Symantec-CEO: “Cloud-Hype hat sich gelegt”

silicon.de: Herr Salem, Symantec ist für viele immer noch ein Gemischtwarenladen, ähnlich wie einstmals Computer Associates. Was verbindet etwa Symantecs Backup-Software mit den Security-Produkten?

Salem: Der Brückenschlag über alle Lösungen hinweg ist der informationszentrische Ansatz. Nur bei uns stehen die Sicherheit und der Schutz aller Informationen im Vordergrund der Anwendungen.

silicon.de: Das ist ein wenig allgemein formuliert. Haben Sie ein Beispiel dafür?


Salem auf der ‘Symantec Vision’ (Las Vegas, Mai 2011). Bild: Harald Weiss

Salem: Aber ja. Nehmen wir Ihre Frage nach Backup und Security. Unsere neue Version ‘Backup Exec R3’ adressiert vor allem die Probleme von Backups in virtuellen Umgebungen. Das ist aber nicht nur ein Datenmanagement-Problem, sondern im hohen Maße auch ein Sicherheitsproblem. Denken Sie nur an die Auflagen bei der Speicherung von Daten in der Cloud – wo ja Virtualisierung eine besonders große Rolle spielt. Wir verbinden hier unser Know-how im Bereich Risiko- und Compliance-Management mit der Backup-Software. Und damit sind wir einzigartig.

silicon.de: Stichwort Virtualisierung. Ist das nicht langsam ein alter Hut, wo doch alle Zahlen zeigen, dass die Virtualisierungsrate überall deutlich ansteigt?

Salem: Ja und nein. Virtualisierung ist heute Mainstream geworden und die Kostenvorteile sind allgemein unbestritten. Doch mit der Einführung auf breiter Front sind neue Probleme aufgetaucht. Beispielsweise geht die Transparenz über die einzelnen Applikationen verloren. Automatisches Verschieben von Applikationen kann unter Umständen dazu führen, dass die Anwendung auf zu schwachen Maschinen landet oder dass Compliance-Regeln missachtet werden und vieles mehr. Wir bieten jetzt eine Lösung dafür, die wir ‘V-Ray’ nennen, weil damit eine Art Röntgenbild aller Abläufe in einer virtuellen Umgebung entsteht.

silicon.de: Hierzu haben Sie eine Kooperation mit VMware vorgestellt. Worum handelt es sich genau?

Salem: Für bestehende ‘vCenter’-Anwender bieten wir ein V-Ray-Plugin und bei den neuen Kunden ist dieses Plugin standardmäßig integriert.

silicon.de: Von der Virtualisierung zum Cloud Computing ist es nur ein kleiner Schritt. Wie sehen Sie den Stand dieser Nutzung und die weitere Entwicklung?

Salem: Der einstige Hype hat sich gelegt. CIOs haben inzwischen eine realistische Einschätzung darüber, was Cloud-fähig ist und was nicht. Trotzdem – oder gerade deshalb – wird Cloud Computing noch rasant zunehmen.

silicon.de: Mit dem Datendiebstahl bei Sony und dem Datenverlust bei Amazon gab es soeben zweimal May-Day für die Cloud-Provider. Ist die Cloud-Technologie noch nicht ausgereift, oder haben die beiden Anbieter nur geschlampt?

Salem: Ich weiß keine Details über beide Vorfälle. Aber ich kann sagen, dass es genügend technische Schutzmaßnahmen gibt, um solche Katastrophen zu vermeiden oder sie zumindest abzumildern. Bei Sony hätte beispielsweise eine vollständige Verschlüsselung aller Daten den Schaden erheblich begrenzt.

silicon.de: Sie sehen also die heutigen Cloud-Probleme vor allem bei den Anbietern?

Salem: Teilweise ja. Nicht alle Clouds sind gleich, und nicht alle Cloud-Provider legen bei sich die hohen Maßstäbe an, die deren Kunden erwarten.

silicon.de: Das heißt, die beiden jüngsten Fälle haben der Cloud-Verbreitung erheblich geschadet?

Salem: Nein, eher umgekehrt. Hier wurde deutlich, dass Cloud Computing eine ganz normale IT-Welt ist – mit allen Problemen, die wir in der IT-Welt gewohnt sind. Für die IT-Chefs heißt es jetzt nicht mehr ‘Nur-Cloud oder Nie-Cloud’, sondern ‘Cloud nur dort, wo es Sinn macht’. Das führt dann ganz schnell zu der Frage: Wo ist die Sicherheit und Zuverlässigkeit gegebenenfalls besser, beziehungsweise, wo kann man daran Abstriche machen, um sehr viel Geld zu sparen?

Silicon-Redaktion

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