerverhaltens zu belohnen. Sie ist speziell für wiederholt nutzbare Downloads wie Musikstücke, Spiele oder Software gedacht. Der Nutzer lädt zunächst nur die Datei herunter. Nach einer Testperiode wird dann der endgültige Preis danach festgelegt, wie stark der Download verwendet wurde. “Wir arbeiten derzeit an einem Algorithmus, der die Kosten ermittelt”, sagt Rayna. Bei massiver Nutzung des Downloads könnte sich zwar rechnerisch ein Wert über dem normalen Marktpreis ergeben, doch der Preis würde im Modell der Forscher entsprechend gedeckelt. “Wer ein Produkt wirklich mag, sollte auch gewillt sein, den Marktpreis zu zahlen”, meint der Wissenschaftler gegenüber pressetext. “Wer beispielsweise einen Song nicht besonders und kaum hört, würde dann auch weniger bezahlen”, so Rayna weiter. Mit diesem System würden die Anwender aber zumindest geringe Beträge für Produkte zahlen, die sie sonst vielleicht gar nicht ausprobieren oder allenfalls illegal beziehen würden. Dadurch sollen wiederum die Inhalte-Anbieter von dem Modell profitieren.

Eine wissenschaftliche Arbeit über die DRM-Alternativen haben Rayna und Ludmila Striukova vom Department of Management Science and Innovation am University College London in einem Beitrag im ‘International Journal of Intellectual Property Management’ (IJIPM)veröffentlicht.

Silicon-Redaktion

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