Die Antwort nach langer, reiflicher Überlegung: Ja, ist mir vollkommen Wurscht. Ich lade Sie ein, meine Facebook-Seite zu besuchen und sich mit mir zu befreunden. Aber ich warne Sie: Seit ich Facebook mit privaten Fotos und Beifallsbekundungen füttere, wird mir gewahr, wie langweilig ich bin. Ich bin auch nur ein Mittelspurfahrer des Lebens, zeitweilig ein Polo auf der Überholspur, aber kein herausragender Fels des Intellekts, kein Astronaut oder Polarforscher. Für mich steht mittlerweile fest: Der schlimmste Effekt, den Facebook auf einen selber haben kann, ist Selbsterkenntnis. Die kann bitter sein. Ansonsten macht es zugegebenermaßen einfach Spaß, sich mit Freunden und Kollegen auszutauschen, die man teilweise für Jahre aus den Augen verloren hat. Facebook ist einfach lustig.

Das Gegenargument zu Facebook – und das will ich gar nicht unterschlagen, im Gegenteil, jahrelang hat es meine Einstellung gegenüber den Myspaces und Lokalisten dieser Welt bestimmt – lautet, dass sobald ein unfreundliches, möglicherweise totalitäres Regime an die Macht kommt – sowas kann schnell gehen, einmal beim Volksentscheid ein paar Kreuzchen zu viel an der falschen Stelle gemacht – dann werden viele von uns für ihre liberalen Ansichten gegrillt. Dank Facebook! Da steht ja, dass ich was gegen Schwulenhasser, Pharisäer und Kontrolletis habe.

Aus diesem nachvollziehbaren Grund heraus bevorzugen viele von uns den Weg des Biedermeiers, in denen die Gedanken frei waren, sie aber niemand erraten konnte. (Heute werden einem die Gedanken ja vorzugsweise volle Socke in die Fresse geknallt. Etwa wenn Sie meine Facebook-Seite besuchen. Oder diesen Wochenrückblick lesen. Sorry!) Wie Deutschen kennen die Gefahren des Informationssammelns und der ganze Gestapo/Stasi/CSU-Rattenschwanz besser als die meisten Nationen. Mit Ausnahme der Russen, Spanier, Griechen, Portugiesen, Chilenen, … na eben allen, die schon mal die Vorzüge einer Diktatur genießen durften. Inklusive Folter und Massenmord. Und drum nehmen wir die Amis in der Beziehung als recht blauäugig wahr. Ist alles verständlich. Aber ganz ehrlich: Ich will mich nicht mehr verstecken. Sonst hätte die Gestapo/Stasi/CSU doch noch gewonnen.

Übrigens finden Sie seit kurzem auch silicon.de auf Facebook. Ich weiß noch nicht Recht, was damit anfangen. Aktuell lesen Sie dort nichts anderes als auf unserer Seite auch. Zumal Sie, liebe Leser, mir immer wieder erklären, dass Sie dieses ganze Social-Media-Gedöns für bestenfalls überflüssig, schlechtestenfalls gefährlich halten. Hat auch unsere silicon.de CIO Jury so gesehen. Aber ich will ein Sprungbrett in die Zukunft installiert wissen. Vielleicht fällt uns ja noch was Tolles damit ein. Anfangs haben wir Bilder aus der Redaktion eingestellt, als Mehrwert sozusagen. Damit Sie wissen wie’s bei uns aussieht. Aber nach dem dritten schlafende-Hund-Foto war’s dann auch gut. Unser Arbeitsplatz ist so langweilig wie Ihrer. Ich sag ja: Erster Zugewinn durch Facebook ist Selbsterkenntnis.

Ich wollte dann unsere weiblichen Mitarbeiter zu freizügigeren Bildern animieren, alleine: da hatte unsere amerikanische Mutter was dagegen. Und die Mitarbeiterinnen auch. Mich oder Herrn Schindler ohne Hemd will keiner sehen, weißauchnichtwieso, das fällt also auch aus. Außerdem lehrt die Geschichte Zurückhaltung: In der letzten Penthouse-Ausgabe unter Regie des mittlerweile leider in Österreich abgetauchten, nichtsdestoweniger legendären Kurt Molzer haben sie die eigene Assistenz nackig gemacht. Ich erinnere mich gut. Aber wie gesagt: Es war die letzte Ausgabe unter der Regie von Kurt. Diesen Weg will ich nach Möglichkeit vermeiden.

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Silicon-Redaktion

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