TomorrowNow-Prozess: Apotheker offenbar untergetaucht

Vor Gericht drängten die SAP-Anwälte in Ellison, zu quantifizieren, wie viele Kunden Oracle mit dem Angebot von TomorrowNow verloren hätte. TomorrowNow, eine SAP-Tochter, hatte günstigeren Third-Party-Support für die Oracle-Suiten Peoplesoft und JD Edwards angeboten.

Ellison hatte vor Gericht offenbar versucht klar zu machen, dass zwischen 20 und 30 Prozent der Peoplesoft-Kunden wegen SAPs TomorrowNow abgesprungen seien. Ellison sprach von über 300 Anwendern, die gewechselt hätten. Somit fordert Oracle eine Milliarde Dollar von SAP als Wiedergutmachung.

Allerdings sind diese Zahlen zweifelhaft, denn viele Peoplesoft-Anwender wechselten vor allem wegen der Übernahme durch Oracle. Zudem könne Ellison keine Dokumente vorlegen, die diese Aussagen stützen. “Ich schreibe so etwas nicht auf”, erklärte er. Ellison erklärte, dass die von TomorrowNow gestohlenen Dokumente und Dokumentationen etwa 4 Milliarden Dollar wert gewesen wären.

Um die Position zu unterstreichen, versucht Oracle derzeit auch mit aller Macht den ehemaligen CEO Léo Apotheker vor Gericht zu bringen. Apotheker leitet inzwischen das Oracle-Konkurrenz-Unternehmen HP und sieht in dem Beharren auf das Erscheinen Apothekers in erster Linie eine Rufmord-Kampagne Oracles. Von HP heißt es, dass Oracle erst seit der Benennung Apothekers zum HP-Chef auf dessen Anwesenheit vor Gericht bestehe. Und Apotheker zeigt derzeit wenig Neigung, auch tatsächlich vor Gericht zu erscheinen. Zumal, wie SAP bereits mehrmals mitteilte, die Datenübergriffe zu einer Zeit stattgefunden hätten, als SAP nicht unter der Leitung Apothekers stand.

Der Branchendienst Gizmodo meldet nun, dass man auch bei HP offenbar nicht wisse, wo sich Apotheker aufhält. Der Deutsche sei seit einer Woche untergetaucht. Reuters berichtet indes, dass Oracle inzwischen Privatdetektive engagiert habe, um den Aufenthaltsort des neuen HP-Chefs aufzuspüren. Diese Detektive sollen Apotheker dann die gerichtliche Vorladung persönlich übergeben. Laut Wall Street Journal soll es sich dabei jedoch nicht um Privatdetektive, sondern um einfache Gerichtsdiener handeln.

Oracle jedoch hält es laut Reuters für angemessen, Apothekers Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Oracle wirft SAP vor, Apotheker zu verstecken. Oracle scheint sich offenbar viel von Apothekers Aussage zu versprechen und hat daher auch eine Vorladung ausgestellt, die aber in den USA nicht vom Gericht, sondern von der gegnerischen Partei ausgestellt werden.

Silicon-Redaktion

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