August-Wilhelm Scheer, Bild: Bitkom

Er wolle sich weiterhin unternehmerisch betätigen, kündigte Scheer gegenüber dem IT-Gipfelblog des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts an. Er wolle mehr junge IT-Unternehmen fördern und zugleich die vorhandenen Firmen in ihrem Wachstum unterstützen, so etwa bei der Internationalisierung. “Ich möchte das ganze Netzwerk in den kommenden fünf bis zehn Jahren auf eine Größe von 500 bis 1000 Mitarbeitern wachsen lassen.”

Cloud Computing sei auch gerade für deutsche IT-Unternehmen eine große Chance, die Internationalisierung durchzuführen, sagte Scheer. Zudem sei es wichtig, in Partnerschaften zu denken. So sei Microsoft nur dank der Partnerschaft mit IBM so groß geworden. Auch SAP habe große Partnerschaft gehabt – mit Siemens, mit IBM, mit HP und mit großen Consulting-Unternehmen.

Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung räumte Scheer ein, dass nicht alle Blütenträume seiner Amtszeit reiften. So sei die Idee gescheitert, 100 kleine deutsche Software-Unternehmen so zu fördern, dass sie jeweils eine Größe von 100 Millionen Euro Jahresumsatz erreichen. Eine Schwierigkeit in Deutschland sei, dass viele erfolgreiche kleine IT-Unternehmen zu früh verkauft würden, so Scheer. Die Käufer säßen oft im Ausland und kümmerten sich nicht darum, die Entwicklung in Deutschland fortzuführen. Jüngstes Beispiel sei der Verkauf des SaaS– und Cloud-Computing-Anbieters Visionapp an die Allen Systems Group.

Die Frage, ob Deutschland in Sachen ITK auf dem richtigen Weg sei, beantwortete Scheer nicht mit einem eindeutigen “Ja” oder “Nein”. Insgesamt sei die Aufmerksamkeit der Politik für die ITK-Branche in den vergangenen Jahren stark gewachsen – was unter anderem die Einsetzung eines Bundes-CIO und die Serie jährlicher IT-Gipfel zeige.

Das Silicon Valley erfinde sich mit seiner Konzentration von Elite-Universitäten, Venture-Capital-Gesellschaften und großen Unternehmen jedoch immer wieder neu. “In Deutschland gehen wir mit Blick auf diese Kombination manchmal auch einen Schritt zurück.” So sei das Venture-Capital in Deutschland tendenziell rückläufig. Zudem sollten Unternehmen F&E-Ausgaben von der Steuer absetzen können.

Deutschland brauche einen stärkeren IT-Sektor, weil die IT der Innovationstreiber der Zukunft sei, so Scheer. “Viele Unternehmen sind in Deutschland allein deshalb entstanden, weil sie Produkte rund um das Angebot von SAP entwickeln. SAP ist aber schon 40 Jahre alt. Wir brauchen mehr solche Erfolge wie SAP.”

Scheer lehrte von 1975 bis 2006 an der Universität des Saarlandes und gründete dort eines der führenden Institute für Wirtschaftsinformatik in Deutschland. Mit dem ARIS-Konzept schufen Scheer und die von ihm 1984 gegründete IDS Scheer AG ein neues Verfahren für die Gestaltung betrieblicher Informationssysteme, das heute in großen und mittelständischen Unternehmen eingesetzt wird. IDS Scheer wurde im Juli 2009 von der Software AG übernommen.

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Silicon-Redaktion

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