Geht die deutsche IT-Industrie als Sieger aus der Finanzkrise hervor?

“Nach einem weiterhin schweren Jahr 2009 realisiert die deutsche IT-Branche bis zum Jahr 2020 Wachstumsraten von durchschnittlich 3,9 Prozent pro Jahr und liegt damit knapp 0,5 Prozent über dem zu erwartenden Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP)”, so A.T. Kearney-Partner Holger Röder. “Der Bereich Embedded Systeme – also IT in Produkten – wird mit durchschnittlich 8,5 Prozent pro Jahr am rasantesten wachsen – und dabei zahlreiche Arbeitsplätze für hoch qualifizierte Mitarbeiter schaffen, die mittelfristig nicht in Niedriglohnländern ausgelagert werden können.”

Gerade in diesem Bereich bestehe jedoch für die IT-Unternehmen noch ein enormer Nachholbedarf. Fehlende Industriestandards für den IT-Einsatz in Produkten verteuerten und verlangsamten die Entwicklung und führten in der Nutzung zu hohen Betriebsaufwänden.

Ein weiterer wesentlicher Wachstumstreiber für die IT-Industrie liege in der Entwicklung neuer Arten individueller, meist webbasierter Anwendungen zur Kundenkommunikation wie zum Beispiel ‘x 2.0’ und Business-to-Business-Schnittstellen. Dabei gehe es vor allem um eine verbesserte Kundenpflege und -kommunikation, die zu einem zentralen Erfolgsfaktor auf Seiten der Kundenindustrien avancierten.

“Der E-Commerce ist tot, es lebe der E-Commerce – allerdings in stark weiterentwickelter Form. Den Kunden in Prozesse einzubeziehen, ihm gar Aufgaben zu übertragen, die ‘Customer Energy’ zu nutzen, sind die Themen der Zukunft”, so Eul. Die Investitionen für solche Applikationen würden mit etwa 6,2 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich wachsen und bis 2020 ein Marktvolumen von 17,1 Milliarden Euro erreichen.

“Bis 2020 tritt die IT an die Speerspitze erfolgreicher Unternehmen. Die Kanäle zum Kunden werden von digitalen Medien beherrscht, durch IT verschmilzt der Kunde immer mehr mit seinem Lieferanten, er wird geradezu eingekreist”, so Röder. Softwarehersteller müssten sich hier auch auf neue Software-Lebenszyklen einstellen. Während beispielsweise ERP-Lösungen zum Teil zehn Jahre und länger im Einsatz seien, hätten Kundenportale einen wesentlich kürzeren Lebenszyklus. “Ob damit ein Zeitalter der ‘Wegwerfsoftware’ anbricht, bleibt abzuwarten. Fest steht allerdings, dass die IT-Anbieter hier bedarfsgerechte Angebote entwickeln müssen”, folgerte Röder.

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Silicon-Redaktion

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