Fremdenführer für Business Intelligence

silicon.de: Wir haben ja bereits das Thema SaaS angeschnitten. Wird ein BI-Projekt denn durch diese neue Delivery-Form erschwert.

Schwarz: Das kommt darauf an. Bei manchen Daten ist es nicht so kritisch, wenn sie außerhalb der Unternehmensfirewall gelagert werden. Bei anderen will das Unternehmen die Kontrolle über die Daten behalten. In diesem Fall muss ein SaaS-BI über die Firewall auf die Daten zugreifen. Das ist zwar schwierig, aber es geht. Und schließlich gibt es Anwendungen, die ein Unternehmen unter gar keinen Umständen herausgeben will. Dann wiederum müssen Anwendung und BI-Lösung beide On-Premise betrieben werden. Daher muss man in der BI-Welt sowohl reines SaaS wie auch Hybrid-Strukturen aber eben auch On-Premise beherrschen. Wir können zum Beispiel mit Crystalreports.com Informationen aus jeder Quelle hinzufügen. Außerdem haben wir auch die Möglichkeit, die Zugriffsrechte auf die Informationen zu verwalten. Was wir derzeit noch nicht On-Demand ausliefern können, ist die In-Memory-Technologie.

silicon.de:Wie hoch ist derzeit die Verbreitung von On-Demand-BI?

Schwarz: Natürlich sind wir hier noch in einer sehr frühen Phase und haben noch lange nicht das Niveau erreicht, wie wir es bei On-Premise-Applikationen sehen. Aber es ist bereits Realität. Wir haben im BI-Umfeld derzeit 300.000 SaaS-User.

silicon.de: Was behindert derzeit die Verbreitung von SaaS-BI? Sind es Sicherheitsbedenken?

Schwarz: Sicherheit ist ein zentrales Thema. So muss man als Hoster achtgeben, dass in einer Multi-Tenant-Umgebung die Daten der einzelnen Nutzer wirklich klar voneinander getrennt sind. Damit hatten viele BI-Anbieter in der Vergangenheit zu kämpfen. Aber es gibt auch technische Fragen. Denn wenn man die Daten wirklich von der Anwendung trennt, bekommt man Performance-Probleme.

silicon.de: Wo sehen Sie den nächsten großen Trend im BI-Umfeld?

Schwarz: In der Welt des modernen Unternehmens werden nicht mehr einzelne Menschen zusammen arbeiten, sondern ganze Gruppen von Menschen, die ständig Informationen austauschen. Dabei können sie Informationen teilen oder beispielsweise auch in einem gemeinsamen Arbeitsumfeld ein Problem analysieren. Man kann sich das vielleicht so vorstellen wie ein Facebook für das Unternehmen. Erst kürzlich hat SAP daher mit “12Sprints” eine Kollaborationsplattform als Public Beta-Version auf den Markt gebracht. Vom “Look and Feel” ähnlich wie GoogleWave erlaubt sie es BI-Fachkräften und Mitarbeitern, die mit den prozessorientierten Anwendungen arbeiten, einen Arbeitsplatz mit gemeinsam Tools zu teilen, BI-Technologien zu verwenden, um Informationen zu analysieren, Expertenrat einzuholen und gemeinsam Analysen durchzuführen.

silicon.de: Ich habe in Wien auf der TechEd ein Portal von dem Öl-Unternehmen Valero gesehen, das stark in diese von Ihnen genannte Richtung geht. Anwender können sich dabei ihre eigenen Arbeitsumgebungen zusammenstellen, das klingt erst mal gut. Das Problem aber, das ich mit solchen Ansätzen habe ist, wie stelle ich sicher, dass jeder wirklich die relevanten Informationen dargestellt bekommt?

Schwarz: Valero hat ein Portal gebaut, das vollständig anpassbar ist. Man kann jede Anwendung, jede Information in seinen Bereich ziehen, die man braucht, um seinen Job zu machen. Man muss aber als Anwender nicht alles auswählen, sondern kann sich auf das beschränken, was man für seine Aufgabe braucht.

silicon.de: Ja, aber das ist ja genau die Frage, welche Informationen brauche ich denn?

Schwarz: Das ist genau der Grund, warum wir Guided Navigation haben – damit jeder findet, was er sucht und dann eben auf einen speziellen Report verweisen kann. Valero hat ein frühes und sehr interessantes Projekt. Aber es ist eben, wie sie sagen, nur ein Portal. Was ich meine, ist eine Plattform, auf der man die Informationen mit anderen Menschen teilen und Probleme mit gemeinsamen Tools lösen kann. Auch kann man Kollegen in den eigenen Bereich einladen, um ihnen die Informationen zu zeigen, die man selbst sieht. Es ist damit sogar möglich, Informationen von außerhalb des Unternehmens zu importieren und auch Tools aus dem Web zu ziehen, die einem bei der Lösung von bestimmten Problemen helfen. Unser Ansatz ist also ein sehr umfassender.

silicon.de: Herr Schwarz, wir danken für das Gespräch.

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Silicon-Redaktion

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